Fußball

Paris-Aufstand der Gescheiterten! Bayern mit Elfminuten-Rekord

Die große Jagd auf Spanien in der Champions League begann mit einem Paukenschlag im Pariser Prinzenpark-Stadion , mit dem keiner gerechnet hätte. Das erlebte eine Sternstunde für Paris St. Germain mit dem 4:0 über den stolzen FC Barcelona, der die höchste Niederlage in der Champions League seit vier Jahren bezog. Damals gab es im Semifinale gegen Bayern in München ein 0:4. Auch damals war von Lionel Messi ähnlich wenig zu sehen wie Dienstag in Paris. Nur war er 2014 gesundheitlich angeschlagen, diesmal nicht.

Es war sozusagen der Aufstand von zwei aus Argentinien und Deuschland, die schon als gescheitert galten, der zur Barcelona-Katastrophe führte. Der Argentinier war schon einmal Champions League-Sieger: Angel di Maria 2014 mit Real Madrid in Lissabon. Im Estadio da Luz, wo er zuvor bis 2010 mit Benfica Erfolge gefeiert hatte, ehe  Real 33 Millionen Euro für ihn  nach Lissabon überwies. Aber nach dem Finale ging´s bei Real für ihn bergab. Von Madrid daher  2015 um 75 Millionen Euro Ablöse in die Premier League zu Manchester United, wo Trainer Louis van Gaal nicht viel mit ihm anzufangen wusste. Daher letzten Sommer für 63 Millionen nach Paris. Und dort schien sein Platz in der Mannschaft zu wackeln, weil im Winter Julian Draxler kam. Einer aus dem deutschen Weltmeister-Kader, der nach dem Wechsel von Schalke zu Wolfsburg über die Rolle eines Mitläufers nicht hinauskam, mit 23  den Ruf des ewigen, launischen Talents, das sich in entscheidenden Spielen zu oft versteckt, hatte. Nach einem pro provokanten Interview mit dem Tenor „Ich will weg“ total im Abseits stand.

Bei Paris sieht alles anders aus: Fünf Tore plus zwei Assits in neun Partien. Vor dem Triumph über Barcelona hatte ihn Frankreichs Fussballbibel L´Equipe noch ermahnt: „Man hat ihn nicht für Siege über Rennes oder St, Etienne geholt, sondern für einen über Barcelona.“ Er hielt sich daran. Deutschlands Teamchef  Jogi Löw hatte bereits zuvor behauptet, dass Paris Draxler richtig gut tut: „Dort steht man für technisch anspruchsvollen Fußball, das passt zu Julian“. Und er genießt das  totale Vertrauen des spanischen Trainers Unai Emery. Der für ihn in den letzten Wochen sogar di Maria auf die Bank gesetzt hatte.  Gegen Barcelona ließ er beide ran: di Maria an der rechten Flanke, Draxler links.

Das ging total auf. Löws Assistent Thomas Schneider und Tormanntrainer Andreas Köpke sahen das live: 1:0 durch einen perfekten Freistoss von di Maria nach Foul an Draxler, das 2:0 knapp vor der Pause durch Draxler, der seinem Landsmann ter Stegen keine Chance ließ, das 3:0 wieder durch di Maria. Er feierte seinen 29. Geburtstag auf geniale Weise. Eine perfekte Nacht, wie Draxler jubelte: „Aber in Nou Camp sind schon andere Dinge passiert“. Allerdings konnte in der Champions League noch nie eine Mannschaft einen Viertorerückstand aufholen.

Daher droht Spanien eine seiner vier Hoffnungen in der Champions League  zu verlieren. Barcelona scheiterte im Achtelfinale zuletzt 2007 (am FC Liverpool). Eine 0:4-Niederlage auf Barcelonas Bank erlebte  Trainer Luis Enrique schon im August 2015 beim Spiel um den spanischen Supercup gegen Bilbao: „Wir waren inferior“ gestand Luis Enrique, der bis Paris von seinen 29 Spielen in der Champions League mit Barcelona 23 gewannen, nur vier verlor. Damit hatte er sogar eine bessere Bilanz als Pep Guardiola.  Jetzt steht Luis Enrique, der normal total im Schatten von Messi und Co. steht, der als ewiger Grantler gilt, wohl vor dem Aus bei Barcelona.

In Deutschland beendete Borussia Dortmunds 0:1 bei Benfica Lissabon nicht die überzogenen Spekulationen um die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel. Dortmund beherrschte das Geschehen im Estadio da Luz, scheiterte aber eigentlich am schwarzen Abend von Torjäger Pierre Emerick Aubameyang samt kläglich vergebenen Elfmeter.  Die Schlagzeile in „Bild“ hieß „Aua, Auba“. Aber 24 Stunden später sonnte sich Fußball-Deutschland im Glanz des 5:1 (1:1)-Kantersiegs von Bayern München, im Vergleich zur Bundesliga um Klassen besser,  gegen Arsenal. David Alaba wird zum dritten Mal  gegen die „Gunners“ aufsteigen, die Chancen auf sein zweites Triple sind so  mehr als intakt. Sensationell die elf Minuten nach der Pause von 1:1 auf 4:1 durch Lewandowski und zweimal Thiago-drei Tore in dieser kurzen Zeit fielen in der Champions League noch nie gegen eine englische Mannschaft. Der in der 86. Minute eingewechselte  Thomas Müller traf zur Draufgabe  nicht einmal zwei Minuten später.

Der Trost für Spanien mit Ausnahme von Katalonien: Titelverteidiger Real Madrid steckte im Bernabeu-Stadion ein 0:1 gegen Napoli weg, ist dank Benzema, Weltmeister Toni Kroos und Casemiro mit dem 3:1 auf Kurs Richtung Viertelfinale.  Nächste Woche sind Atletico Madrid und  Sevilla dran.

 

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