Fußball

Alles lief gegen Rapid: Feldhofer darf trotz 1:2 Trainer bleiben

Am Ende eines ereignisreichen Sonntag stand Rapid wieder frustriert mit leeren Händen da. Kein Punkt gegen Sturm Graz, obwohl Grün-Weiß beim 1:2 (1:1) vor der Pause die bessere Mannschaft dar. Trainer Ferdinand Feldhofer giftete gegen den Salzburger Referee Christopher Jäger (Bild oben), der mit einem mehr als umstrittenen Elfmeterpfiff nach 84 Minuten das Match gegen Rapid entschied. Aber vielleicht rettete gerade das Feldhofer noch den Job. Er bekräftigte nach dem dritten Bundesligaspiel in Serie ohne Sieg, dass es nichts bringe, das Handtuch zu werfen. Offenbar sieht das Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic, der das Match diesmal nicht aauf der Tribüne, sondern am Rande es Kabinentunnels verfolgte, genauso. Wenig später versicherte er im „Sky“-Interview, dass Feldhofer bleibt. Aber wenn Rapid nicht schnell zu siegen beginnt, dann wird es nicht mehr lange so bleiben. Mit einer Ausnahme (2:1 gegen Lechia Gdansk) erzielte Grün-Weiß nie mehr als ein Tor in einem Spiel.

Fünfeinhalb Stunden vordem Anpfiff verkündete Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek tränenreich seinen Rücktritt nach sieben Jahren. Ließ aber keinen Zweifel daran, dass er sich als falschen Sündenbock sieht, weil das höchste Eigenkapital der Klubgeschichte erwirtschaftet wurde. Pescheks Behauptung, man habe in der aktuellen  Saison mehrere Millionen Euro für Transfertätigkeiten und das Sportbudget zur Verfügung gestellt, könnte man auch als Spitze gegen Barisic interpretieren, Rapid habe sich unter ihm organisatorisch und wirtschaftlich hervorragend entwickelt, das nimmt Peschek für sich in Anspruch. Er habe  dem Ziel, Rapid durch die Corona-Krise zu führen und den Fortbestand zu sichern, alles untergeordnet und dadurch seine Familie verloren. Bei der vielen negativen Energie, die er zuletzt wahrnahm, sei unter diesen Bedingungen ein Weiterarbeiten nicht zielführend. Was Peschek nicht ansprach: Der Druck der Fanszene auf ihn dürfte groß geworden zu sein und ihn zum Rücktritt gezwungen haben. Eine Szene, aus der er kam, für die er immer ein sogar zu offenes Ohr hatte. Was zum Bruch zwischen Fans und Peschek führte, bleibt ein Geheimnis. Präsident Martin Bruckner stellte fest: „Die größte Fraktion bei Rapid ist gegen alles und für nichts!“

Rund um das Spiel fiel das große Aufgebot an Polizei und Security-Personal auf. Mit 19.200 Zuschauern waren 4100 mehr gekommen als zur Blamage gegen Vaduz. Aber zu Szenen wie nach dem 0:1 gegen Vaduz kam es trotz der nächsten Niederlage nicht. Es gab Transparente, die den grün-weißen Fußballgott Steffen Hofmann als Präsident forderten, auf der Fantribüne wurde ein Rapid-Trikot mit Hofmanns Rückennummer elf in die Höhe gehalten. Hofmann gab keine Interviews. Seinem Freund Feldhofer fehlten Kapitän Max Hofmann wegen einer Gehirnerschütterung und Yusuf Demir wegen einer Sprunggelenksverletzung. Im Abwehrzentrum begannen die Youngsters Leopold Querfeld (der erste Varta-Rookie), der in der zweiten Hälfte mit einem Cut ausschied, und Martin Moormann. Der im Sommer verpflichtete Innenverteidiger Michael Sollbauer gehörte nicht zum Kader. Bei Sturm fehlte außer dem Rekordverkauf Rasmus Höjlund der erneut verletzte Jakob Jantscher. Das solle sich bemerkbar machen. Rapid erwischte vor den Augen von Teamchef Rakf Rangnick, der erstmals im Allianz-Stadion war, den besseren Start, ging nach 15 Minuten anch einem Idealpass von Patrick Greil durch das erste Bundesligator von Nicolas Kühn in Führung. Gerade als die Sturm-Fans ein Transparent mit „vaduzt“ indie Höhe hieleten. Nicht nur in dieser Aktion zeigte der Deutsche, dass es ein Fehler von Feldhofer war, ihn gegen Vaduz nicht in der Startelf zu bringen. Sturm gelang neun Minuten später entgegen dem Spielverlauf der glückliche Ausgleich, als nach einem Eckball Gregory Wüthrich einen Distanzschuss von Manprit Sarkaria unabsichtlich abfälschte. Rapid ließ durch Marco Grüll die Chance zur Pausenführung aus.

In der zweiten Hälfte versuchte es Sturm mit dem 20 jährigen Ghana-Stürmer Mohammed Fuseini, setzte im Finish auch den Holländer Emanuel Ermegha, der Freitag noch in der zweiten Liga gespielt hatte, ein. Bei Sturm standen erstmals sieben Legionäe am Spielbericht, womit auch die Grazer auf Einnahmen aus dem Österreicher-Topf verzichten. Ermegha sollte das Spiel entscheiden, als er nach einem Pass von Ivan Ljubic zunächst Moormann foulte, dann vom Rapidler etwas gehalten wurde. Jäger ahndete nur dies, zeigte Moormann für das harmlose Vergehen die rote Karte, was „regeltechnisch“ gedeckt ist. Der Video Assistant Referee meldete sich nicht, sah keine schwere Fehlentscheidung. Aber das ist die besondere Geschichte. Denn VAR Dieter Muckenhammer war zum Start der letzten Meisterrunde am 13. März Schiedsrichter beim 1:0 von Red Bull Salzburg gegen Sturm, musste damals zwei Elfmeterentscheidungen für die Grazer nach der Intervention des VAR, der Harald Lechner hieß, zurück nehmen, machte deshalb Stunk in der Schiedsrichterszene. Vielleicht dachte er auch daran, als er sich nach dem Elfmeterpfiff von Jäger nicht bei ihm meldete und zum On Field-Review schickte. Was angebracht gewesen wäre.

Irgendwie klang es ein bisschen provokant, dass Sturms Trainer Christian Ilzer nachher behauptete, seine Mannschaft sei vom Schiedsrichter nicht bevorzugt worden. Was stimmt, war, dass jeder Eintausch Sturm gut tat. Egal ob Fuseini, Ljubic oder Ermegha. Ein Unentschieden wäre trotzdem das richtige Resultat gewesen. Aber auch das spricht nicht unbedingt für Rapid. Wolfsberg verkraftete die Donnerstag-Pleite besser als Rapid, feierte beim WSG Tirol trotz schnellem 0:1-Rückstand mit 3:1 (1:1) den ersten Sieg in dieser Bundesliga. Für die entscheidende Tore sorgten die Joker Augustin Boakye und Thierno Ballo. Ein Ex-Rapidler.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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