Fußball

Ajax Amsterdam traut sich auch Juventus und Ronaldo zu

Ole Gunnar Solskjaer, der norwegische Trainer von Manchester United, träumt in Erinnerung an die Sternstunde seiner Spielerkarriere vom Wunder in  Nou Camp. So könne man das durchaus bezeichnen, sollte der Fünfte von Englands Premier League Dienstag Abend bei Spaniens Fast-Meister, der es sich Samstag in der La Liga erlauben konnten, Samstag beim letzten Huesca nur die B-Elf aufzubieten und ein 0:0 in Kauf zu nehmen, das 0:1 von Old Trafford in den Aufstieg ins Semifinale der Champions League verwandeln: „Normal verliert Barcelona in Nou Camp nicht, aber wir können dafür sorgen“, behauptet Solskjaer.

Es wäre sehr sentimental, sollte er überlegen, Dienstag auf der Bank ein rotes United-Trikot mit der Rückennummer 20 zu tragen. Denn damit hatte er 20 Jahre zuvor im Champions League-Finale gegen Bayern München United als Joker in der 93.Minute zum 2:1-Triumph geschossen. Der Ausgleich war erst in der 91.Minute durch Teddy Sheringham gefallen. Ein Husarenstück. Ähnlich wie 20 Jahre später das im Achtelfinale, in dem Manchester gelang, das 0:2 im Heimspiel gegen Paris St.Germain im Parc de Prince aufzuholen, mit 3:1 aufzusteigen. Aber Barcelona ist  eine andere Kategorie als Frankreichs Meister, auch wenn die Katalanen seit ihrem letzten Triumph in der Champions League 2015 immer im Viertelfinale ausschieden: „Ich glaube daran, dass du bekommst, was du verdienst“, sagt Solksjaer. Das kann man interpretieren, wie man will. Barcelona bleibt Favorit. Zu sehen alles live bei Sky.

Eigentlich könnte man auch Juventus diese Rolle nach dem 1:1 in Amsterdam gegen Ajax in Turin zubilligen. Das 3:0 im Achtelfinale gegen Atletico Madrid im Allianz-Stadium mit dem Hattrick von Cristiano Ronaldo war eine Machtdemonstration, Aber da hat man doch den sensationellen 4:1-Sieg von Ajax im Achtelfinale gegen Real Madrid im Bernabeu-Stadion im Hinterkopf, das Offensivspektakel der Holländer, das sie auch schon in den Gruppenspielen gegen Bayern München gezeigt hatten. 350 Millionen Euro beträgt inzwischen der Marktwert der Stammelf von Trainer Erik ten Hag. Den höchsten hat Frenkie De Jong, der nach der Saison zu Barcelona wechselt, mit 75. Gefolgt von Innenverteidiger Matthis de Ligt mit 70. Der erst 19jährige Kapitän steht auf der Wunschliste europäischer Topklubs, auch bei Bayern. Aber auch Dribbelkönig Hakim Ziyech (35) oder der brasilianische Künstler  David Neres (32) stehen hoch im Kurs.

Wer wie sie auswärts Titelverteidiger Real eliminiert, der traut sich auch in Turin zu, Jubelszenen wie im Bernabeu (Bild oben) zu wiederholen. „Es ist noch nicht aus“, sagt Trainer Erik ten Hag. Ein Österreicher denkt ähnlich: Max Wöber, im Jänner von Ajax zum FC Sevilla gewechselt. Für Ajax wäre es der erste Halbfinaleinzug nach 22 Jahren. Möglich machen soll es auch der 30jährige Dusan Tadic, der nach Barcelonas Fußballgott Lionel Messi, mit sechs Toren und vier Assists der beste Scorer des Wettbewerbs ist. Viele rümpften die Nase, als ihn Ajax letzten Sommer als 29jährigen für 11,4 Millionen Euro von Southampton holte. Kein Ajax-typischer Transfer. Aber seit seiner Gala in Bernabeu mit Tor und zwei Assists schwärmen sie von ihm: „Die Champions League ist ein Kindheitstraum von mir. Ich genieße jedes Spiel. Ich will mit Ajax das Triple holen.“ Das ist noch möglich.

In der Eredivisie führt Ajax vier Runden vor Schluss dank der besseren Tordifferenz vor PSV Eindhoven. Im Cupfinale gegen Willem II ist Ajax klarer Favorit. Fehlt eine magische Nacht in Turin. Die muss vielleicht ohne De Jong gelingen. Ajax kann es sich nicht leisten, in der Punktejagd nur Reservisten einzusetzen wie Juventus Samstag beim 1:2 gegen Spal Ferrara. Sondern muss im Titelkampf die volle Kapelle aufbieten. Beim 6:2 gegen Excelsior ging De Jong nach 28 Minuten mit einer Oberschenkelverletzung raus. Es droht sein Ausfall. Der Ersatz wäre ein No-Name: Jorgen Ekkelenkamp, 19 Jahre jung, aus der Ajax-Akademie.  Erst fünf Einsätze in der Eredivisie, einen in der Champions League als Joker beim Hinspiel gegen Juventus. Ihn vor 41.000 Juventus-Tifosi ins kalte Wasser zu werfen wäre wieder typisch Ajax.

Foto: ©Ajax Amsterdam Media.

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