Acht Monate nach seinem zweiten Triumph mit Bayern München in der Champions League droht David Alaba das k.o. im Viertelfinale. Nach dem 2:3 gegen Paris St.Germain im Hinspiel, beim Neymar (Bild oben) alle drei Tore vorbereitete und Kylian Mbappe zweimal traf, droht Alaba im Bayern-Dress sozusagen sein letzter Champions League-Tango in Paris. Außer es gelingt ein perfekter Abend im Parc de Prince. Dort, wo Alaba 2016 mit Österreich bei der Europameister gegen den späteren Titelgewinner Portugal mit Glück ein 0:0 erkämpfte. Etwa kein Tor kassieren wie im August beim 1:0 im Finale von Lissabon dank Glanztaten von Manuel Neuer. Dienstag pfeift mit dem Italiener Daniele Orsato wieder der Finalreferee von Lissabon. Die Wiederholung gegen das Duo Mbappe und Neymar wird aber nur ganz schwer zu schaffen sein. Selbst wenn es gelingt, muss zudem ohne Weltklasse-Torjäger Robert Lewandowski, der Montag in München nach seiner Knieverletzung mit leichtem Lauftraining begann, zweimal Paris-Tormann Keylor Navas bezwungen werden, um weiter zu kommen. Trifft Frankreichs Meister einmal, müssen Bayern drei Treffer gelingen, um im Semifinale auf den Sieger aus Borussia Dortmund gegen Manchester City zu treffen. Im Viertelfinale war Alaba bisher nur einmal mit Bayern raus geflogen – vor vier Jahren in Madrid gegen Real in der Ära von Trainer Carlo Ancelotti. Daheim 1:2 verloren, im Bernabeu-Stadion nach 90 Minuten 2:1 voran, aber in der Verlängerung drei Tore kassiert und ausgeschieden.
Die Bilanz von Alaba in der Konigsklasse seit der Rückkehr von Hoffenheim zu Bayern München: 2012 saß er bei dem im Elfmeterschießen verlorenen „Finale dahoam“ gegen Chelsea wegen einer Gelbsperre auf der Tribüne der Allianz-Arena und litt Höllenqualen. 2013 jubelte er in Wembley über den 2:1-Finalsieg gegen Borussia Dortmund unter Jupp Heynckes. Mit dessen Nachfolger Pep Guardiola kam Bayern nie ins Endspiel: 2014 war im Semifinale gegen Real Madrid Endstation (0:1 in Madrid, dann 0:4), ein Jahr später war Alaba verletzt, als Bayern ebenfalls im Semifinale am FC Barcelona scheiterte, 2016 kostete das Auswärtstor von Atletico Madrid in München den Aufstieg ins Endspiel. 2018 war wieder die Semifinale-Hürde Real Madrid zu hoch. 2019 schied Alaba mit Bayern zum einzigen Mal bereits im Achtelfinale aus. Trotz 0:0 an der Anfield Road beim FC Liverpool. Aber in München folgte ein 1:3.
Alabas erklärtes großes Ziel ist es, am 29. Mai in Istanbul sein dritte Champions League-Finale mit Bayern zu bestreiten, sich mit dem dritten Triumph zu verabschieden. Wenn die Aufholjagd in Paris nicht gelingt, würde er eine Woche vorher am 22. Mai in der Bundesliga letztmals für Bayern spielen. Im Derby gegen Augsburg in München. Istanbul wäre sicher die viel, viel attraktivere Variante. Auf welcher Position er Dienstag in Paris beginnen wird, stand Montag beim Abflug in die französische Hauptstadt noch nicht fest. Leon Goretzka konnte zwar trainieren, aber Flick wollte mit einen Assistenten noch überlegen, ob es nicht zu viel Risiko bedeutet, ihn von Beginn an zu bringen. Sitzt Goretzka auf der Bank, beginnt Alaba im zentralen Mittelfeld. Ansonst neben Jerome Boateng im Abwehrzentrum. Paris St.Germain-Trainer Mauricio Pochettino bezeichnete Bayern noch immer als Favorit, hat die italienischen Teamspieler Marco Verratti und Alessandro Florenzi, die in München nach einem positiven Corona-Test fehlten, wieder zur Verfügung. Hinter Abwehrchef Marquinhos steht ein Fragezeichen.
Scheidet Bayern aus, wonach es eigentlich aussieht, dann könnte dies auch Konsequenzen im internen Zwist zwischen Flick und Sportchef Hassan Salihamdizic haben. Viele glauben, dass Flick in diesem Fall bei Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge um die Freigabe aus dem bis 2023 laufenden Vertrag vorstellig wird, um nach der Europameisterschaft neuer deutscher Teamchef zu werden.
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