Fußball

Alle Legionäre an Bord – auch das sorgt für Diskussionen und Baustellen

Sonntag um elf Uhr Vormittag gab es keinen Zweifel mehr über Franco Fodas Teamkader für die drei WM-Qualifikatiosnspiele gegen Schottland, Färöer und Dänemark. Als  Ergebnis eines funktionierenden Krisenmanagements durch Geschäftsführer Bernhard Neuhold, Foda, Sportchef Peter Schöttel und Generalsekretär Thomas Hollerer gehörten alle gewünschten Legionäre zu den 29 Mann, die der Teamchef nominierte. 14 aus dem Großkader wechselten auf die ebenfalls 29 Mann starke Abrufliste, darunter Legionäre wie Raphael Holzhauser (Beerschot), Peter Zulj (Göztepe Izmir) und Stefan Schwab (Paok Saloniki), Salzburgs Max Wöber, Rapids Kapitän Dejan Ljubicic. Nur sechs aus der österreichischen Bundesliga blieben übrig.  Auch das sorgte für berechtigte Diskussionen und Baustellen, die sich Foda im Vorfeld der  Europameisterschaft aufmachte. Das sind die bleibenden Nebengeräusche zum Corona-Chaos.

Foda rief alle selbst an, die der Reduktion zum Opfer fielen, erklärte ihnen seine Beweggründe. Das spricht für den korrekten Umgang mit den Spielern. Aber es ist wieder einmal unübersehbar, dass beim Teamchef Legionäre einen Bonus haben. Natürlich gibt es welche, über die man nicht diskutieren muss, die über alle Zweifel erhaben sind. Von der Kategorie David Alaba, Stefan Lainer, Martin Hinteregger, Philipp Lienhart (erzielte Sonntag  bei Freiburgs 2:0 gegen Augsburg das zweite Tor per Kopf), Xaver Schlager, Christoph Baumgartner, Marcel Sabitzer, Louis Schaub und Sasa Kalajdzic, zu der auch Christopher Trimmel als gesetzter Kapitän von Union Berlin gehört. Aber es gibt auch einige Dinge, die nicht nachvollziehbar sind. Etwa, dass ein Legionär zum Zug kam, obwohl er wegen einer Corona-Erkrankung wochenlang pausierte und Sonntag erstmals 14 Minuten spielte wie Stefan Posch bei Hoffenheims 1:2-Heimniederlage gegen Mainz. Oder dass einige dabei blieben, obwohl sie bei ihren Vereinen nicht zur ersten Wahl zählen. Nicht nur bei einem Spitzenklub wie Wolfsburg (Pavao Pervan) oder Leverkusen (Aleksandar Dragovic), sondern auch beim abgeschlagenen Schlusslicht Schalke (Alessandro Schöpf) und Augsburg (Michael Gregoritsch) oder beim französischen Nachzügler Lorient (Adrian Grbic).

Bei Dragovic kann man seine Erfahrung und bewiesene Klasse auf internationaler Bühne als Argument für die Nominierung nehmen. Bei Grbic, Schöpf und Gregoritsch ihre wichtigen Tore beim Aufstieg in der Nations League. Aber müsste nicht auch in ähnlichem Maß die aktuelle Form zählen? Valentino Lazaro gehört bei Mönchengladbach nach seinen Verletzungspausen nicht zur Startelf, wenn alle fit sind.  In Österreichs Team ist er ein Fixstarter. Marko Friedl spielt zwar ständig bei Werder Bremen, macht aber öfters Fehler, die zu Ton führen. Ist er wirklich besser als Wöber? In Österreichs U21 war das eher umgekehrt. Es fällt zudem auf, dass ein Legionär, der in der Bundesliga in diesem Jahr immer spielt (Linksverteidiger Philipp Mwene bei Mainz) nicht einmal auf Anruf bereit stehen muss.

Die sechs „Mohikaner“ aus Österreichs Bundesliga sind auf alle Formationen verteilt: Im Tor ist es Alexander Schlager vom LASK als Konkurrent von Pervan, Heinz Lindner und Neuling Daniel Bachmann. In der  Abwehr sind es Salzburgs Kapitän Andreas Ulmer sowie vom LASK Reinhold Ranftl und Gernot Trauner. Ranftl als dritter Rechtsverteidiger zu Lainer und Trimmel, Trauner als einer von sieben Innenverteidigern zu Alaba,  Dragovic, Hinteregger, Friedl, Lienhart und Posch.  Der am Oberschenkel verletzte Hinteregger und wahrscheinlich auch Posch sind erst für die Spiele in Wien ein Thema. Im Mittelfeld bleibt Rapids Toptalent Yusuf Demir allein auf weiter Flur zwischen neun Legionären (Stefan Ilsanker, Florian Grillitsch, Baumgartner, Lazaro. Karim Onisiwo, der nach seiner Verletzung Sonntag 26 Minuten spielte, Sabitzer, Schaub, Xaver Schlager und Schöpf).  Das nährt die Spekulationen, wonach durch ein Kurzdebüt in einer der drei Partien die Möglichkeit für immer ausgeschlossen bleibt, dass Demir  künftig für die Türkei spielen kann. Ob es wirklich notwendig ist, einem erst 17 jährigen das Gefühl zu geben, dass die Zukunft der  Nationalmannschaft von seiner Entscheidung abhängt? Im Angriff ist Neuling Ercan Kara die Alternative zu Grbic, Gregoritsch und Kalajdzic.

Zu Alaba gibt es eine neue Begleitmusik aus Spanien. Diesmal von einer anderen Zeitung. „ABC“ behauptet, dass Real Madrid den Zuschlag von dem Wiener und seinem Berater Pini Zahavi bekommen hat. Durch ein Handgeld von 20 Millionen Euro bei der Unterschrift. Bestätigt ist auch das nicht. Sicher ist hingegen, dass Montag die Diskussionen darüber beginnen werden, ob Alaba bei Österreichs Team in der Abwehr oder im Mittelfeld spielen soll.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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