Fußball

378 Tage nach 0:9 auf Platz eins: Hasenhüttl in Geschichtsbüchern!

Vier Jahre nach Christian Fuchs mit Leicester lachen zwei Österreicher von Platz eins von Englands Premier League. Ralph Hasenhüttl als erster Trainer und Richard Kitzbichler als sein Assistent. Mit dem 2:0 (1:0) von Southampton gegen Newcastle  schrieben sie österreichische Sportgeschichte. Sie konnten als Tabellenführer schlafen gehen. Und das 378 Tage nach dem historischen 0:9-Debakel im St.Mary´s gegen Southampton. Unglaublich, was Hasenhüttl und seine Mannschaft innerhalb von einem Jahr leisteten. Ohne Großeinkäufe, trotz des Abgangs von Kapitän Pierre Höjbjerg zu Tottenham.  Das verdient tiefsten Respekt. Zeigt dass der 52 jährige Grazer zu den Großen der Trainerzunft gehört.

Nach dem 0:9 hatte er mit seiner Entlassung gerechnet. Zu der kam es nicht. Ein Blick zurück auf den  25.Oktober 2019: Da lag Southampton nach zehn Runden mit nur acht Zählern auf dem Abstiegsplatz 18, 20 Punkte hinter  Tabellenführer FC Liverpool. Am 6. November 2020 eroberte Southampton, wenn auch mit einem Spiel mehr als Liverpool, Platz eins vor dem Meister, holte in acht Runden acht Punkte mehr als vor einem Jahr in zehn. Hasenhüttl baute  eine Mannschaft auf, die funktioniert, bei der die Automatismen wirken, die offenbar auch den Ausfall ihres wichtigsten Spielers, von Danny Ings verkraftet.

Gegen Newcastle spielten sieben, die vor einem Jahr 0:9 verloren hatte. In der Abwehr der Däne Yannick Vestergaard, der ausnahmsweise zum Linksverteidiger umfunktionierte Jack Stephens, im Mittelfeld James Ward-Prowse, der Spanier Oriol Romeu, Stuart Armstrong, und Nathan Redmond. Einer von ihnen erzielte acht Minuten vor Schuss sogar das entscheidende Tor zum vierten Sieg hintereinander: Der schottische Teamspieler Armstrong. Schon nach sieben Minuten war Southampton in Führung gegangen. Da traf Che Adams nach Assist von Theo Walcott. Das dritte Saisontor von Adams, den Hasenhüttl im Sommer 2019 aus der zweiten Liga von Birmingham geholt hatte.  Alle erzielt in den letzten vier Runden. Daher wurde der 24 jährige für die Wahl zum Spieler des Monats Oktober nominiert. Wie Hasenhüttl zur Wahl des Managers des Monats. Seine Gegner: Jose Mourinho (Tottenham), Nuno Espirito Santo (Tottnham), David Moyes (West Ham) und Dean Smith (Aston Villa).

Die Reaktion von Hasenhüttl nach dem Schlusspfiff? Keine Luftsprünge, keine großen Jubelgesten. Mit einem zunächst angespannten, fast verbissenen Gesichtsausdruck ging er auf den Rasen, klatschte lächelnd mit seinen Tabellenführern ab. Und meinte nachher auf die Frage, wie er sich das alles erklärte: „Offenbar müssen wir einiges richtig gemacht haben!“ Die Teamleistung beim ersten Sieg seiner Ära über Newcastle bezeichnete er als phantastisch. Die Aktionen zu den Toren durch Gegenpressing entstanden, ganz nach seiner Philosophie: „Gegen den Ball sind wir eine der am besten organisierten Mannschaften der Liga. Mit dem Ball machen wir Fortschritte.“

In England behaupteten bereits viele seit Wochen, Hasenhüttl sei reif für den Sprung zu einem großen Klub der Top sechs. Er hat auch das Format, einen der Großen in  London oder Manchester zu trainieren. Aber Hasenhüttl winkt ab: „Mich fasziniert das Projekt in Southampton!“ Er weiß es zu schätzen, einen Vertrag bis 2024 bekommen zu haben, bei Chefetage, Mannschaft und Fans geschätzt zu werden. In Southampton geschieht sportlich das, was er will. Das einzige, das  ihn störte: Dass nicht 32 934 Southampton-Fans die Tabellenführung der Saints im St. Mary´s bejubeln konnten. Ihr Beitrag zum historischen Abend: Sie  schossen zu Beginn des denkwürdigen Spiels außerhalb des Stadions ein Feuerwerk ab. Weil sie offenbar überzeugt waren, dass der Sprung auf Rang eins gelingen wird.

Da Everton Samstag gegen Manchester United 1:3 verlor, blieb Southampton vor den Sonntag-Spielen an der Spitze. Einen Tag lang als erwartet. Sonntag können Liverpool, Leicester und Tottenham die „Saints“ überholen. Auch im Internet feierte Southampton einen Erfolg: Auf Twitter mit der Tabelle und darüber dem Spruch „Stop the Count“, mit dem US-Präsident Donald Trump forderte, das Auszählen der Wählerstimmen zu beenden. Englands  Tabellenführer fordert damit im Spaß den Abbruch der Meisterschaft. Und bekam damit schon mehr als eine Viertelmillionen „gefällt mir“-Anzeigen.

 

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