Fußball

Adi Hütter und die Berner Zeit zum Genießen

Rapids Sportchef Fredy Bickel versichert, wenn es Adi Hütter gut geht, dann gehe es auch ihm gut. Verbunden mit Rapids Oktoberserie muss es demnach Bickel aktuell sehr gut gehen. Denn der noch von Bickel zu Young Boys Bern geholte Hütter hat es geschafft, dass der Vizemeister erstmals seit acht Jahren Ende Oktober wieder von der Tabellenspitze grüßt. Obwohl mit Torhüter Yves Mvogo und Mittelfeldmotor Denis Zakaria zwei Stützen die Mannschaft im Sommer in Richtung Leipzig und Mönchengladbach verließen. Und trotzdem können sich die Young Boys seit Sonntag wieder  über stolze sieben Punkten Vorsprung freuen. Das Präsent, das Meister Basel sozusagen auf dem Silberteller mit einem torlosen Unentschieden beim FC Zürich  anbot, nahm Young Boys mit einem 5:1-Kantersieg gegen Nachzügler Sion vor 18.000 Zuschauern im Stade de Suisse dankbar an. Es war ein Match, in dem  der Vorarlberger Trainer eigentlich fast jede Offensivaktion beklatschen hätte können: „Sion war mit dem Ergebnis noch gut bedient“, versicherte Hütter, dem die Souveränität, die Selbstverständlichkeit sowie die Balance zwischen Offensive und Defensive seiner Tabellenführer gefielen. Die Sehnsucht nach den ersten Titel seit 30 Jahren, seit dem Cupsieg 1987, wird bei den Fans immer größer. Meister waren die Young Boys zuletzt 1986. Hütter versucht weiter  die Euphorie zu bremsen. Obwohl er zugibt, solche Spiele wie gegen Sion oder drei Runden zuvor das 6:1 gegen St. Gallen richtig genießen zu können: „Aber es gubt auch nur drei Punkte dafür.“

32 Tore erzielte YB Bern in 13 Runden der Schweizer Superleague. Und das, obwohl der routinierte französische Torjäger Guillaume Hoarau seit August oder seit 14 Spielen mit einer Oberschenkelverletzung  ausfällt, heuer vermutlich nicht mehr spielen wird. Aber trotzdem läuft die Offensivmaschinerie. Eine Schlüsselfigur beim schnellen Umschaltspiel der Berner: Roger Assale, 23jähriges Kraftpaket von der Elfenbeinküste. Elf Tore in den letzten zehn Spielen, dabei dreimal ein Doppelpack. Nur in zwei Partien traf Assale nicht. Einen solchen Knipser hätte Bickel garantiert auch gerne in Grün-Weiß. Der von Altach gekommene Nicolas Ngamaleu, der teuerste Young Boys-Einkauf, leistet vorerst als Joker wertvolle Dienste.

Hütter weiß, dass diese Woche es mit dem Genießen nicht so leicht wird. Da warten zwei weit schwerere Aufgaben als Sion: Donnerstag gastiert in der Europa League  Dynamo Kiew, der klare Tabellenführer in dieser Gruppe, im Stade de Suisse. In der Qualifikation zur Champions League schaltete Young Boys  Kiew im August mit einem 2:0 am Kunstrasen aus. Wenn es nochmals ein Heimsieg gegen die Ukrainer gelingt, wäre es sehr günstig im Kamp um Platz zwei. Denn nach drei Unentschieden, darunter einem 2:2 in Kiew, haben die Young Boys nur je einen Punkt mehr als Partizan Belgrad und Skenderbeu aus Albanien. Drei Tage später muss Hütter nach Basel zum Abonnementmeister. Bei sieben Punkten mehr  von Hütters Truppe liegt der Druck im St. Jakobs-Park  aber eindeutig beim Titelverteidiger. Eine Niederlage wäre für die Young Boys hingegen kein Beinbruch. Zumindest diese Ausgangsposition kann Hütter einmal genießen. Denn die hatte er noch nie vor einem Schlager gegen Basel.

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