Fußball

Alles Gute Kaiser Franz: Deutschland muss ihm ewig danken

Freitag wird der Fußball-Kaiser 75! Der einzige, den es gibt, Franz Beckenbauer! Sein Talent muss der vier Jahre nach Kriegsende im Münchener Arbeiterviertel Giesing geborene Sohn eines Postbeamten direkt vom Fußballgott bekommen haben.  Er wurde wie vor ihm der Brasilianer Mario Zagalo und nach ihm der Franzose Didier Deschamps Weltmeister als Spieler (1974) und Teamchef (1990), dazu Europameister (1972), fünfmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger sowieso. Dazu gewann er von 1974 bis 1976 dreimal hintereinander den Europacup der Meister, den Vorläufer der Champions League und hielt den berühmten Henkelpott in die Höhe. Das waren die Zeiten, in denen er auch in der High Society hofiert wurde, er unter anderem mit extravaganten Anzügen und Sakkos des Wiener Prominentenschneiders Peppino Teuschler für Aufsehen sorgte.

Bereits 1968 holte er bereits mit Bayern den Europacup der Cupsieger. Was bei ihm schon in jungen Jahren auffiel:  Er hatte den Kopf stets oben, wenn er den Ball am Fuß führte. Er erfand quasi für sich selbst die Rolle des Liberos, des freien Mannes, in der Abwehr, der nach vorne Akzente setzte. Er passte lässig mit dem Außenrist, aber meist punktgenau. Genial seine Doppelpasses mit Torjäger Gerd Müller. Es wirkte mitunter arrogant , war es aber nicht. Zwei Wiener aus Simmering durften mit ihm in den Sechzigerjahren bei Bayern spielen: Gustl Starek im Mittelfeld und der linke Verteidiger Peter Pumm. Die Leichtigkeit, die er als Spieler hatte, begleitete ihn durch sein ganzes Leben. Im ZDF-Sportstudio legte er einmal den Ball auf ein volles Weißbierglas, schoss und traf auf der Torwand unten.

1977 wechselte er über den großen Teich zu New York Cosmos. Das galt damals als Flucht vor steuerlichen und privaten Problemen. Deutschland leistete es sich damals, keine Legionäre im Team spielen zu lassen. Vielleicht gelang es Österreich bei der WM 1978 in Cordoba mit dem legendären 3:2  Deutschland auch deshalb heim zu schicken, weil beim Titelverteidiger nicht mehr Beckenbauer Libero spielte, sondern Manfred Kaltz. 1980 kehrte Beckenbauer  nach Deutschland zurück, spielte noch  zwei Saisonen beim Hamburger SV. In seiner letzten war ein Wiener sein Trainer: Ernst Happel. Die beiden funkten sofort auf einer Wellenlänge. Als ich im Sommer 1981 Happel im Hamburger Trainingslager nach Beckenbauer fragte, antwortete er mit einem Wort: „Superprofi!“ Mit Happel gewann Beckenbauer seinen fünften und letzten Meistertitel.

Zwei Jahre später suchte Deutschland nach dem blamablen Scheitern bei der  Europameisterschaft in Frankreich einen neuen Teamchef. Beckenbauer, damals Kolumnist bei „Bild“,  antwortet auf die erste Forderung aus der  Redaktion „du musst es machen“ mit den Frage „seid´s narrisch?“ Nach langen Diskussionen meinte er: „Also, wenn die Not wirklich groß ist“. Einen Tag später erschien „Bild“ auf Seite eins mit der  Schlagzeile „Franz, ich bin bereit!“ Zwei Jahre später war Deutschland in Mexiko Vize-Weltmeister, sechs Jahre später in Rom Weltmeister. Die Mission war erfüllt. Zweimal sprang er danach  in der 15 jährigen Präsidentenzeit bei seinen Bayern, die 1994 begann, als Trainer ein: 1994 holte er den Meistertitel, 1996 den UEFA-Cup gegen Girondins Bordeaux. Damals unter seinen Spielern, aber in keiner Hauptrolle: Andi Herzog.

Beckenbauer lieferte auch mit dem Privatleben Schlagzeilen. Mit 18 bereits Vater, ohne verheiratet zu sein, das galt 1967 als Skandal. Als während seiner zweiten Ehe mit einer DFB-Sekretärin bekannt wurde, dass er ein Kind mit einer anderen Frau bekommt,  antwortete er mitten in der Aufregung vor den TV-Kameras mit einem entwaffnenden Lächeln: „Der Herrgott freut sich über jeden neuen Erdenbürger“. Seit 2005 lebt er mit Heidi, der Mutter von Joel (20) und Francesca (16) am Rande von Salzburg, In einem „kaiserlichen“ Haus mit Blick auf den Untersberg.

Die Krönung des Lebenswerks gelang ihm, als er Deutschland einen Fußball-Traum, ein wahres Sommermärchen schenkte. Indem er die WM 2006 ins Land holte und perfekt organisierte. Deutschland präsentierte sich der ganzen Welt plötzlich in einem anderen Bild. Viel lockerer, fröhlicher und freundlicher als sonst, alle Straßen in den Landesfarben schwarz-rot-gold. Was Politiker über Jahrzehnte nicht schafften, gelang „Kaiser Franz“, einem Fußballer aus Giesing. Aber mehr als ein Jahrzehnt später steht Beckenbauer noch immer im Mittelpunkt eines angeblichen Sommermärchen-Skandals. Es geht um  den ungeklärten Verbleib von zehn Millionen Euro, den Verdacht eines Stimmenkaufs. Beweise gibt es bis heue keinen einzigen. Aber die Versuche, den „Kaiser“ in den Dreck zu ziehen, hören nicht auf.  Dienstag durfte im ZDF-Porträt „Mensch, Beckenbauer, Schau´n mer mal“ ein selbstgerechter „Spiegel“-Reporter Beckenbauer einen lausigen Drecksack schimpfen. Dass Beckenbauer solche Sachen mehr und mehr verbitterten, ist nachvollziehbar. Deutschland muss ihm nämlich ewig dankbar sein; „Die letzten Jahre waren hart. Mit all den Operationen und auch mit den Geschichten von 2006. Das hat mich schon sehr mitgenommen“, gestand er dieser Tage im großen „Bild“-Interview. Um aber auch festzustellen: „Ich hatte so ein schönes Leben, dass ich für immer dankbar sein werde!“

Obwohl ihn in den letzten Jahren das Glück im Stich ließ. Sohn Stephan aus erster Ehe starb 2015 mit 46 Jahren an einem Hirntumor. Das traf ihn besonders hart. Er selbst kämpft mit schweren gesundheitlichen Problemen. Zwei Herzoperationen, eine neue Hüfte, ein Augeninfarkt. Daher sieht  er auf dem rechten Auge kaum noch etwas. Klar, dass er sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog. Bayern veranstaltet Freitag zu Beckenbauers 75. Geburtstag einen großen Empfang. Auf der Einladung steht völlig zurecht: „Er ist das Gesicht des deutschen Fußballs schlechthin!“

 

 

Foto: FC Bayern Media.

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