Fußball

Adi Hütter warf vor laufenden Kameras bei Mönchengladbach hin

Das war wohl eine Trainer-Premiere in der Geschichte der deutschen Bundesliga. Gleich zwei hörten mit Abpfiff der letzten Runde auf. Den Beginn machte Adi Hütter. Der Vorarlberger warf nach dem 5:1 (3:1) gegen Hoffenheim vor laufenden Sky-Kameras bei Mönchengladbach hin. Wenig später folgte ihm Markus Weinzierl in Augsburg nach dem 2:1 (1:1) gegen Fürth, bei dem Michael Gregoritsch knapp vor Schluss das Siegestor erzielte. Die Hütter-Trennung von Mönchengladbach kam trotz Kampagne der „Bild“-Zeitung gegen ihn etwas überraschend. Denn zwei Tage zuvor hatte der 52 jährige erklärt, er wollen den bis 2024 laufenden Vertrag erfüllen. Zuvor hatte der neue Sportdirektor Roland Virkus auf Fragen nach Hütters Zukunft herumgeeiert, nicht klar Stellung bezogen.

Samstag tat dies Hütter: „Nach vielen intensiven Minuten und Gesprächen sind wir zur Lösung gekommen, dass wir getrennte Wege gehen. Da ist Wehmut dabei, weil ich mich wohlgefühlt habe, und Enttäuschung, aber wir haben sportlich nicht das gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Ich kann mich beim Verein nur bedanken für die Ehrlichkeit, Offenheit, Klarheit!“ Hütter hatte einen Europacupplatz als Ziel ausgegeben, es wurde am Ende nur Rang zehn. Zudem kam im Pokal nach einem 5:0-Triumph gegen Bayern die große Enttäuschung mit dem k.o. bei Zweitligist Hannover 96. „Wir sind übereinstimmend der Meinung, dass diese Entscheidung für beide Seiten richtig ist“, kommentierte Virkus die einvernehmliche Trennung, die Freitag beschlossen wurde. Mit Hütter verlässt auch sein steirischer Co-Trainer Christian Peintinger Mönchengladbach. Die Spieler erfuhren es von Hütter erst nach dem Spiel in der Kabine. Daraufhin gab es von ihnen Standing Ovations: „Offenbar war doch nicht alles falsch“, meinte Hütter, „es war für mich ein wirklich, tolles Jahr!“

Das ist die erste „Delle“ in Hütters Trainerkarriere nach Aufstieg und Europacupplatz mit Grödig, Double mit Red Bull Salzburg, Meistertitel in der Schweiz mit Young Boys Bern, drei erfolgreichen Jahren mit Eintracht Frankfurt. Dort zog er im Frühjahr 2021 die Ausstiegsklausel, weil ihn Mönchengladbachs Ex-Sportvorstand Max Eberl als Nachfolger von Marco Rose, der zu Borussia Dortmund wechselte, zum Traditionsklub lockte. Mit Versprechungen, die auch infolge von Corona nicht eingehalten werden konnten. Eberl zahlte für Hütter 7,5 Millionen Euro, die vertraglich festgelegte Ablöse. Im Winter hörte Eberl auf, weil er sich am Ende seiner Kräfte fühlte. Nachfolger Virkus war bei Borussia jahrelang Nachwuchschef. Hütter und Virkus dachten anders über die nächste Saison, die im Zeichen einer Sparwelle stehen wird, über Neuanfang und notwendige Veränderungen. Daher einigte man sich auf die Trennung.

Die Zukunft von Hütter? Anfang April war ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in Sachen Teamchefsuche  bei ihm. Damals verwies Hütter auf seinen Vertrag bis 2024, zeigte kein Interesse. Wären damals von ihm positive Signale gekommen, hätte es am 29. April vielleicht keine Entscheidung für Ralf Rangnick als Teamchef gegeben. Mit Fredy Bobic hatte Hütter in Frankfurt sehr gut und erfolgreich zusammengearbeitet. Bobic, jetzt Sportvorstand bei Hertha BSC Berlin, sucht für die nächste Saison einen Trainer. Hertha muss allerdings noch in der Relegation gegen den Dritte der zweiten Liga den Abstieg verhindern. Ob es Hütter eventuell reizen würde, Hertha BSC in die Bundesliga zurückzuführen?

Foto: Sky Sport.

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