Fußball

Als Videochef in Deutschland gefeuert, in Österreich aber begehrt

Montag trat Raphael Landthaler nach vier  Jahren als Direktor für Finanzen und Organisatonsentwicklung bei Rapid seinen neuen Job als zweiter Vorstand der Liga zu Christian Ebenbauer an. Der 44 jährige Niederösterreicher, ein Gründungsmitglied des SKN St.Pölten, sieht die neue Aufgabe als große Herausforderung. Das ist für die ganze Liga sicherlich auch die Einführung des Videobeweises mit Frühjahr 2021 in der Meisterrunde. In Deutschland und England gibt es Woche für Woche heftige Diskussionen und auch Ärger bei den Fans, wenn sie minutenlang darauf warten müssen, bis auf den Anzeigetafeln aufscheint, ob es ein Elfmeter war oder nicht, ob das Tor zählt oder nicht (Bild oben). Letzten Sonntag dauerte es bei Tottenhams 2:0 gegen Manchester City sogar knapp vier Minuten bis feststand, ob auf den ersten  Elfmeter für den noch regierenden Meister, mit dem Ilkay Gündogan an Hugo Lloris gescheitert war, gleich ein zweiter wegen eines Fouls des Welmeistertormanns nach der Abwehr folgte. Gab es nicht. Auf jeden Fall übersah der englische Videoreferee, dass der erste Elfer wiederholt hätte werden müssen, weil Lloris mit keinem Fuß mehr auf der Torlinie stand.  Das alles steht  Österreichs Zwölferliga in zwölf Monaten noch bevor.

Die Vorbereitungen sind bereits seit Herbst im Laufen, Vor Weihnachten fiel die Entscheidung für das Hawk Eye-System, letzte Woche gab es in Wien den ersten Kurs  für 70 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter mit den ersten Modulen für die Ausbildung zum Videoreferee. Dazu zählten auch erste praktische Tests. Im März geht es weiter.  Schiedsrichterchef Robert Sedlacek engagierte eine zusätzliche Hilfe aus Deutschland in Person des ehemaligen Spitzenschiedsrichters Hellmut Krug, der bei der WM 1994 in den USA und der EM 1996 in England gepfiffen, Endspiel in Champions League und Weltpokal geleitet hatte. Im Herbst 1993 war Krug der Referee bei Austrias 0:3 im Nou Camp beim FC Barcelona gewesen, machte sich damals mit seiner Heimtendenz bei Andi Ogris & Co nicht gerade beliebt. Krug ist eine interessante Persönlichkeit. Er war in seiner Heimat Leiter bei der Einführung des Videoprojekts, wurde aber im November 2017 vom  DFB sozusagen entlassen. Als es Kritik an der Umsetzung gab und gegen den 1,96 Meter-Mann aus Gelsenkirchen sogar Manipulationsvorwürfe laut wurden. Etwa Einflussnahme auf Entscheidungen des Videoreferees im Kölner Keller zu Gunsten von Schalke. Daheim gefeuert, aber im Ausland begehrt: Die Schweiz engagierte ihn bereits im September 2018 für die Einführung des Videobeweis, jetzt auch Österreich. Balsam für eine Schiedsrichterseele. Daher geht es ihm wieder sehr gut.

Der 63 jährige Krug schwieg bis April 2019 zu den Vorwürfen, sprach dann von einer Verleumdungskampagne gegen ihn, bei der er Rückendeckung durch den DFB vermisst, dass er  ein Jahr brauchte, um das alles zu verkraften. Die Anfragen aus der Schweiz und nunmehr Österreich leisteten ihren Beitrag zu Krugs Wohlergehen. Seine Meinung zum Videobeweis: „Er funktioniert wie ein Airbag. Er geht auf, wenn offensichtliche klare Fehlentscheidungen dadurch korrigiert werden können!“

Foto: FC Southampton.

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