Fußball

Adi Hütter beginnt gegen Cupsieger Niko Kovac

Adi Hütter gewann auch sein letztes Superleague-Spiel in der Schweiz mit Meister Young Boys Bern. 2:1 am Züricher Letzigrund gegen Grasshoppers Zürich mit Ex-Austria-Trainer Thorsten Fink, der damit in fünf Spielen unter einer Regie nur vier Punkte holte: „Jede Krise hat auch etwas Gutes“ dozierte er nachher. Österreichs Teamtorhüter Heinz Lindner sorgte mit starken Reaktionen dafür, dass es bis zur 88. Minute 1:1 stand. Dann überließ´er seinen Platz dem Serben Vaso Vasic, der Zürich verlässt. Danach fiel noch der Siegestreffer für Hütters Meistertruppe. Der richtige Aufsteller für den Meisterumzug am Pfingsonntag in Bern. Für Fink hatte Hütter noch Trost parat: „Ich habe viel von ihm gelernt“, verriet er den staunenden Schweizer Journalisten. Vor zwölf Jahren bei den Red Bull Juniors in Salzburg: Fink war Trainer, Hütter der älteste Spieler und Leithammel.

Noch vor der Heimfahrt  nach Bern erfuhr Hütter, dass er im Juli den deutschen Pokalsieger übernehmen wird. Eine Stunde nach dem Schlusspfiff in Zürich stand der 3:1 (1:0)-Finalsieg seiner nächsten Mannschaft Eintracht Frankfurt im Berliner Olympiastadion vor 74.000 Zuschauern gegen Favorit Bayern fest. Ein triumphaler Abschied für  Niko Kovac mit dem ersten Titel seiner Trainerkarriere, dem ersten der Eintracht seit 1988, in seiner Geburtsstadt vor dem Wechsel zu Bayern, bei denen die Stimmung im Keller war. Jupp Heynckes, der seine großartige Trainerkarriere mit zwei Niederlagen beendete, sprach von einem unnötigen Selbstfaller. Fehler von James zum 0:1, von Mats Hummels zum 1:2, zweimal nur die Latte getroffen. In der Nachspielzeit gab Referee Felix Zwayer einen klaren Elfmeter für Bayern nicht. Obwohl ihn der Videoassistent Felix Dankert aus Köln auf das Foul von Kevin Prince Boateng an Javi Martinez aufmerksam machte, Zwayer die Szene sich nochmals am Spielfeldrand am TV-Schirm ansah. Er blieb bei seiner Fehlentscheidung, auf die das dritte Tor der Frankfurter folgte. Auch der faire Sieger Kovac gab vor den ARD-Kameras zu: „Klarer Elfmeter!“ Der Treppenwitz dabei: Zwayer ist einer der 13 nominierten Videoassistenten für die WM in Russland. Normal müsste er abberufen werden.

„Die letzten Wochen waren für uns nicht gut, fast brutal“, gestand  David Alaba. Österreichs Beitrag zum Pokalendspiel hatte wenige auffallende Szenen. Für die Verliere gab´s auch Kritik, weil sie mit Ausnahme von Manuel Neuer nicht die Pokalübernahme abwarteten, den Siegern applaudierten, sondern in der Kabine verschwanden. Am Weg dorthin warf Sandro Wagner seine zuvor bekommene Medaille ins Publikum. Auch Verlieren muss gelernt sein. Heynckes konnte das: „Niederlagen gehören zum Sport, Eintracht ist ein würdiger Pokalsieger.“ Die Momentaufnahme bei Bayern: Zwei Jahre kein Double, sondern nur ein Titel, letztmals vor fünf Jahren im Endspiel der Champions League. Zu bescheiden für die Ansprüche. Da wirkte  Sonntag Nachmittag die Abschlussfeier am Münchner Marienplatz, die eigentlich als Doubleparty geplant war, nur wie eine Pflichtübung, die alle schnell überstehen wollten.

Ganz anders hingegen bei Frankfurt. Feier in Berlin bis sechs Uhr früh, Sonntag triumphaler Empfang vor 50.000 Fans am Frankfurter Römer. Es ist unglaublich, was Kovac, der vor fünf Jahre Austrias Angebot, Nachfolger von Peter Stöger zu werden, ausgeschlagen hatte, und Sportchef Fredy Bobic in den letzten zweieinhalb Jahren schafften: Von einem Klub, der knapp am Abstieg vorbei ging, zum Pokalsieger. Mit nur 22 Millionen Euro Ausgaben für Transfers, was in Deutschland als Schnäppchen gilt; „Das Denken beeinflusst das Handeln“, erklärte Kovac seine Maxime, „wenn man eng zusammensteht, kann man alles schaffen.“ Seinen Beginn bei Bayern hat der Triumph von Berlin leichter gemacht, wie auch Heynckes konstatierte. Den von Hütter als Kovac-Nachfolger in Frankfurt eher schwerer.

Auch wenn das Finale und die Qualifikation für die Europa League neue, viel bessere  finanzielle Möglichkeiten eröffneten. Um den nächsten Schritt zu machen, er von Hütter erwartet wird: Eintracht auch über die Liga in den Europacup zu bringen. Tormann Lukas Hradecky verabschiedete sich in Richtung Leverkusen, den Nachfolger fand Bobic bei Dänemarks Cupsieger Bröndby Kopenhagen mit Teamkeeper Frederik Rönnow. Bobic brachte Hütter bereits bei, darauf eingestellt sein zu müssen, dass noch einige Spieler gehen werden.  Der Kroate Ante Rebic, der im Finale die ersten zwei Tore erzielte, kann die WM in Russland ebenso zur Werbung in eigener Sache benützen wie der Mexikaner Marco Fabian oder der Japaner Makozo Hasebe, der bereits 33 ist. Hütter soll aus jüngeren Spielern wie den Franzosen Sebastien Haller oder den Serben Luka Jovic Stars formen, die Millionen einbringen. Und zugleich den Umbruch für die übernächste Saison einleiten. Darum bekam der Vorarlberger auch einen Vertrag bis 2021, um Spuren zu hinterlassen.

Ob Hütter Bobic auffordern wird, sich bei seinem Ex-Klub, Österreichs Meister Red Bull Salzburg, umzusehen? Möglich. Aber er hätte auch die Möglichkeit, bei Young Boys interessante Spieler für die Eintracht  anzubaggern, die er besser kennt als Salzburgs Europa League-Helden. Aber erst nach dem Cupfinale am nächsten Sonntag in Bern gegen den FC Zürich. Brisant und prestigeträchtig wird gleich das erste Pflichtspiel von Hütter mit der Eintracht. Da geht es um den Supercup. Der Cupsieger empfängt Meister Bayern. Also trifft Hütter auf den erfolgreichen Vorgänger Kovac.

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