Seit Donnerstag ist das 321. Wiener Fussballderby restlos ausverkauft. Es hat offenbar auch als Duell zwischen dem Siebenten  und Dritten nicht seinen Reiz verloren. In dieser Saison gab´s noch keinen Heimsieg: Rapid gewann  im Prater 4:1, die Austria beim erste Derby im neuen Allianz-Stadion 2:0, dann gab es im Happel-Stadion ein 1:1. Wenn am Sonntag Rapid nicht gewinnt, passiert es erstmals seit fünf Jahren, dass in einer ganzen Saison die Heimmannschaft kein Derby für sich entscheidet. Der letzte Heimsieg geht auf das Konto von Grün-Weiß: 1:0 am 17. April 2016 im Ausweichquartier Happel-Stadion. Der Goldschütze, der Spanier Tomi, ist in Hütteldorf kein Thema mehr. Von den damaligen Siegern beginnen Sonntag nur Mario Pavelic, Christopher Dibon, Stephan Auer, Stefan Schwab, Steffen Hofmann und vielleicht Louis Schaub, wenn er den Fitnesstest besteht. Den gibt´s auch für Arnor Traustason. Feiert Rapid den zweiten Sieg im zweiten Spiel unter Goran Djuricin, dessen Mentor in Sachen Trainer-UEFA-Lizenz Österreichs U21-Teamchef Werner Gregoritsch ist, dann punktet er in Sachen Vertrag für nächste Saison und kommt der Fußballgott der grün-weißen Fans in die Rekordlisten: Dann hätte Steffen Hofmann 17 Derbysiege auf seinem Konto, so viel wie kein anderer Rapid-Spieler. Derzeit liegt er noch mit Peter Schöttel ex aequo  voran.

Marc Overmars, der Sportdirektor von Ajax Amsterdam, muss von seinem Scout nach dem ersten Rapid-Sieg dieses Jahres gegen Altach, einen sehr guten Bericht bekommen lassen. Denn Overmars schickt ihn auch zum Derby nach Wien. Bei dem noch ein anderen Semifinalist der Europa League spioniert: Manchester United.  Auch Englands Zweitligist Derby County hat offenbar einen Spieler von Rapid oder Austria im Auge. Aus der deutschen Bundesliga sind die erstmals fix für den Europacup qualifizierte Sensationstruppe  Hoffenheim, Freiburg, Hertha BSC Berlin, Leverkusen und Wolfsburg angemeldet, aus Kroatien Dinamo Zagreb. Für den VW-Werksklub Wolfburg spioniert Weltmeister Pierre Littbarski, der schon Samstag  Salzburgs 2:1 in St. Pölten beobachtete. Einer, der sicher einige der Scouts interessiert, könnte ausfallen: Rapids 19jährigen Innenverteidiger Max Wöber erwischte Freitag ein Magen-Darmvirus. Neues von der Trainerfront: Rapid einigte sich mit Djuricin-Vorgänger Damir Canadi auf eine Lösung des Vertrags, der bis Juni 2018 gelaufen wäre. Kommt für Rapid finanziell günstiger, andererseits könnte Canadi sofort bei einem anderen Klub beginnen. Bei Austria muss man sich nicht mehr mit der möglichen Rückkehr von Thorsten Fink zum FC Basel befassen: Der Schweizer Meister entschied sich für seinen Nachwuchstrainer, den 39jährigen Schweizer Ex-Teamspieler Raphael Wicky, der zu seiner aktiven Zeit auch Legionär beim Hamburger SV und bei Atletico Madrid war. Vielleicht „tröstet“ Fink sein zweiter Sieg im Allianz-Stadion darüber hinweg: Dann wäre Austria nach dem Mattersburger 2:0 bei Sturm Graz wieder Zweiter.

Ein Jubilar störte bei Grün-Weiß etwas die alles eitel Wonne-Stimmung, die sich nach dem Sieg über Altach breitzumachen schien: Ernst Dokupil, der als Trainer  Rapid von 1994 bis 1966 vom Finanzausgleich zu Cupsieg, Meistertitel, ins Europacupfinale und in die Champions League geführt hatte, immer für ehrliche, aber mitunter unangenehme Worte bekannt war. So wie diesmal in Interviews zu seinem 70. Geburtstag, den er am Tag nach dem Derby feiert. Es hat sich gegenüber früher nichts geändert, er hat zu Kreisen des Fanblocks West, vor allem der Ultras seine eigene Meinung. Er unterstellte ihnen,  an Anliegen Rapid nicht so interessiert zu sein  wie am eigenen Fanleben. Und es sehe so aus, als ob sie Rapid in Geiselhaft hätten. Da ist Dokupil nicht der erste, der dies behauptet.  Auch nicht neu ist seine Forderung nach einem Gremium für sportliche Belange, das nach Zielsetzungen von Sportvorstand Fredy Bickel agieren soll, in dem Leute mit Rapid-Geruch sitzen müssten: „Wenn man schon Ultras in Entscheidungen einbezieht, sollte man auch Rapid-Legenden in sportlichen Fragen zu Rat ziehen.“ In der Chefetage wird man das gar nicht so gerne hören.

 

 

Ajax und Manchester United beim Derby: Ein Jubilar sorgt sich um Rapid

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