Roland Schmid und sein „Wahlkampfmanager“ Wolfgang Eichler, der ehemalige Pressechef des Fußballbundes und aktuell der des Olympischen Komitees, gingen Donnerstag im Kampf um die Nachfolge von Michael Krammer als Rapid-Präsident voll in die Offensive. Mit Hilfe eines offenen Briefs von sieben Rapid-Legenden, die miteinander 1455 Pflichtspiele für den Rekordmeister bestritten, dazu 555 Partien als Trainer auf ihrem Konto haben. Grün-Weiße Schwergewichte wie der Jahrhundertrapidler Hans Krankl, wie Ernst Dokupil, der Rapid in den Neunzigerjahren aus finanziellen Trümmern zum sensationellen sportlichen Höhenflug mit Cupsieg, Meistertitel und Europacupfinale geführt hatte und Peter Pacult, der letzte Meistertrainer, in den Rapid-Wahlkampfring. Dazu Herbert Feurer, Kurt Garger, Christian Keglevits und Michael Konsel. Kurz gesprochen: Der Legendenklub, von Rapid seit vielen Jahren finanziell unterstützt und mut Freikarten versorgt, ruft zur Wahl von Schmid und zum Umsturz auf.
Vorrangig geht es den „Glorreichen Sieben“ darum, dass nicht nur die vom aktuellen Präsidium unterstützte Liste von Martin Bruckner zur Wahl am 25. November zugelassen wird, sondern auch die fusionierte von Roland Schmid und Robert Grüneis. Diese Forderung ist vor der Sitzung des Wahlkomitees am nächsten Montag mehr als legitim. Und in dem Blickpunkt muss man auch die Aktivität von Krankl verstehen. Zu der ihn Eichler, der Krankls Pressechef in dessen Teamchefära war und von ihm liebevoll „Eisbär“ genannt wurde, gar nicht groß überreden musste. Krankl kann verständlicherweise nie vergessen, dass vor sechs Jahren die Liste von Erich Kirisits, auf der er als Vizepräsident stand, vom Wahlkomitee mit äußerst fragwürdigen Argumenten nicht zugelassen wurde. Und am Ende Krammer, der zum Wahlkomitee gehörte, Nachfolger von Rudi Edlinger wurde.
Die Motive von Dokupil? Er ist auf Krammer noch immer sauer, weil der vor drei Jahren behauptet hatte, auch Dokupil habe die Bestellung von Damir Canadi als Trainer empfohlen. Was Dokupil vehement dementiert, weil er für Andi Herzog, einem seiner Lieblingsspieler, eingetreten war. Pacult hat bis heute die fristlose Entlassung durch Edlinger im April 2011, die das Gericht abschmetterte, nicht verwunden. Wenn Krankl, Dokupil und Pacult ehrlich zu sich selbst sind, müssen sie sich eingestehen, dass die in den Zeiten, in denen sie sportlich am Ruder waren, keinen gesteigerten Wert auf „Befehle“ von einem Legendenbeirat gelegt hätten. Und auf den müsste der aktuelle Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic hören, wenn Schmid Präsident wird. Auch wenn das derzeit offiziell wieder bestritten wird. Die anderen Anliegen der sieben Legenden sind nicht dramatisch. Etwa die gespaltene Rapid-Familie zu einen, ein besseres Gesprächsklima zu ÖFB, Bundesliga und den anderen Klubs, das gestört ist, seit Rapid zum eigenen Vorteil eine andere Verteilung der TV-Gelder durchsetzte. Dass Rapid beim Nachwuchs wieder federführend werden müsste, wie die Legenden fordern, wird in Red Bull-Zeiten so gut wie unmöglich sein. Da ist vom Akademieprojekt die Rede, zu der man einen Investor brauche, anderseits von der finanziellen Unabhängigkeit der Liste Schmid. Ein Widerspruch in sich. Vor allem, seit bekannt wurde, dass Investor Michael Tojner acht Millionen Euro für die Akademie zur Verfügung stellen würde. Unter der Bedingung, dass Grüneis Präsident wird. Jetzt gehört Grüneis zur Fusionsliste von Schmid. Also darf man annehmen, dass Tojners Zusage auch für Schmid gilt.
Mann kann die Frage thematisieren, warum keine dieser Legenden auf der Liste Schmid steht, offenbar keine Verantwortung übernehmen, nur aus dem Hintergrund als Schmids Ratgeber mitbestimmen will. Zu Bruckners Liste gehört mit Gerald Willfurth eine Rapid-Legende, die sich traut, für Entscheidungen offen einzustehen. Im modernen Fußball brauchte es schnelle Entscheidungen von schlanken Gremien. Bis die sieben Legenden zu einer einhelligen Meinung kommen, würde es sicher einige Zeit brauchen. Die man meistens nicht hat.
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