Fußball

Alles schlecht gemacht, fast alles selbst verhaut!

Einen Tag vor seinem 53. Geburtstag bekam U 19-Teamchef Martin Scherb Mittwoch von seinen Spielern kein Geschenk, sondern einen schlimmen Tiefschlag, der nicht nur den Geburtstag verpatzte, sondern auch das Semifinale bei der Europameisterschaft in der Slowakei kostete. Bei 28 Grad in Ziar nad Hronom machten viele, von denen Scherb seit der beachtlichen Qualifikation gegen Spanien und Dänemark sehr positiv sprach, beim 2:4 (1:2) gegen Israel alles falsch, was man nur falsch machen kann, gingen sang- und klanglos unter. So schlecht darf man  nicht verteidigen. Die Sieger schossen nur neunmal auf Österreichs Tor, trafen viermal. Das sagt genug. Die Verlierer kamen auf 24 Torschüsse. Perfekt war in Österreichs Spiel eigentlich nur der Freistoß von Yusuf Demir mit links über die Mauer zum 2:4. Aber das war nach 76 Minuten vor den Augen von ÖFB-Präsident Gerhard Milletich nur Resultatkosmetik.

„Wir haben unsere Intensität erst ab der 65. Minute auf den Platz gebracht“, behauptete der frustrierte  Scherb. Zuvor begleiteten die Defensivspieler die Israelis bei ihren Angriffen nur, vergaßen zu attackieren. Beim schnellen 0:1 nach fünf Minuten stand der linke Verteidiger, der nach der England-Niederlage neu in die Mannschaft gekommene Justin Omoregie, falsch,  verlor daher das Kopfballduell gegen Eindhoven-Legionär Tai Abed. Die Freude über den Ausgleich des diesmal als Rechtsverteidiger aufgebotenen Adis Jasic währte nur fünf Minuten. Dann bot ein misslungener Haken des Rapid-Innenverteidigers Leopold Querfeld im Mittelfeld den Israels die Chance zum schnellen Umschalten, die sie nützten. Von gut organisiert konnte bei Österreichs Defensive keine Rede sein. Sie bekam keinen Zugriff. Das änderte sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte nicht. Querfeld konnte Ray Revivo außerhalb des Strafraums nicht stoppen, foulte ihn dann innerhalb des Sechzehners, was den schwarzen Tag von Querfeld (Bild oben) „krönte“. Mit Omoregie wäre ein Mitspieler zwar spät, aber doch bereitgestanden, Revivo zu attackieren. Der fällige Elfmeter führte zum 1:3, zwei Minuten später fiel das 1:4. Als Abed mit einem Außenristpass zum Torschützen Oscar Gloch die ganze österreichische Abwehr ausschaltete. Der Versuch, hoch zu verteidigen, klappte gar nicht. Die Abstimmung zwischen den Innenverteidigern Lukas Wallner und Querfeld fehlte nicht nur in dieser Szene. Sie standen einfach zu weit auseinander. Nach 53 Minuten war praktisch alles verloren.

„Vielleicht habe ich die Mannschaft falsch eingestellt, die falschen aufgestellt“, übernahm Scherb die Verantwortung. Trauerte der vergebenen Chance des zur zweiten Hälfte eingewechselten Hoffenheim-Legionärs Jakob Knollmüller vier Minuten nach dem Demir-Freistoss nach: „Wäre das 3:4 gefallen, hätten wir garantiert nicht verloren“. Vielleicht überschätzte auch er den Jahrgang 2003 etwas. Enver Omic, die Wolfsberg-Neuerwerbung aus dem Juventus-Nachwuchs, war bei beiden Niederlagen nie der Kapitän, der vorangeht, wurde zweimal ausgewechselt. Von „Zauberer“ war beim Admiraner Onurhan Babuscu keine Spur, nur von Mitläufer. Die Beispiele könnte man fortsetzen.

Dass mit der zweiten Niederlage nur fast alles, aber doch nicht alles verhaut wurde, ist England zu verdanken. Durch das 4:0 (2:0) der Engländer über Serbien hat Österreich Samstagabend in Banska Bystrica noch die Chance, mit einem Sieg gegen den Serbien Platz drei in der Gruppe zu erobern, damit das Play-off-Spiel um einen WM-Platz gegen Rumänien oder die Slowakei zu schaffen.

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