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Auch 1,93 Punkte im Schnitt bringen Stöger keine Wertschätzung

Seit der schwachen Leistung im Kohlenpottderby gegen Schalke und der 0:2-Niederlage fand sich Peter Stöger, Borussia Dortmunds Trainer aus Wien, zweimal auf Seite eins von „Bild“ wieder. Dienstag vermeldete das Massenblatt unter dem Titel „Das war´s für Stöger“ die feststehende Trennung zum Saisonende, 48 Stunden später am Donnerstag aber wiederum einen „Stöger-Gipfel“ in Dortmund. Fakt ist, dass Dienstag Abend Vorstandsboss Hans Joachim Watzke, Spotvorstand Michael Zorc und Stöger über eine Stunde auf der Terrasse des Mannschaftshotels l`Arivee zusammensaßen. Vor dem es im April 2017 das Bombenattentat auf der Mannschaftsbus gab, als er zum Champions League-Spiel gegen Monaco fuhr. In dem zweieinhalb Monaten später Trainer Thomas Tuchel aus dem Mund von Watzke und Zorc wenige Tage nach dem Pokalsieg seine Beurlaubung hörte. Was Dienstag Abend bei Mineralwasser beredet wurde? Laut Watzke nur das Samstag-Spie gegen Leverkusen. Stöger sagte mir Donnerstag Abend am Telefon: „Wir haben alle Eventualitäten durchbesprochen.“

Vor den letzte vier Runden will keiner damit rausrücken, was Sache ist, wird auf Zeit gespielt. Der Schweizer Ex-Gladbach-Trainer Lucien Favre gilt als heißer Tipp auf Stögers Nachfolge, die vier Millionen Euro, um ihn bei OGC Nizza aus dem Vertrag  rauszukaufen, zahlt Dortmund aus der Portokassa. Via Schweizer  „Blick“  befürwortete Dortmunds Ex-Trainer Othmar Hitzfeld, der die Borussa in den Neunzigerjahren zu Triumph in der Champions League geführt hatte, Favres Bestellung, stellte allerdings klar, dass er auch kein Problem darin sehe, mit Stöger weiterzumachen. Weil er in einer schwierigen Situation einen guten Job erledigt habe, die Kritik wegen der Niederlage gegen Schalke für ihn unverhältnismäßig war.

Stöger registriert alles, ohne zu reagieren, ohne sich aus der Reserve locken zu lassen, „Bild“ neuen Stoff zu liefern. Wer ihn seit Jahrzehnten kennt, weiß, dass er feine Antennen dafür hat, ob seine Arbeit richtig wertgeschätzt wird. Nur dann macht es ihm Spaß, bei diesem Klub zu sein. Ohne Spaß an der Arbeit, wie etwa in Köln oder in seiner Rekord-Meistersaison bei Austria, beginnt er zu überlegen, ob er sich das antun soll. Die Wertschätzung für die Arbeit in den letzten fünf Monaten bei Borussia, die er verdienen würde, bekommt er in den meisten Medien nicht, möglicherweise auch nicht im Verein. Als er am 9. Dezember kam, lag Borussia auf Platz acht mit 22 Punkten aus 15 Runden. In dern folgenden 15 Partien holte Stöger trotz Blamage bei Bayern und Prestige-Niederlage auf Schalke mit Borussia 29 Punkte. Das macht einen beachtlichen Schnitt von 1,93 pro Spiel. Mit einem Kader, dem die Qualität fehlt, um Bayern-Jäger zu sein, das Offensivspektakel zu liefern, das Medien,Umfeld und auch Fans verlangen. Das würde eigentlich Respekt verdienen, den er aber nicht bekommt. „Bild“ hält ihm nur zu Gute, dass er menschlich unheimlich sympathisch rüberkommt.

Aber Stöger ist kein Einzelfall, wie aggressiv derzeit mit Trainern in der deutschen Medienlandschaft umgegangen wird. Da sind seine Kollegen in Österreich geradezu auf einer Insel der Seligen. In Deutschland wurde Julian Nagelmann zuerst regelrecht als strahlender Jungstar der Szene gehypt, dann aber genauso bis ins seine Bestandteile zerlegt, als die Ergebnisse mit Hoffenheim einige Wochen lang nicht passten. Und bei Niko Kovac zweifeln viele, bevor er den Job als Nachfolger von Jupp Heynckes antritt, ob er das Format und die Erfahrung für Bayern München hat. Da zählen Nikos bisherige Erfolge nicht. Ob die genug Erfahrung haben, die das in den Raum stelle, hinterfragt keiner.

Stöger redet daher nur über das Saisonziel: „Wenn wir die Champions League schaffen, ist alles in Ordnung. Sin alle glücklich, egal wie es dann weiter geht.“ Und da macht er in Zuversicht: „Wir können es ja aus eigener Kraft schaffen.“ Die Konkurrenz: Bayer Leverkusen, derzeit mit Dortmund punktegleich, RB Leipzig mit Stögers Freund Ralph Hasenhüttl, vier Punkte zurück, Hoffenheim und Eintracht Frankfurt, je fünf Punkte hinter Dortmund. Samstag geht es daheim um Platz drei gegen Bayer Leverkusen mit Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger, dann in Bremen gegen Werder, daheim gegen Mainz und zum vielleicht Abschluss seiner Dortmunder Zeit in Hoffenheim gegen Nagelsmann. Alle vier Aufgaben sieht er als machbar an. Trotz des Ausfalls  von Torjäger Michy Batshuayi: „Wir haben Varianten, um das aufzufangen.“ Etwa mit Weltmeisters Andre Schürrle (Bild oben) im Zentrum statt wie sonst am Flügel. Möglicherweise ist ohne Batshuayi für Weltmeister Mario Götze, seit dem 0:6 in München zweimal Reservist, wieder ein Platz frei. Wie es mit Stöger nach der letzten Runde am 17.Mai weiter gehen wird? Früher wird er nicht darüber reden. Eine Auszeit nach der hektischen Saison wäre für Stöger-Kenner keine Überraschung.

 

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