Fußball

Alaba und Real Madrid passen in kein Schema

Real Madrid ist der wertvollste Klub der Welt. Das stellte die Datenanalyse-Plattform „Football Benchmark“ dieser Tage fest. Der Wert steigerte sich in dieser Saison um acht Prozent auf 3,184 Milliarden Euro. Der FC Liverpool, Samstag Abend im Stade de France von Paris zum dritten Mal Reals Gegner im Endspiel der Champions League, liegt in dieser Rangliste auf Rang fünf, steigerte seinen Wert auf 2,556 Milliarden. Wie wird das am grünen Rasen im Duell um den Henkelpott der Königsklasse aussehen? Wenn es um Verfassung, Spielidee, Rhythmus, Unberechenbarkeit, dann muss man die „Reds“ eindeutig als Favorit ansehen. Was auch die Wettquoten beweisen. Aber Real Madrid und David Alaba passen in diesem Jahr in kein Schema.

Spaniens Meister war schon im Achtelfinale gegen Paris St. Germain so gut wie ausgeschieden, ehe Italiens Europameister im Paris-Tor, Gianluigi Donnarumma, durch einen Fehler Real im Bernabeu-Stadion bei 0:1 zurück ins Spiel brachte. Daraus entstanden Dynamik und Entschlossenheit, dazu kam vorne der überragende Karim Benzema mit einem Hattrick. Danach gab es Alabas inzwischen legendären Jubel mit dem in die Höhe gehobenen weißen Sessel. Im Viertelfinale gegen Chelsea schien Real zwischenzeitlich schon fast draußen sein, zeigte jedoch dann gewaltige sportliche Qualitöten. Ähnlich verlief das Semifinale gegen Manchester City. Die zwei Last-Minute-Tore von Rodrygo zeigten: Real ist wirklich erst besiegt, wenn das Match vorbei ist. Daher mag Liverpool auf dem Papier Favorit sein, aber Real hat durch seinen Geist eine Pari-Chance. Und Österreichs Beitrag zum Endspiel, Alaba, eine auf sein drittes Triple: „Die erste Saison bei Real und dann gleich Meister und Champions League-Sieger, das wäre wirklich schwer in Worte zu fassen“, glaubte Alaba.

Das erste Finale zwischen Liverpool und Real gab es vor 41 Jahren ebenfalls in Paris, allerdings im Parc de Prince. Damals hieß die Champions League Europacup der Meister. Liverpool gewann 1:0. 2018 in Kiew siegte Real Madrid mit 3:1. Ein Match, das viel Gesprächsstoff lieferte: Das Foul von Reals Kapitän Sergio Ramos, das Liverpools Torjäger Mo Salah bald zum Ausscheiden zwang. Die fürchterlichen Fehler von Liverpool deutschen Tormann Loris Karius beim 1:0 und 2:1 von Real durch Benzema und Gareth Bale. Von Reals damaliger Finalbesetzung sind noch neun Mann dabei, beginnen werden nur Verteidiger Dani Carvajal, das Mittelfeld mit Oldie Luka Modric, Toni Kroos und dem Brasilianer Casemiro sowie Benzema, dem zwei Tore zum Rekord von Cristiano Ronaldo aus seiner Real-Zeit (17) fehlen. Bei Liverpool wollen sich ach für die Niederlage vor drei Jahren revanchieren. Erste Wahl sind Abwehrchef Virgil van Dijk, die Außenverteidiger Trent Alexander Arnold und Andrew Robertson, im Mittelfeld vielleicht Kapitän Jordan Henderson, im Angriff Salah und der Ex-Salzburger Sadio Mane, damals Torschütze zum 1:1. Für ihn könnte es nach sechs Jahren das letzte Spiel für Liverpool sein. Bayern München möchte den 3o jährigen unbedingt verpflichten, bietet 30 Millionen Euro Ablöse. Liverpool soll erst ab 50 gesprächsbereit sein.

Liverpool hat mit Jürgen Klopp den gleichen Trainer wie im Finale 2018. Für den Deutschen ist es das vierte Endspiel in der Champions League. Er gewann eines, vor drei Jahren in Madrid 2:0 gegen Tottenham. Carlo Ancelotti übertrifft Klopp um ein Endspiel und zwei Triumphe. Er siegte 2003 und 2007 mit Milan, 2014 mit Real Madrid. Klopp gilt für viele als Trainer inzwischen als Maß aller Dinge ein, brachte in Liverpools Offensive mit Mane, Salah,  Diogo Jota und den Kolumbianer Luis Diaz eine fast schon brutale Power. Da wird Reals Defensive um ihren Chef Alaba sehr gefordert sein. Er gilt als jemand, der auf dem Platz gerne Anweisungen gibt und anfeuert, sein Vorgänger Sergio Ramos lebte diese Rolle extrem. Alaba war bereits in der ersten Saison beim weißen Ballett sehr lautstark, ist total akzeptiert.

Zu sehen ist das Finale in Österreich bei Servus TV, Sky Austria, DAZN und auch im deutschen ZDF. Auf DAZN erzählte Bayern Star Thomas Müller, dass Alaba vor zwei Jahren nach dem Finalsieg gegen Paris St. Germain in Lissabon so begeistert und emotionell gegen etwas schlug, dass er blutete. Sie waren so aufgedreht, dass sie im Morgengrauen eine Runde Golf spielten. Was passiert am Samstag? „Wir versuchen uns vom ganzen Drumherum nicht ablenken und verrückt machen zu lassen“, verriet Alaba im „Sky“-Interview, „ich bin dankbar, dass ich ein Teil davon sein darf und meine Geschichte in dieses Real-Buch miteintragen kann.“

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