Ivan Mocinic wechselte letzten Sommer von Rijeka nach Österreich, fand aber in Wien bei Rapid bisher nicht sein sportliches Glück. Alex Gorgon ging den umgekehrten Weg, von der Austria in die Hafenstadt an der Kvarner Bucht mit 130.00 Einwohnern. Was anfangs auch in Rijeka viele verwunderte, erwies sich für den 28jährigen aber als der richtige: Seit Sonntag, dem 4:0-Heimsieg über den Vorletzten Cibalia Vinkovci, bei dem Rapids letzter Meistertrainer zu Beginn des Frühjahrs ein Kurzgastspiel gegeben hatte, ist Gorgon der erste Österreicher, der in Kroatien sensationell einen Titel gewann. Der erste Meistertitel des Klubs beendete die 11jährige Regentschaft von Abonnementmeister Dinamo Zagreb. In dessen Maksimir-Stadion Rijeka vor dem direkten Duell in der letzten Runde am Samstag den Meisterpokal überreicht bekommt. Eine gewaltige Watschen für den enttrohnten Titelverteidiger, vor allem für dessen mächtigen und umstrittenen Boss Zdravko Mamic, inzwischen offiziell nach Untersuchungshaft wegen Steuerhinterziehung nur noch Berater. Der den Ruf hatte, mit seinen Verbindungen bisher alles für Dinamo richten zu können. Diese Saison nicht mehr.
Rijeka bezog in der ganzen Meisterschaft, in bisher 35 Runden, nur eine Niederlage. Das hätte niemand erwartet. Der Beitrag von Gorgon zu der denkwürdigen Saison: Bei 24 Einsätzen zwölf Treffer, womit er der zweitbeste Torschütze des Meisters ist. Mit seinem Trainer, der in Rijeka schon seit vier Jahren im Amt ist, kann er deutsch reden: Das ist der slowenische Ex-Teamchef Matjez Kek, früher zehn Jahre lang Legionär in Österreich, ab 1989 Abwehrchef bei Spittal und in Graz beim GAK. Rijeka steht in italienischem Besitz. Von Gabriele Volpi, dem auch der italienische Verein La Spezia gehört. Welche Pläne der Besitzer mit Rijeka hat, kann Gorgon nicht abschätzen: „Normal ist es die Politik des Klubs, junge Spieler, die nicht viel kosten zu holen, gut auszubilden und mit Gewinn weiter zu verkaufen.“ Ob das jetzt mit Chance auf die Champions League auch passiert? Gorgon weiß es nicht. Jedenfalls wird im Stadion Rujevic, das nur 6000 Zuschauer fasst, schon eine neue Tribüne gebaut. Wenn nicht für die Königsklasse, dann für die Europa League.
Das Niveau in Kroatiens Zehnerliga? „Die in Österreich ist schon stärker, weil ausgeglichener. In Kroatien gibt es ab Platz drei ein starkes Leistungsgefälle.“ Gorgon freut sich schon auf die Meisterfeier am nächsten Wochenende in der Stadt, nach dem Meisterstück stürmten die Fans begeistert den Rasen: „In Rijeka werden wir immer als Helden gelten. Auch noch in zehn Jahren, wenn ich einmal in die Stadt zurück komme.“ Das hat Mocinic mit seinem Abgang verpasst. Der Durchmarsch an der Spitze erinnerte Gorgon etwas an den mit der Austria zum Meistertitel unter Peter Stöger vor vier Jahren: „Auch bei Rijeka spielten wir stets an der Leistungsgrenzen, total stabil. Und blieben von Verletzungspech verschont.“ Das bevozugte System von Kek ist das 4-2-3-1. Da hat Gorgon einen Platz am Flügel. Wie früher bei Austria.
Sein Vertrag bei Rijeka läuft bis 2019. Das Ziel, in eine europäische Topliga zu wechseln, hat Gorgon noch nicht aus den Augen verloren. Mit der Austria schaltete er vor vier Jahren am Weg in die Champions League Dinamo Zagreb aus. Wäre für ihn sensationell, zum zweiten Mal in die Königsklasse zu kommen. Darauf hofft er. Nicht mehr auf den Sprung in Österreichs Nationalteam: „Weil mich Marcel Koller bisher nie kontaktiert hat. Da wird auch nichts mehr kommen.“