Fußball

Am Beispiel Prosenik: Der grün-weiße Katzenjammer

Die Nachwehen vom Europacup sind offenbar ein europaweites Phänomen. Beispiele an dem Wochenende gibt´s genug. Bayern München brauchte vier Tage nach dem 2:1 in Eindhoven daheim ein Hoffenheim-Eigentor, um ein 1:1 zu retten, wurde 24 Stunden später von Sensationsaufsteiger RB Leipzig in der Tabelle eingeholt. Manchester City brachte vier Tage nach dem 3:1-Triumph gegen Barcelona daheim gegen Aufsteiger Middlesbrough ein 1:0 nicht über die Distanz. Das 1:1 nützte der FC Liverpool , um die Tabellenführung zu erobern. Die „Reds“ schossen  einen Tag später  Watford ohne Sebastian Prödl mit 5:1 aus der Anfield Road, wobei Ex-Salzburg-Star Sadio Mane zweimal traf.  Liverpool kann sich wie Leipzig ohne Europacup unter der Woche „ausruhen“, sprich trainieren und gezielt vorbereiten. Im Londoner Duell der Champions League-Teilnehmer gab es zwischen Arsenal und Tottenham keinen Sieger, wobei Kevin Wimmer bei seinem ersten Premier League-Einsatz in dieser Saison für Schlagzeilen sorgte.  Erstens, weil Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino erstmals von seinem Prinzip, im Abwehrzentrum nicht zwei Linksfüsse aufzubieten, abging, Vertonghen mit Wimmer aufbot. Und weil dann der Oberösterreicher nach einer starken Leistung mit einem Kopfeigentor nach Özil-Flanke Arsenal in Führung brachte. Zu seinem Glück glich Kane bei seinem Comeback per Elfer aus. Hätte Tottenham durch Wimmers Eigentor erstmals in dieser Premiere League durch verloren, wäre das nicht gut für ihn gewesen.

Carlo Ancelotti bei Bayern, Pep Guardiola in Manchester, Arsene Wenger bei Arsenal und Pochettino haben in ihren Kadern sicher  viel mehr Möglichkeiten, sprich teure Millionenstars, zum Rotieren als die Trainer von Austria, Salzburg und Rapid, ohne dabei entscheidend an Qualität zu verlieren.  Dennoch klappte es nicht, zu gewinnen. Das wird kein Trost für Thorsten Fink, Oscar Garcia und Mike Büskens sein. Fink sprach nach Austrias 1:5-Debakel in Altach von der schlechtesten Leistung seiner Ära, Garcia ärgerte, dass Salzburg mit fünf neuen gegenüber der Europa League beim Letzten Mattersburg die schnelle 1:0-Führung aus der Hand gab, den beim 2:0 in Nizza erst im Finish eingesetzten  Soriano schon bald durch eine Oberschenkelverletzug verlor und  es nach der Pause auf durch Dauerregen irregulärem Terrain nicht gelang, den 1:2-Rückstand aufzuholen. Für Mattersburg der erste Sieg nach neun Runden. Austria und Salzburg weiter je fünf Punkte hinter Sturm und dem Sensationszweiten Altach, am dramatischsten sind aber die Folgen bei Rapid. Sportvorstand Andreas Müller wollte nach der 0:1-Heimpleite gegen Wolfsberg keine Stellungnahme abgeben, erst die Lage überdenken. Daraus könnte man mutmaßen, dass Müller überlegt, den von ihm geholten Trainer Mike Büskens rasch wieder fallen zu lassen. Um sich aus der Schusslinie der Fans zu nehmen? Die „Müller raus“-Sprechchöre gehören inzwischen zum  Standardrepertoire des  Block West. In den letzten fünf Heimspielen gab es nur einen Sieg, zwei Unentschieden und zuletzt zwei Niederlagen ohne erzieltes Tor. Von einer Hölle für die Gegner keine Spur mehr.

Der Mann, der für grün weißen Katzenjammer sorgte, die Krise in Hütteldorf verschärfte, ist das Paradebeispiel für personelle Fehlplanungen. Mit dem  Büskens überhaupt nichts zu tun hat. Denn die Entscheidung, Philipp Prosenik zu verleihen, ihm nicht zuzutrauen , ein Strafraumstürmer für Rapid zu werden, fiel schon lange, bevor Büskens sein Amt antrat. Jetzt hat der 23jährige mit zwei Toren für Wolfsberg  zum 1:1 in Kärnten und zum 1:0 in Hütteldorf Rapid fünf Punkte weggenommen. Das goldene Tor in Rapids neuem Zuhause  bedeutete auch für einen anderen Ex-Rapidler ein Highlight: Heimo Pfeifenberger auf Wolfsbergs Trainerbank.

Wie der Kärntner Siegestreffer fiel, machte  den  Ärger  für Rapid noch grösser: Offenbacher und Prosenik probten unter der Woche im Training eine Freistossvariante. Offenbacher nahm eine Anleihe beim Stolper-Trick von Deutschlands Star Thomas Müller bei der WM 2014 gegen Algerien, fiel beim Anlauf absichtlich hin, stand auf, , rutschte dann beim Schuss wieder weg. Prosenik wusste, dass der Ball ins Tormanneck gehen wird. Nur ahnen, nicht wissen konnte er, dass Rapids Keeper Strebinger einen Ball, den er nie auslassen durfte, doch wegspringen ließ. Das nützte er, fühlte zu einem Gefühlschaos bei ihm. Einerseits eine innere Genugtuung, anderseits  wollte er aus Respekt vor dem Klub, dem er noch gehört, nicht jubeln. Das schaffte er. Der Vergleich mit Rapids vier ausländischen Stürmern in der Punktejagd sagt alles: Prosenik kam bisher bei Wolfsberg auf sieben Tore und vier Assists, Joelinton bei Rapid  auf drei Tore und zwei Assists, Kvilitaia auf einen Assist, Jelic auf nichts, Tomi stand nie im Kader. Jeder der Legionäre kostet mehr als Prosenik. Zusammen ist das eine erkleckliche Summe. Teure Fehlplanungen in Müllers Büro.

Das Bild, das Rapid abgab, läßt für den Rest der Herbst nichts Gutes erahnen. Mit den Ligadebütanten Thurnwald und Wöber talentierte Verteidiger, gute Ansätze bei Szanto, ein auffälliger Schaub – ansonst wenig.  Alle, die noch immer glauben, dass Strebinger auf Dauer eine Lösung als Nummer eins zwischen den Pfosten sein kann, wurden wieder eines besseren belehrt. Eine Woche nach Lobeshymnen für eine gute Reaktion gegen Admira wieder einer der Sargnägel. Zu wenig Qualität für Rapid Ansprüche. Wer das nicht sehen will, verschließt sich der Realität. Nach der Teampause gastiert Rapid in Salzburg.

Es gab übrigens am Wochenende doch Klubs, die nach dem Europacup in der Punktejagd gewannen. Sogar mit österreichischer Hilfe. Etwa der FC Basel mit dem ersten Tor von Marc Janko seit Ende August zum 2:1-Zittersieg gegen Lausanne und  Schalke mit dem 3:1 gegen Werder Bremen mit einem Doppelpack von Alessandro Schöpf. Eine Empfehlung mehr des Tirolers für seinen Einsatz  am Samstag für Österreich in der WM-Qualifikation gegen Irland von Beginn an.

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