Fußball

Ancelotti und Bayern: Wer schafft wen? Ein Punkt für Hasenhüttl

Hoffenheims Jungtrainer Julian Nagelsmann bringt sich bei Bayern München schon in Stellung. Und das vier Jahre vor dem Vertragsende bei seinem derzeitigen Klub, mit dem er Donnerstag erstmals in der Europa League spielt, Sporting Braga aus Portugal empfängt. Im TV-Interview mit Eurosport erklärte Nagelsmann, der ab 2019 eine Ausstiegsklausel hat, dem ehemaligen Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer letzten Sonntag: „Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Der FC Bayern würde mich noch ein Stück glücklicher machen.“ Das nennt man ein Inserat  aufgeben. Nicht sehr fair gegenüber den amtierenden Kollegen Carlo Ancelotti. Seit vergangener Woche  ist Bayern wieder auf Kurs zum FC Hollywood: Zuerst die Kritik von Torjäger Robert Lewandowski an der Einkaufspolitik, dann das 0:2 in Hoffenheim und laut werdende Vorwürfe gegen den Trainer aus Italien, der ja letzte Saison „nur“ einen Titel geholt hat, Dienstag Abend der Krach beim glanzlosen 3:0 (1:0)-Pflichtsieg zum Start der Champions League gegen Anderlecht. Der Vergleich gegen Großeinkäufer Paris St. Germain, Ancelotti Ex-Klub, ging  zwei Wochen vor dem direkten Duell im Parc de Prince klar an Frankreichs Vizemeister: Sein 466,5 Millionen-Sturm mit Neymar, Kylian Mbappe und Edison Cavani schlug beim lockeren 5:0 (3:0) bei Celtic Glasgow eindrucksvoll zu. Zweimal Cavani, je einmal Neymar und Mbappe. Alles in Ordnung.

Bei Bayern hingegen nach dem 3:0 keineswegs. Ancelotti befand die Leistung für „okay, aber nicht top.“ Geholfen hat dabei ein Landsmann von ihm.  Der italienische Referee Paolo Tagliavento gab nach elf Minuten einen falschen Elfmeter für Bayern, zeigte dazu Anderlechts Mittelfeldspieler Sven Kums für das Foul als letzter Mann außerhalb des Strafraums zurecht wegen Torraubs die rote Karte. Franck Ribery griff dem Schiedsrichter, als er den Ausschluss forderte, ins Gesicht. hatte Glück, dass nicht auch er runter musste. Mit einem Mann mehr brauchte Bayerns Kapitän Manuel Neuer Glück,  bei einem Stangenschuss nach der Pause nicht den Ausgleich zu kassieren. Zum Eklat kam es in der 78. Minute, als Ancelotti Ribery austauschte. Weil er Gelb hatte, etwas geschont werden sollte. Dafür hatte der Franzose kein Verständnis, zog den Dress aus, schleuderte ihn auf die Bank. Der neue Sportchef Hasan Salihamidzic ging zu Ribery, wollte ihn beruhigen, sah aber nur abweisende Gesten. Der Routinier war auf Krawall gebürstet,wie deutsche Medien am Tag danch schrieben.

Und zugleich die Frage stellten, ob Ancelotti, der Riberys Ausraster nicht kommentierte, noch die Bayern schafft oder die Bayern ihn. Eigentlich unglaublich,  einen Trainer in Frage zu stellen, der zweimal mit Milan und einmal mit Real Madrid die Champions League gewonnen hat. Man wirft ihm vor, nicht alle Spieler gleich zu behandeln, regelmäßig nur mit seinen Lieblingen wie Thiago zu kommunizieren. Viele bezeichnen das Training des 58jährigen als zu lasch. Ex-Bayern-Star Paul Breiter behauptete sogar, unter Ancelotti habe Bayern im Vergleich zur Ära von Pep Guardiola mindestens einen Schritt zurück gemacht. Es rumort rund um die Säbener Straße. Ancelotti goß Dienstag noch etwas Öl ins Feuer, als er mit Mats Hummels und Thomas Müller zwei deutsche Weltmeister auf die Bank setzte. Zu Freunden sagte Ancelotti bereits, es werde schwierig,  die zwweite Saison in München zu überleben, wenn er nicht in Endspiel der Champions League kommen sollte.

Derzeit sieht es nicht danach aus, aber das ist eine Momentaufnahme.Arjen Robben sprach Klartext über die Leistung: „Normal müssten wir Anderlecht aus der Arena schießen,wenn sie so lange mit zehn Mann spielen. Aber wir hatten kein Tempo, keinen Rhythmus, keine Leidenschaft. Unsere Fans verdienen mehr.  Wir sollten nur auf dem Rasen reden, nicht bei Interviews.“ Aber Bayern sorgte trotzdem für den einzigen deutschen Sieg zum Auftakt der Gruppenphase. Borussia Dortmund verlor in Wembley gegen Tottenham 1:3, Ralph Hasenhüttl schaffte mit RB Leipzig ein seriöses Debüt in der Champions League, daheim  ein 1:1 (1:1) gegen Frankreichs Meister AS Monaco mit Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker, der den verletzten Naby Keita ersetzte. Zufrieden war damit keiner: „Es war  mehr möglich“, sagte Hasenhüttl, der im feinen Zwirn, in Anzug und Krawatte, in der Coaching Zone gute Figur machte. Sportchef Ralf Rangnick klagte über die fehlende Frische: „Nur eine Durchschnittsleistung“. In zwei Wochen muss Leipzig zum türkischen Meister Besiktas nach Istanbul. Besiktas gewann Mittwoch beim FC Porto 3:1. Da wartet auf Leipzig ein Hexenkessel.

 

 

Foto: Instagram.

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