Fußball

Admiras Netzwerk und Austrias Drang nach Asien

Am Champions League-Abend bat Österreichs Ligaüberraschung Admira  Sponsoren und Mitglieder zu einem Netzwerk-Event in den schmucken VIP-Club des Südstadt-Stadions. Bot zur guten Unterhaltung den Auftritt des bekannten Kabarettisten und Stimmenimitators Alex Kristan, der auch den ehemaligen Admira-Trainer Hans Krankl nicht vergaß, ihn an seinem 65.Geburtstag „interviewte“. Präsident Philipp Thonhauser skizzierte durchaus realistisch und sympathisch die Pläne bei den vorhandenen Möglichkeiten, vermerkte mit Stolz, dass Trainer Ernst Baumeister bei der 2:1-Überraschung gegen Rapid mit den Routiniers Thomas Ebner und Markus Lackner sowie den Talenten Pascal Petlach, Wilhelm Vorsager, Marco Hausjell und Lukas Malicsek sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs aufbot. Zwei mehr als die Verlierer.

Zur gleichen Zeit, in der die Admira ihr Netzwerk pflegte und auszubauen versuchte, hielt die Austria in Anwesenheit ihres Kuratoriumschefs, Bürgermeister Michael Häupl im Wiener Rathauskeller ihre turnusmäßige Generalversammlung ab, auf der Präsident Wolfgang Katzian, AG Vorstand Markus Kraetschmer und Sportchef Franz Wohlfahrt (Bild oben) über sportliche und wirtschaftliche Bilanzen berichteten, es um das S.T.A.R. Projekt mit einem Finanzvolumen von 48 Millionen Euro sowie die strategische Ausrichtung des Klubs ging. S.T.A.R steht für Stadion, Trainingsmöglichkeiten, Akademie und regionales Nachwuchszentrum. Das neue Stadion für 17.500 Besucher wird bei der Eröffnung im Juli ein Vier Sterne-Niveau nach UEFA-Richtlinien haben. Theoretisch könnte man dort auch Endspiele der Europa League austragen. Die violette Realität heißt aber: Die Qualifikation für die Europa League wackelt gewaltig. Die einzige Verbindung zwischen Austria und Europa League liegt derzeit in der Statistik der letzten Gruppenphase. Kapitän Raphael Holzhauser liegt in der Rangliste der besten Vorlagengeber mit vier Assists zu Toren  gemeinsam mit Xabi Prieto von Salzburgs Gegner Real Sociedad und Englands Teamstürmer Theo Walcott auf Platz zwei.

Katzian nannte die Internationalisierung, Digitalisierung und Infrastruktur als strategische Austria-Schwerpunkte. Kraetschmer versicherte, man habe in der Wachstumsbranche Fußball Zielrichtungen definiert, die am europäischen und asiatischen Markt liegen. Diesbezüglich hatte er einen Gedankenaustausch mit dem Ex-Austrianer Rubin Okotie über  dessen Erfahrungen in China. Über Sport wurde auch gesprochen. Katzian fand außer der Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League noch etwas erfreuliches: Die gute Arbeit in der Nachwuchsakademie. Aber da fällt einem der Vergleich mit der in der Außendarstellung wesentlich bescheideneren  Admira ein: In der letzten violetten Startelf beim 1:3 gegen den LASK standen  mit Tarkan Serbest und Dominik Prokop zwei Eigenbauspieler, keiner wurde eingewechselt. Da dürfte die Admira-Akademie mehr Nachschub liefern. Austrias Leistung gegen die Linzer bezeichnete Wohlfahrt dann in „Talk und Tore“ von Sky wörtlich als grausam.

Beide Wiener Großklubs, sowohl Rapid als auch Austria,  scheinen zurzeit von einem Virus befallen zu sein: Sich selbst auf Nebenschauplätzen zu feiern und  das zu verdrängen, worauf es hauptsächlich ankommt. Nämlich die Erfolge  und Außendarstellung am grünen Rasen. Wenn Rapids Trainer Goran Djuricin nach der  Südstadt-Pleite, bei Platz drei können man nicht von Krise oder Tief reden, ist er am „besten“ Weg dazu, Grün-Weiß wieder in so eine schlechte Frühjahrssaison wie vor einem Jahr zu manövrieren. Aber objektiv ist Austrias Situation noch prekärer: Sieben Punkte hinter der Admira und einem Aufstiegsplatz. Samstag geht es in Mattersburg um Platz sieben (!), die Burgenländer könnten Violett mit einem Heimsieg überholen. Trainer bei Mattersburg ist jener Gerald Baumgartner, den Katzian, Kraetschmer und Wohlfahrt  im März 2015 vor der Tür gesetzt hatten. Weil Austria nach einer 0:1-Heimblamage gegen Ried nach 22 Runden nur auf Rang sieben aufgeschienen war. So wie jetzt nach 26. Obwohl es bei Baumgartner ähnliche Begründungen für die Talfahrt gegeben hätte wie jetzt bei Thorsten Fink, nämlich den Abgang wichtiger Spieler. Bei Baumgartner waren es die Stürmer Philipp Hosiner und Omer Damari. Auch aus dem Blickpunkt wird Samstag das Match in Mattersburg so brisant wie das Hütteldorfer Verliererduell zwischen Rapid und Sturm. Im Herbst konnte Rapid gegen den späteren Winterkönig nicht gewinnen.

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