Fußball

1,3 Milliarden für Neue: England machte früher Schluss! Arnautovic hat noch acht Tage Zeit

Keine andere Liga in Europa gab so viel Geld für Neuerwerbungen aus wie die Premier League. 1,3 Milliarden Euro sind es, obwohl der Showdown in England heuer erstmals drei Wochen früher stieg. Der berühmte Transferschluss war bereits Donnerstag um 18 Uhr. Im Finish drehte der völlig überhitzte Markt  noch einmal durch. Wie die Wahnsinnssumme von 80 Millionen Euro beweist, die Chelsea auf den Tisch von Athletic Bilbao in Spanien legte, um die Ausstiegsklausel  auf den 23jährigen Torhüter Kepa Arrizabalaga zu ziehen. Damit löste der Baske den den Brasilianer Alisson als teuersten Keeper der Welt ab. Liverpool zahlt für ihn erst vor wenigen Wochen an AS Roma 75 Millionen. Die Nummer zwei Spaniens bei der WM hinter David de Gea erhielt bei Chelsea einen Siebenjahresvertrag, folgt auf den Belgier Thibaut Courtois, der seinen Wunsch durchsetzte, ein Jahr vor Vertragsende zu Real Madrid wechselte.  Vor Chelsea stand Courtois auch bei Atletico Madrid im Tor. Für den besten WM-Tormann berappte der Champions League-Sieger „nur“ 35 Millionen, verlieh als Draufgabe den in Linz aufgewachsenen kroatischen Vizeweltmeister Mateo Kovacic für ein Jahr an die „Blues“.

Das Zocken bei Transfers bis zum Schlussakkord bringt auch Risken  mit sich. Vor drei Jahren traf das Bestätigungsfax für den Wechsel de Geas von Manchester United zu Real Madrid zu spät ein, ganze 14 Sekunden brachten letztes Jahr den Transfer Adrien Silvas von Sporting Lissabon zu Leicester zum Platzen. Manchester United und Leicester bestreiten Freitag Abend das Eröffnungsspiel der Saison, der Beginn der Abschiedstournee von Österreichs Ex-Teamkapitän Christian Fuchs durch die Premier League. Sein Vertrag läuft mit 30.Juni 2019 aus, danach wechselt der 32jährige zu Frau und Kindern nach New York, wird in der Major League Soccer weiter spielen: „Ich werde jede Sekunde genießen“, behauptete er, will sich auf sportliche Prognosen, was zum Abschied zu schaffen ist, lieber nicht einlassen: „Diese Liga ist so ausgeglichen, da kann man nichts vorhersagen, das macht ihren Reiz aus.“

Kein Risiko ist bei der Prognose dabei, dass Meister Manchester City, der Stadtrivale United, Liverpool, Tottenham, Chelsea und Arsenal den Meistertitel unter ich ausmachen. Bei den Londoner „Kanonieren“ gab es die größten Umschichtungen: Dem 71jährigen US-Milliardär Stan Kroenke gehören seit Anfang der  Woche 97 Prozent von Arsenal, da er die 30 Prozent des Russen Alisher Ushmanow um 600 Millionen kaufte. Kroenke besitzt in den Staaten auch Vereine im American Football (LA Rams), im Basketball (Denver Nuggets) sowie im Eishockey (Colorado Avelanche). Nach 22 Jahren sitzt Arsene Wenger nicht mehr auf der Trainerbank, sein Nachfolger  Unai Emery kam von Paris St.Germain, hat mit dem bisherigen Leverkusen-Goalie Bernd Leno eine neue Nummer eins im Tor, mit dem Schweizer Teamkapitän Stephan Lichtsteiner und dem Griechen Sokratis neue Abwehrspieler, die von Juventus und Borussia Dortmund kamen. Pep Guardiola setzt bei Manchester City auf sine Meisterelf, begnügte sich mit dem 67 Millionen-Kauf Riyad Mahrez von Leicester City. Bei Tottenham dreht sich weiter alles um den Mittwoch zum zweiten Mal Vater einer Tochter gewordenen Torjäger Harry Kane, Chelseas neuer Trainer Maurizio Sarri brachte von Napoli Mittelfeldspieler Jorginho mit. Bei Manchester United leistete sich zum Unwillen von Trainerstar Jose Mourinho mit dem Brasilianer Fred von Ukraine-Meister Schachtjor Donezk nur einen prominenten Neuen, gilt daher bei den Experten gar nicht als so heißer Titelkandidat. Am meisten kaufte Jürgen Klopp für Liverpools Titelhoffnungen: Alisson für fas Tor, für das Mittelfeld den Ex-Salzburger Naby Keita, der schon geadelt wurde, weil er als erster  nach der Klubikone Steven Gerrard dessen Rückennummer acht bekam und den Brasilianer  Fabiano von Monaco sowie als Alternative im Angriff den Schweizer Xherdan Shaquiri. Für ihn ein Quantensprung, vom Absteiger Stoke zum Finalisten der Champions League zu wechseln. Kostenpunkt des Aufrüstens: Rund 200 Millionen. Im Winter gab Klopp für die holländische Kante Virigil van Dijk 78,8 Millionen aus, machte ihn zum teuersten Abwehrspieler der Welt. Sagt genug über die gewaltigen Ambitionen.

Die Klubs der österreichischen Legionäre kommen da nicht mit. Weder Leicester, obwohl Donnerstag zum Abschluss für zwei Innenverteidiger 35,4 Millionen ausgegeben wurden: 14.4 für den Kroaten Filip Benkovic von Meister Dinamo Zagreb, 21 Millionen für den Türken Caylor Soyüncü, den Freiburg vor zwei Jahren vom Zweitligisten Alitnordur Izrmir um 2,7 Millionen kaufte. Noch Watford, wo es für Abwehrchef Sebastian Prödl weiter nur ein Ziel geben kann: Nicht in Abstiegsgefahr kommen. Der Steirer ist inzwischen der einzige Österreicher beim Londoner Klub, da der ehemalige U21-Tormann Daniel Bachmann nach Schottland an Kilmarnock verliehen wurde. Brighton & Hove, der Klub von Ex-Teamverteidiger Markus Suttner, griff in der zweiten Saison nach dem Aufstieg beim Ex-Salzburger Bernardo und einem Dänen zu, der auch Rapid angeboten wurde: Dem 20jährigen Anders Dreyer, bei Esbjerg Schützenkönig der zweiten dänischen Liga Brighton war er zum Unterschied von Rapid eine siebenstellige Ablöse wert, auch wenn er vorerst nur für die U23 geplant sein soll. West Ham, United der Verein von Marko Arnautovic (Bild oben) investierte einiges für eine bessere Saison als letztes Jahr: Polens Ex-Teamkeeper Lukasz Fabianski von Absteiger Swansea, der Brasilianer Felipe Anderson von Lazio Rom, von Arsenals Mittelfeldspieler Jack Wilshere  und den spanischen Stürmer Lucas Perez sowie die ukrainische Diva Andreij Yarmolenko, Ex-Schützling von Peter Stöger bei Borussia Dortmund, Dieses „Paket“ kostete einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Der neue Trainer, der Chilene Mauricio Pellegrini, kassiert bei seinem Comeback in der Premier League 7,7 Millionen pro Saison, unterschrieb für drei Jahre. Trotzdem scheint der Londoner Traditionsklub bei den Quoten für den neuen Meister nur als 150:1-Außenseiter auf. Hinter Aufsteiger Wolverhampton. Der Start für West Ham ist heftig: Sonntag an der Anfield Road beim FC Liverpool.

Die Spekulationen, wonach West Ham seine Einkäufe teilweise mit einem Verkauf des  von den Fans zum Spieler der Saison gewählten Arnautovic finanzieren wird, erfüllten sich bisher nicht. Allen Ankündigungen über das Interesse von Mourinho und Manchester United folgten keine Taten. Jetzt bleiben noch acht Tage für Österreichs Teamstütze, um sich den Wunsch der Rückkehr nach Italien zu erfüllen. In der Serie A ist am 17.August Transferschluss. Verkaufen darf die Premier League bis 31. August. Es gab Kontakte zu seinem Ex-Klub Inter Mailand und AS Roma, bei Inter scheint aber das vorrangigste Projekt zu sein, Luka Modric von Real Madrid wegzulocken. Große Chancen bestehen darauf nicht. Also dürfte Arnautovic weiter seine Tore auf der Insel im West Ham-Dress bejubeln.

Italiens Liga investierte in Europa nach England am meisten in neue Stars. Eine Milliarde. Da geht Meister Juventus mit Cristiano Ronaldo  voran: 117 Millionen für Real Madrid, der Weltfußballer verdient  in Turin bis 2022 124 Millionen. Die deutsche Bundesliga begnügte sich mit 446 Millionen. Da kaufte Borussia Dortmund mit 73 Millionen am teuersten ein. Meister Bayern investierte gar nichts, gab keinen Euro aus. Leon Goretzka kam ablösefrei von Schalke. Im Gegenteil: Die Bayern haben durch den Verkauf von Arturo Vidal an den FC Barcelona sogar ein Transferplus von 30 Millionen. Das um 50 Millionen größer werden könnte, falls der Wechsel von Innenverteidiger Jerome Boateng zu Paris St.Germain klappt. Dazu muss Frankreichs Meister rasch das Problem mit dem Financial Fairplay der UEFA klären.

 

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