Fußball

Am Beispiel Schwab: FIFA gegen Österreichs Arbeitsrecht

In keinem europäischen Land, in dem die nationale Liga noch fortgesetzt wird, kann die Saison am 30. Juni enden. An dem Datum, an dem üblicherweise die in diesem Jahr auslaufenden Spielerverträge enden oder die zwischen den Vereinen abgeschlossen Leihgeschäft für Akteure.  Bereits vor Wochen gab der Weltverband FIFA aus seiner Züricher Zentrale die Richtlinie heraus, wonach diese Verträge einfach um ein oder sogar zwei Monate verlängert werden sollen. Bis die nationalen Meisterschaft beendet wird. Aber bindend kann diese Empfehlung nicht sein, selbst wenn sie demnächst in ein Machtwort der  FIFA verwandelt werden wird.

Die Schweizer Liga holte mit ihrem Geschäftsführer Claudius Schäfer, selbst ein Jurist, bereits ein Rechtsgutachten ein. Das zu einem klaren Ergebnis kam: Das nationale Arbeitsrecht kommt vor dem FIFA-Recht. Das wird nicht nur für die Schweiz seine Gültigkeit haben, sondern auch für Deutschland oder Österreich. Also bedeutet das Stress für die Vereine. Den hatte sicher Ligavorstand Christian Ebenbauer im Hinterkopf, als er letzten Donnerstag nach dem nicht nachvollziehbaren Befehl aus dem Gesundheitsministerium, nicht vor der nächsten Verordnung am 15.Mai mit dem Mannschaftstraining beginnen zu dürfen, feststellte, damit sei es unmöglich, bis zum 30.Juni das Play-off zu beenden, den neuen Meister, den Cupsieger und die Europacupteilnehmer zu küren.

Da Österreichs Arbeitsrecht mehr zählt als ein FIFA-Machtwort, das eine Verfälschung der laufenden Saison verhindern soll, indem Neuzugänge im Finish einsteigen, sind zwei Szenarien möglich. Die man an einem „populären“ Beispiel, nämlich Rapids Kapitän Stefan Schwab, illustrieren kann: Der Klub könnte die Idee haben, ihn nach dem 30.Juni nicht mehr zu beschäftigen, würde sich damit Lohnkosten sparen. Andererseits hätte der Mittelfeldspieler die Möglichkeit, sich auf den Standpunkt zurückziehen, nach dem 30.Juni kein Match mehr für Grün-Weiß zu bestreiten. Ein Hintergrund dazu könnte ein finanziell besseres Angebot sein, das er in Händen hat, da er keine Ablöse kostet. Also beginnt er gleich beim neuen Arbeitgeber und verdient mehr. Oder er bleibt beim bisherigen, wenn der seinen Vertrag gleich längerfristig verlängert.

Da werden in Österreich einige Sportchefs mehr zu tun haben als Zoran Barisic bei Rapid im Poker mit Schwab. Beim LASK enden nur die Verträge der Leihspieler Joao Klauss und Samuel Tetteh. Der Brasilianer Klauss hat noch einen Vertrag bei Hoffenheim bis 2022, Tettehs Kontrakt mit seinem „Besitzer“ in Salzburg endet ebenfalls mit 30.Juni. Der Offensivspieler wäre ablösefrei zu haben. Einiges kommt auf Sturms neuen Sportvorstand Andreas Schicker zu: In Graz enden die Verträge von Tormann Jörg Siebenhandl, Abwehrchef Anastasios Avlonitis, der auch andere Anfragen hat, von Isaac Donkor und vom Spanier Juan Dominguez. Nicht für nächste Saison verlängert wird der mit Linksverteidiger Thomas Schrammel, der Bulgare Kiril Despodov, eine Leihgabe von Cagliari, wird nicht zu halten sein. Das weiß auch Trainer Nestor el Maestro. Aber das ist nur ein Klacks im Vergleich zur Situation in Wolfsberg: Dort laufen 18 Verträge mit 30.Juni aus!

Foto: FIFA.

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