Fußball

Am Beispiel Grillitsch: Wenn der Vater mit dem Sohne kann auch schief gehen

Wenn Väter die Karriere ihres Sohnes als Berater begleiten, kann das durchaus funktionieren. Wie etwa bei David Alaba, dessen Vater George zu seinem Management gehört. Oder wie in Deutschland bei Leverkusens Jungstar Florian Wirtz. Aber es gibt auch aktuelle Beispiele, dass dies eher einen negativen Einfluss hat. Das nicht so passt wie vor 60 Jahren in der 13 teiligen ORF-Familienserie mit Fritz Eckhart und Peter Weck. Etwa bei Teamtormann Patrick Pentz, dessen Vater Werner die Zukunft des Salzburgers mit bestimmen wollte und entschied, dass er die Austria verlassen soll. Wenn die Meldungen stimmen, dass es außer Adana Demirspor, dem vom Italiener Vincenzo Montella (früher Fiorentina, Sevilla, Milan) trainierten Neunten der türkischen SüperLig keinen Klub gibt, der konkret an ihm Interesse zeigt, dann hat der Vater den Sohn schlecht beraten.  Dann wäre es für seine sportliche Karriere besser gewesen, bei der Austria zu bleiben und im Europacup zu spielen. In der Türkei Mitspieler von Italiens inzwischen 31 jährigem Skandalboy Mario Balotelli zu sein, bringt Pentz keinen Millimeter weiter.

Auch bei einem anderen österreichischen Teamspieler trifft der Herr Papa offenbar keine guten Entscheidungen. Bei Florian Grillitsch, der nach Vertragsende bei Hoffenheim ablösefrei am Markt ist, aber keinen neuen Klub hat. Es gab viele Spekulationen um den Wechsel nach England und Italien, aber konkret ist seit Dienstag nur eines: Dass Fiorentina, der Siebente der Serie A, mit dem Spieler einig war, aber ihn trotzdem nicht nimmt. Den Grund nannte Sportdirektor Daniele Prade: „El problemo no era tanto el agente sino mas bien el padre“. Auf Deutsch: „Das Problem war nicht so sehr der Agent, sondern der Vater!“ Prade schätzte weder das Gerede noch die Forderungen von Michael Grillitsch. Dabei hätte der doch wissen müssen, dass der Wechsel nach Italien das große Ziel des Sohnes war, das er ihm offenbar verbaute. Die Berater von Grillitsch kommen seit Jahresbeginn von der englischen Spitzenagentur „Stellar Sports“, zu ihnen gehört auch der Deutsche Michael Reschke, früher Kaderplaner bei Bayern München, Leverkusen, VfB Stuttgart und Schalke.

Nicht zum ersten Mal, dass der Name von Michael Grillitsch auftaucht, wenn Verhandlungen scheitern. Im Buch des führenden deutschen Agenturbesitzers Volker Struth „meine Spielzüge“ kommt Michael Grillitsch in Zusammenhang mit überzogenen und unrealistischen Forderungen vor. Im deutschen „Kicker“ stand im Februar zu lesen, dass bei den Gesprächen zur Vertragsverlängerung von Grillitsch der Vater das größte Hindernis war. Der behauptete, es sei ihm dabei um die sportliche Positionierung seines Sohnes gegangen. In Hoffenheims Umfeld erzählen einige eine ganz andere Version.

Was nach dem Rückzieher von Fiorentina mit Florian Grillitsch passieren wird? „Stellar“ wird mit seinem Netzwerk schon einen Abnehmer in der englischen Premier League finden. Aber Topadresse wird das keine sein.

Foto: FotobyHofer/Diener/Philipp Schalber.

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