Fußball

Am Beispiel Prevljak: Die Kritik an Salzburgs Leihgaben geht daneben

Als Meister Red Bull Salzburg am 6. Mai 2017 zum zum bisher letzten Mal in Mattersburg verlor, erzielte eine Salzburger Leihgabe, David Atanga, das Siegestor zum 2:1. Kann sich das Sonntag wiederholen? Smail Prevljak, seit Saisonbeginn ebenso wie der Japaner Masaya Okugawa Salzburg-Leihgabe bei Mattersburg, ist heuer der beste Stürmer in der  Bundesliga: In drei Spielen sieben Tore erzielt, das machte dem 22jährigen Bosnier keiner nach. Je einen Doppelpack beim 3:0 in St. Pölten und zum 2:1 gegen die Austria, alle drei zum 3:2 gegen Admira in der letzten Runde.  Die Belohnung: Robert Prosinecki, der kroatische Teamchef von Österreichs Nations League Gegner Bosnien holte ihn für die März-Spiele gegen Bulgarien und Senegal erstmals in den Teamkader.

Passierte alles in den Zeiten, in denen es von Rapids Sportchef Fredy Bickel Kritik gab, weil so viele Leihgaben von  Salzburg in der Bundesliga unterwegs sind, womit  eine Verzerrung des Wettbewerbs geben könnte. Wirklich wahr oder nur der Versuchen, von anderen Themen, warum es in Hütteldorf weiter nicht so klappte wie es eigentlich alle wollen, abzulenken? Eher der zweite Fall. Denn Salzburgs Sportchef Christoph Freund verleiht nur Spieler, für die es bei Salzburg aktuell wenig Chancen gibt zu Spielpraxis zu kommen. Bei der zweiten Mannschaft in Liefering ja, aber dort sollen sich ja eher die noch jüngeren entwickeln.  Freund reklamiert in die Leihverträge nie eine Klausel hinein, wonach der verliehene Spieker nicht gegen Salzburg spielen darf. So etwas ist hingegen in Deutschland oder England durchaus üblich. Dann könnte man schon von Wettbewerbsverzerrung reden. Aber so? Prevljak darf auch gegen Salzburg Tore schießen. Zuzutrauen ist es ihm derzeit allemal. Sowohl Sonntag als auch dreieinhalb Wochen später im Semifinale des Cups an gleicher Stelle. Er will ja mit Mattersburg die Qualifikation für den Europacup schaffen, wie er bereits vor drei Wochen selbstbewusst versicherte.

Als 18jähriger wechselte er vom FK Igman zum damaligen Drittligisten RB Leipzig. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga bekam er einen Profivertrag, wurde aber via Salzburg an Liefering verliehen. Von dort schaffte er den Sprung in  Salzburgs Bundesligakader, ehe ihn im April 2016 ein Kreuzbandriss entscheidend zurückwarf. Keine Chance, beim Meister zum Zug zu kommen. Daher Neubeginn in Mattersburg. Gleich beim Bundesligadebüt für die Burgenländer erzielte er den Ausgleich zum 2:2 gegen Rapid in Hütteldorf. Und  schon zwei Monate vor Ende des Leihgeschäfts kann man bereits sagen, dass sich diese für beide auszahlte: Mattersburg hat zum Unterschied von den letzten Saisonen nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun, steht im Semifinale des Cups. Und Salzburg bekommt im Sommer einen Stürmer zurück, der seinen Marktwert steigerte, dem man mehr zutrauen kann als ein Jahr zuvor. Auch Lücken zu schließen, falls Torjäger Munas Dabbur oder Hee Chan Hwang in eine bessere Liga wechseln. Was gibt es da zu kritisieren? In Wahrheit nichts.

Hinter Prevljaks unübersehbarer Steigerung steckt viel Arbeit, wie Mattersburgs Trainers Gerald Baumgartner versicherte. Unter anderem mit Videoanalysen, um seine Laufwege zu verbessern. Das erkannte auch Marco Rose, der Prevljak noch aus den Zeiten kennt, als er Trainer beim Nachwuchs in Salzburg war: „Er spielt jetzt erwachsener als zuvor, ist bereit, auch einige Kilometer zu gehen. Einen Torriecher und spielerische Qualitäten hatte er immer.“ Der Knoten ist geplatzt, wie man so schön sagt.  Ob sich auch Rapids anders als bisher um Salzburger Leihgaben bemühen sollt? Da muss man auch einkalkulieren, welche Reaktionen es im grün-weißen Fanblock geben würde. Sicher keine überwiegend positiven.

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