Sturm Graz zeigte im Spitzenspiel Salzburg den Meister! In einer Art, in der es keiner erwartet hätte: „Wir haben anständig Grüß Gott gesagt“, kommentierte Trainer Christian Ilzer lächelnd die von 15.000 Sturm-Fans umjubelte 5:0 (2:0)-Gala mit der besten Saisonleistung. Salzburg kassierte innerhalb von sechs Tagen neun Tore, erzielte keines, verlor noch höher als in der Champions League. Es war Salzburgs größtes Debakel seit dem legendären 0:7 gegen Raoid am Ostersonntag 2008, das damals den Meistertitel kostete. Jetzt kann Salzburg nicht mehr zur Tagesordnung übergehen, so tun, als wäre alles in Ordnung. Das versuchte Sportchef Bernhard Seonbuchner via“Sky“ noch vor dem Spiel, nachher gestand er, dass es viele Fragezeichen gibt, man sich zur Analyse zusammensetzen müsse. Trainer Pep Lijnders gab zu: „Wir sind nur ein Schatten von uns selbst. Ich habe viele Fragen im Kopf.“
Vor allem sollte sich der Holländer selbst fragen, warum er bei seiner riskanten Taktik bleibt, so hoch attackieren lässt, obwohl sich das zuvor schon dreimal nicht bewährte (Niederlagen gegen Rapid, Sparta Prag und Brest). Er stellte gegenüber der Heimpleite gegen Brest auf drei Positionen um, ersetzte Kamil Piatkowski, Lucas Gourna-Douath und Bobby Clark durch Hendry Blank, Nicolas Capaldo und Liverpool-Leihgabe Stefan Bajcetic. Im Abwehrzentrum begannen der 20 jährgie Samson Baidoo und der ein Jahr jüngere Blank. Bei Sturm kam der in der Champions League gesperrte Dimitri Lavalee als Linksverteidiger hinein, begann Seedy Jatta als zweite Spitze neben Mika Biereth. Jatta erzielte aus einem Konter nach einem Eckball für Salzburg das erste Tor, das wegen Abseits nicht zählte. Doch es zeigte wieder einmal: Das Thema absichern oder Restverteidigung existiert bei Lijnders offenbar nicht. Das muss man ihm zum Vorwurf machen. Genauso wie Seonbuchner die Kaderzusammenstellung.
Salzburgs Untergang begann nach 17 Minuten, als der 18 jährige Malick Yalcouye aus 17 Metern mit links erstmals für Sturm traf. Nach einer nicht ganz geglückten Kopfabwehr von Baidoo. Nur 13 Minuten später gab es das erste von drei Toren des Dänen Mika Biereth, der mit insgesamt sieben die Führung in der Schützenliste übernahm. Biereth kam nach Flanke von Lavalee zwischen Baidoo und Blank zum Kopfball, der an die Innenstange ging, von dort auf die linke Hand von Tormann Janus Blaswich und weiter hinter die Linie sprang. Zur zweien Hälfte ersetzte Piatkowski den überforderten Blank und leitete mit einem Fehlpass im Spielaufbau den zweiten Biereth-Treffer zum 3:0 ein.
Sturm hätte sogar noch höher gewinnen können. Salzburg fand offensiv nie statt, den ersten Schuss bekam Sturm-Tormann Kjell Scherpen erst nach 85 Minuten zu halten. Bis zur Pause spielte Salzburg im Angriffsdrittel mehr Passes als Sturm, gab jedoch nur einen Schuss in Richtung Tor ab. Sturm hingegen elf. Man kann Sturms Machtdemonstration auch als Abschiedsgeschenk für Sportchef Andreas Schicker sehen. Er ist mit Hoffenheim einig, die Klubs sind es nicht, wie Sturms Präsident Christian Jauk versicherte. Da gab es wohl um die Höhe der auf jeden Fall siebenstelligen Ablöse. Seinen „Plan B“ ohne Schicker wollte Jauk noch nicht verraten.
Foto: Red Bull Salzburg/Schaad.