Das kam nicht einmal überraschend: Einen Tag nach dem blamablen 1:3 gegen Altach kam auch Thomas Letsch auf den „Trainerfriedhof“ dieser Saison. Die Austria beurlaubte den 50jährigen, der Violett in mehr als einem Jahr nicht eine klare Handschrift verpassen konnte. Da rettete ihn nicht einmal Platz drei retten. Die Entscheidung fiel praktisch schon Sonntag nach dem Spiel, wurde Montag Vormittag in einer Sitzung des Präsidiums mit Präsident Frank Hensel und AG-Vorstand Markus Kraetschmer bestätigt und Letsch mitgeteilt. Zu mittag erfuhren die Spieler davon. Hensel erklärte, man habe nach ausführlichen Gesprächen der aktuellen Situation Rechnung tragen müssen, Kraetschmer meinte, die Tendenz in diesem Jahr, speziell nach der Pleite gegen Altach, habe keine andere Wahl gelassen. Sportchef Ralf Muhr sprach von einer Entscheidung im Sinne des Klubs, forderte zudem ein Zeichen von den Spielern.
Letsch steht jetzt als Alleinschuldiger am Pranger der unüebrsehbaren violetten Misere. die aber auch andere mitverantworten müssen. Die ihn zunächst als Nachfolger von Thorsten Fink am 27.Februar 2018 interimistisch bestellten, ihn dann bestätigten und Manfred Schmid, dem langjährigen Assistenten von Peter Stöger auf dessen Erfolgsweg, unter anderem beim letzten violetten Meisterstück vor sechs Jahren absagten. Das sind Kraetschmer und Muhr. Auch die Personalpolitik am Spielersektor bestimmte nicht Letsch im Alleingang, da spielten auch Muhr und Kraetschmer mit. Und müssen sich heute eingestehen, dass nicht alle Entscheidungen glücklich waren. Stichworte Cristian Cuevas, James Jeggo, Uros Matic, de nur ein Schatten des dominanten Mittelfeldmotors aus Sturm-Zeiten ist, Ewandro oder Alon Turgeman. Sie alle haben Violett nicht wirklich weitergeholfen.
Letsch brachte aus vier Jahren im Umfeld von Red Bull Salzburg zwar viel Know-How vom Meister mit. Aber das war auf diese Austria-Mannschaft ncht umsetzbar. Andere Lösungen, die sich bewährten, fand Letsch nicht. Vor allem bei der Raumaufteilung im Mittelfeld, auf der Position der Nummer sechs. Mitunter spielte Austria mit drei „Sechsern“, dann mit zwei, hin und wieder auch nur mit einem. Paradox, dass ihn ausgerechnet eine Niederlage gegen seinen Assistenten aus der kurzen Zeit bei Erzgebirge Aue, Wolfgang Luisser, bei dessen erstem Spiel als interimistischer Altach-Cheftrainer den Job kostete. Letsch-Assistent Robert Ibertsberger, am Bild oben rechts von Letsch, übernimmt interimistisch. Den ehemaligen Salzburger Teamspieler holte Letsch zur Austria, nachdem der Wolfsberg verlassen hatte. Dort war Ibertsberger interimistisch Nachfolger von Heimo Pfeifenberger, dann kam jedoch Christian Ilzer zum Zug, weshalb Ibertsberger Kärnten verließ. Auch in Wien wird er keine längerfstige Lösung sein. Womöglich nur für das Spiel am Samstag in Graz gegen Sturm.
Muhr (am Bild links von Letsch) bekam offiziell den Auftrag, so rasch als möglich einen Nachfolger zu finden, mögliche Kandidaten zu präsentieren. Bei Letsch hatte er nicht die glücklichste Hand. Abwarten, was jetzt passiert. Eigentlich hat bei Austria nur jeder einen Wunsch: Die Rückkehr von Peter Stöger nach fünf Jahren beim 1.FC Köln und Borussia Dortmund. Er denkt eher an Deutschland und England, da wird es viel Überredungskunst brauchen, ihn zum Einzug in die neue Generali-Arena zu überreden. Die „Gipfelgespräche“ von Kraetschmer und Stöger in der Favoritner Konditorei Groissböck sind allerdings legendär. Es fällt auch der Name von Nestor el Maestro, der bis Sommer 2017 Assistent des damals erfolgreichen Fink war, woran el Maestro beteiligt war. Danach gewann er mit Spartak Trnava den slowakischen Meistertitel, übersiedelte danach nach Bulgarien zu CSKA Sofia, wo er sich als Zweiter Mitte Februar verabschiedete. Er hat noch andere Optionen. Sowohl in Österreich als auch im Ausland.
Man weiß, dass Muhr ihn schätzt. Der Sportchef „rasierte“ Montag auch einen zweiten Trainer: Die violette Ikone Andi Ogris wurde als Trainer der Young Violets, die in der zweiten Liga unter 16 Klubs auf Rang 13 stehen, beurlaubt. Weil man eine gewisse Stagnation in der Entwicklung erkennen wollte. Interimistisch Nachfolger wurde der von Muhr als Ogris-Assistent eingesetzte Christoph Glatzer. Für Ogris sucht die Austria einen anderen Job im Klub.
Mit dem Ende von Letsch gab es bereits den achten Trainerwechsel in der Zwölferliga. Nur Salzburg (Marco Rose), der LASK (Oliver Glasner), Wolfsberger (Ilzer) und Hartberg (Markus Schopp) haben noch den gleichen Trainer wie zu Beginn der Saison. Und wie man hört, überlegt St. Pötlen den zweiten Wechsel. Zum ersten im Oktober waren die Niederösterreicher durch den Wunsch Didi Kühbauers, sofort zu Rapid zu wechseln, gezwungen worden. Jetzt überlegen sie trotz Qualifikation für die Meisterrunde angesichts des mageren Bilanz seines Nachfolgers Ranko Popovic, ob sie mit ihm die richtige Wahl getroffen haben.