Eishockey

1:10 im letzten Drittel ist kein Zufall – trotzdem besser als Italien!

Die Schweiz jubelte Dienstag Abend in der Ondrej Nepela-Arena von Bratislava, die zugleich auch Zimny-Stadion heißt, nach dem 4:0 gegen Österreich über ihren besten Start in eine Eishockey-WM seit sechs Jahren mit drei Siegen in drei Spielen und 16:1-Toren. Bei Österreich folgten auf die dritte Niederlage irgendwie doch lange Gesichter. „Wir haben etwas mehr erwartet“, gestand der 19jährige Benjamin Baumgartner nach seinem erstaunlichen WM-Debüt. Für Verteidiger Dominique Heinrich, der auf 18:18 Minuten Eiszeit kam, stand außer Diskussion, „dass mit einer besseren Leistung etwas möglich gewesen wäre.“ Torhüter David Kickert fühlte sich bei seinem dritten WM-Spiel so unter Druck wie ein Jahr zuvor beim ersten, beim 0:7 2018 in Kopenhagen gegen Russland. Er hielt 41 von 45 Schüssen, beim 2:5 gegen Lettland waren es 34 von 39. Man kann den 25jährigen Wiener in Diensten der Black Wings Linz schon durchaus als einen Sieger der WM bezeichnen, obwohl Österreich dreimal verlor. Weil er bewies, dass er gut genug ist, um in der nordamerikanischen Enklave namens EBEL-Liga ein Tormann mit dem Status der Nummer eins zu sein. Fragt sich nur, ob man das in Linz  auch so sieht oder wieder einen Keeper aus Übersee verpflichtet.

Österreich verlor in allen drei Spielen das letzte Drittel mit drei Toren Unterschied -1:4 gegen Lettland, jeweils 0:3 gegen Russland und die Schweiz,, gesamt 1:10. Das ist kein Zufall. Weil es müde macht, ständig unter Druck zu stehen, Phasen in numerischer Unterzahl zu überstehen: „Sollen wir in den ersten 40 Minuten nicht so aggressiv in die Zweikämpfe gehen, um Kräfte für das letzte Drittel zu sparen? Dann kriegen wir die Tore halt schon früher“,  fiel Teamchef Roger Bilanz zu der Bilanz ein.  Gegen die Eidgenossen gab es 28 Strafminuten für Österreich.  Bader lobte das „sensationelle Penaltykilling“, erst die sechste von acht Strafen  nützte der Vizeweltmeister zum 3:0. Aber so gut das Spiel in Unterzahl, so schwach das in Überzahl. Der Trost von Kapitän Thomas Raffl: „Jetzt kommen erst die Spieler, in denen wir unsere größten Chancen haben.“ Freitag gegen Norwegen, Montag Abend gegen Italien. Die Schlüsselpartien zum Klassenerhalt. Vorerst wartet Donnerstag Weltmeister Schweden, dazwischen Tschechien am Sonntag.

Einen Grund für die glatte Niederlage gegen die Schweiz sah Bader in der Tatsache, dass sein Kollege Patrick Fischer fünf Legionäre  aus der NHL aufbieten konnte, die bei ihren Vereinen in der ersten oder zweiten Linie spielen: „Die haben wir halt nicht.“ Drei der vier Tore gingen auf das Konto der Spieler aus der besten Liga der  Welt. Donnerstag spielt Schweden sind 17 NHL-Legionären , darunter mit Verteidiger Robert Hagg und Stürmer Oskar Lindblom zwei Mitspieler von Michael Raffl bei den Philadelphia Flyers. Die klingendsten Namen haben Henrik Lundqvist, die 37jährige Tormannlegende der New York Rangers und Oliver Ekman-Larsson, der Abwehrchef der Arizona Coyotes, des Teams von Michael Grabner.  William Nylander, der 23jährige Stürmer der Toronto MapleLeafs, führt mit zwei Toren und sechs Assists die Scorerliste der WM an, Patrick Hornqvist von den Pittsburgh Penguins erzielte  mit fünf Toren zwei mehr als Österreichs Team . Weltmeister-Teamchef Rikard Groenborg  wechselte nach der WM in Baders Heimat Schweiz, übernimmt den Zürcher SC.

Vor einem Jahr fertigte sein Team in Kopenhagen Österreich 7:0 ab. Gelingt in Bratislava ähnliches? „Wir haben bisher viele Dinge auch gut gemacht“, glaubt Bader, „wissen, wo wir stehen.“ Fraglich, ob er wieder die Routiniers bringt, die er Dienstag draußen ließ: Schweden-Legionär Konstantin Komarek (Bild oben) und Thomas Hundertpfund. Wenn, dann nicht statt Baumgartner wenn man Baders Lob für den Youngster noch in den Ohren hat, „Wir sind dreimal Außenseiter, gegen Italien gibt es eine 50:50-Chance“, analysierte Bader die Situation.  Da stapelte er mit Absicht etwas tief. Gegen Schweden und Tschechien stimmt seine Einschätzung, gegen Norwegen und Italien nicht. Österreich ist auf der Tormannposition mit Kickert und Routinier Bernhard Starkbaum besser besetzt als die ebenfalls noch punktelosen Norweger nach der Absage von KAC-Meistergoalie Lars Haugen aus privaten Gründen. Es schaut danach aus, als würde Kickert  gegen Norwegen wieder dran kommen, Starkbaum gegen Schweden.  Und wer  Italien beim 0:9 gegen die Schweiz und 0:3 gegen Lettland in Bratislava sah, der muss feststellen: Österreich ist besser. Sowohl läuferisch und von der individuellen Klasse her, als auch wegen des Teamchefs. Bader hat seine Mannschaft viel besser organisiert als Italieners kanadischen Coach, Bozen.Trainer Clayton Beddoes. Die Italiener haben bisher kein Tor erzielt, 20 kassiert.

 

Foto: SPORT BUSINESS MAGAZIN.

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