Fußball

Auch „Gregerl“ feiert den 50er

Einen Tag nach Marcel Koller hat auch  ein anderer österreichischen Teamchef sein 50. Länderspiel. Nicht vor 49.000 Zuschauern im Aviva-Stadion von Dublin, sondern vielleicht vor rund  1000 im Sonnenstadion-Stadion von Ritzing. Kein Schlüsselspiel in der Qualifikation zur WM 2018, bei dem das Ziel nicht erreicht wurde, sondern nur ein Test gegen Ungarn für die  Qualifikation zur Euro 2019. Die Rede ist vom vielfach unterschätzten Werner Gregoritsch, seit Jänner 2012 Österreichs U21-Teamchef. Damals einigte er sich mit ÖFB-Sportchef Willi Ruttensteiner im Avita-Hotel von Bad Tatzmannsorf, die Nachfolge des zum US-Team an die Seite von Jürgen Klinsmann gewechselten Rekordteamspielers Andreas Herzog anzutreten. Die Bilanz von Gregoritsch in seinen ersten 49 Länderspielen ist von den Zahlen her besser als die von Koller: 30 Siege, elf Unentschieden, nur acht Niederlagen. Macht einen stolzen Punkteschnitt von 2,22 pro Match für den U21-Teamchef mit den bisher meisten Siegen. Muss ihm erst einer nachmachen. Was den 59jährigen Steirer noch immer wurmt: Die im Play-off gegen Spanien verpasste Qualifikation zur EURO, die am 18. Juni in Polen beginnt. Das spanische Auswärtstor in St. Pölten entschied gegen die historische erste Qualifikation. Die Spanier treffen in Polen auf Portugal sowie  Österreichs kommende Gegner Serbien und Mazedonien.

Bemerkenswert an Gregoritsch ist eine Zahl: 3,22! So viele Jahre blieb er im Schnitt bei seinen bisherigen Trainerstationen. Vor der U21 beim GAK, bei dem er auch sieben Jahre lang gespielt hatte, mit dem er 2000 Cupsieger wurde, den Supercup gewann und sich zweimal für den UEFA-Cup qualifizierte.  In Mattersburg, wo er den Aufstieg in die Bundesliga und dort den Klassenerhalt schaffte. Beim LASK und in Kapfenberg, wo er die Rückkehr in die Bundesliga schaffte. Nach 41 Jahren! Zum Abstieg kam es erst wieder, als er schon weg war.   Auch mit dem  Einsatz des bisher jüngsten Spielers sorgte er in der Obersteiermark für Schlagzeilen: Am 14. April 2010 war es, als er gegen Austria zehn Minuten vor Schluss seinen damals 15jährigen Sohn Michael einwechselte. Einige Fans beschimpften ihn, mussten aber bald schweigen. Denn mit dem dritten Ballkontakt sorgte der Trainersohn für den Führungstreffer.  Austria glich  in der Nachspielzeit aus.

Zu Gregoritsch gehören sowohl  Rosenkranzkette als auch ein Heiligenarmband. Beides trägt er seit dem gewonnenen Kampf gegen den Hodenkrebs vor 20 Jahren. Er sieht seine Rolle als U 21-Teamchef vor allem auch darin, Nachschub für die Nationalmannschaft zu liefern. Gelang ihm unter anderem mit Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro, Alessandro Schöpf, Louis Schaub, seinem Sohn und jetzt Konrad Laimer. Die nächsten sieht er schon beim Nachfolgejahrgang: Philipp Lienhart, für ihn der Prototyp des vorbildlichen Kapitäns, Salzburgs Mittelfeldhoffnung Xaver Schlager und Rapids Innenverteidiger Max Wöber. Dem sagte er bereits nach der ersten Einberufung offen und ehrlich ins Gesicht: „Wenn Du in drei  Jahren nicht  in der Nationalmannschaft spielst, dann ist das nur deine Schuld.“ Ja, so direkt ist er, der bodenständige „Gregerl“.

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