Bei Sturm Graz wirkte der Trainereffekt, gab es zum Debüt von Roman Mählich ein 2:0 (1:0) in Altach, worauf der zufrieden feststellte: „Wir haben die Talfahrt gestoppt.“ St. Pölten feierte im fünften Anlauf den ersten Sieg mit Ranko Popovic, schlug mit späten Toren Wacker Innsbruck 2:0 (1:0). Schon vor dem Anpfiff in Hütteldorf spielte alles gegen Rapid und dann auch Rapid selbst. Der LASK feierte mit dem verdienten 1:0 (0:0) den ersten Auswärtssieg über Grün-Weiß in der Hauptstadt seit 18 Jahren. Ein Tag, den man sich im LASK-Kalender rot einrahmen wird. Möglicherweise auch im Rapid-Kalender: Der Supergau rückt immer näher. Denn derzeit kann man sich nicht vorstellen, dass diese Mannschaft noch die große Wende schafft, unter die ersten sechs in die Meisterrunde kommt. Da sichert eine problematische oder sogar explosive Stimmung für die Hauptversammlung ab Montag Abend im Allianz-Stadion. Präsident Michael Krammer und der selbstkritische Sportchef Fredy Bickel werden gute Nerven brauchen.
Kein Punkt und mit Christoph Dibon und Andrija Pavlovic zwei neue Verletzte. Das bittere Fazit. Der Fansektor war zwar rappelvoll, aber die Lücken auf den anderen Tribünen sprachen für die problematische Lage. Obwohl 17.200 Zuschauer für das nasskalte Wetter noch immer beachtlich sind, wenn man bedenkt, dass die anderen vier Spiele zusammen nur 18.325 Besucher mobilisierten. In der ausgeglichenen ersten Hälfte war der LASK bis zur 42. Minute offensiv kaum vorhanden. In dieser Zeit ließ Rapid durch Pavlovic und Thomas Murg (Bild oben) die ersten Chancen aus. Als die Linzer durch den Ex-Austrianer aus Australien, James Holland, nach 54 Minuten trafen, der sein zweites Bundesligator nach zuvor 132 Spielen ohne erzielte, fiel Rapid komplett auseinander. Da hielt nur Tormann Richard Strebinger seine Mannschaft im Spiel. Ausgleichschancen? Einmal traf Deni Alar, nur ein Schatten des Torjägers aus der letzten Saison bei Sturm, mit seinem starken linken Fuss den Ball nicht. Im Finish schoss Murg weit drüber. Das war´s. Am Ende pfiff der Fansektor die Verlierer aus, spendete nur Strebinger Beifall, als er alleine dorthin ging. Auch diese Szene gab etwas zu denken. Könnte man auch in Richtung fehlendes Teamwork interpretieren.
Eines ist sicher: Ohne die Person Didi Kühbauer auf der Trainerbank wären die Missfallenskundgebungen viel, viel heftiger ausgefallen. Der sagte nicht zum ersten Mal, er wisse, woran es krankt und was man tun müsse. Offenbar kann er den Hebel erst in der Winterpause so ansetzen, wie er will. Nur kann und wird es dann wohl schon zu spät sein. Denn so wie sich Rapid präsentiert, als eine Mannschaft, die nach einer Stunde nichts mehr zuzusetzen hat, der auch gleichwertige personelle Alternativen auf der Bank fehlten, muss man fast annehmen, dass der Rückstand auf Platz sechs bis zur Winterpause noch größer wird. Bestes Beispiel für die problematische Personalsituation, die noch verschärft war, weil Christoph Knasmüllner bei der Geburt seines erstes Kind im Krankenhaus war: Im Finish brachte Kühbauer statt Philipp Schobesberger, der den LASK bei seinem ersten Spiel von Beginn an seit 27. Mai vor der Pause mitunter vor Probleme stellte, den defensiven Mittelfeldspieler Manuel Martic. Was völlig gegen seine Philosophie ist. Zwar sass noch der Schweizer Stürmer Jeremy Guillemenot auf der Bank. Aber damit wurde klar, wie Kühbauer dessen Qualitäten einschätzt. Auch der zur zweiten Hälfte für den mit muskulären Problemen ausgeschiedenen Dibon gekommene Mateo Barac ist ein Grund für Bickels Selbstkritik. Mit dem Kroaten verlor Rapids Abwehr die Stabilität der ersten Hälfte.
Rapid liegt 13 Punkte hinter dem Zweiten LASK. Niemand kann behaupten, dass der Kader der Linzer so viel besser ist, so viele individuell bessere Fußballer hat. Eher im Gegenteil. Die Gründe für den Unterschied: Der LASK funktioniert als Mannschaft viel besser, die Spieler passen zusammen, der Kader wurde besser zusammen gestellt. Zudem „drillte“ Trainer Oliver Glasner seit drei Saisonen die Mannschaft auf seine Pressing-Ideen. Die können sie jetzt in die Tat umsetzen. Siehe Tabelle. Die alarmierende und auch blamable Situation für Rapid mit dem zweithöchsten Budget der Liga sieben Runde vor Ende des Grunddurchgangs: Zehn Punkte hinter St.Pölten, neun hinter Wolfsberg, je fünf hinter Austria und Hartberg, drei hinter Sturm. Das Bruderduell im Hause Ljubicic wird an dern jüngeren Robert gehen, der gestern das spät zweite Tor erzielte. Dejan kam hingegen nicht der Bitte von Rapids Pressechef Peter Klinglmüller, es seinem Bruder gleich zu tun, nach. Er lief viel, spielte aber zu sehr in die Breite. Eines der vielen Probleme Rapids, die zum Supergau bedrohlich nahe kommen ließen.