Woher nehmen Kroatiens Fußballer nur diese Kraft, Energie und diesen Siegeswillen? Mit der dritten Verlängerung hintereinander schafften sie das erstmals den Sprung ins WM-Finale. Gegen Dänemark und Russland brauchten sie im Achtel-.und Viertelfinale noch zusätzlich das Elfmeterschießen zum Weiterkommen, im Semifinale gegen England nicht mehr: Da brachte das 32. Tor des 32jährigen Mario Mandzukic im kroatischen Teamdress das 2:1 (0:1, 1:1) gegen England im Moskauer Luschniki-Stadion, den bisher größten kroatischen WM-Erfolg, das große Glück. Zuvor brauchten die Kroaten eine Stunde, um ins Spiel zu finden. Ob sie Sonntag an gleicher Stelle im Endspiel gegen Frankreich den vierten Kraftakt hintereinander schaffen werden? Die Franzosen hat´s sicher gefreut, dass Kroatien zum vierten Mal 120 Minuten lang kämpfen und rennen mussten. Sie siegten in der k.o.-Phase immer ind er regulären Spielzeit. haben nach dem 1:0 gegen Belgien vier Tage Pause bis zum Kampf um ihren zweiten WM-Titel, die Kroaten nur drei.
Sigestorschütze Mandzukic war das beste Beispiel für kroatischen Siegeswillen: Bei Kroatiens erster Chance im Nachspiel prallte er mit Englands Keeper Jordan Pickford zusammen, musste minutenlang am Oberschenkel behandelt werden Danach plagten ihn Krämpfe, dennoch erzielte er.nach 109 Minuten das entscheidende Tor, ehe er sechs Minuten später ausschied. Von der 5.bis zur 68. Minute, zwischen Führungstreffer durch das erste Teamtor von Kieran Trippier aus einem Freistoß, dem neunten Treffer Englands in Russland aus einer Standardsituation von insgesamt zwölf, sahen die Engländer wie der Sieger aus, flogen im Londoner Hydepark beim Public Viewing vor 30.000 Zuschauern die Bierbecher durch dir Luft. Aber mit dem Ausgleich von Ivan Perisic kippte das Spiel total. Da setzte sich der Legionär von Inter Mailand bei der ersten gelungenen Flanke von Rechtsverteidiger Sime Vrsaljko gegen Kyle Walker von Englands Meister Manchester City durch. Ein gewonnen Luftduell von Perisic gegen Trippier bedeutet 41 Minuten später die Vorarbeit zum entscheidenden 2:1 von Mandzukic, der im gleichen Ort wie Rapids Heimkehrer Deni Alar geboren wurde. In Slavonski Brod. Beim Torjubel von Mandzukic war Perisic der erste Gratulant (Bild).-
Es war der Sieg der Mannschaft mit mehr Erfahrung. Die Kroaten, mit einem Durchschnittsalter von 27,5 Jahren in der Startelf, brauchen auf Grund ihrer individuellen Klasse und Abgezocktheit nicht viele Chancen für ihre Tore. Auch ein großer Triumph für den 51jährigen Teamchef Zlatko Dalic, dessen Ära erst im November begonnen hatte. Die Marschroute, mit der er und sein Co-Trainer Ivica Olic die Mannschaft führen, ist für die kroatische Mentaltität offenbar die richtige: Auf dem Platz zählt die Disziplin, neben dem Platz ist alles erlaubt. So gelang der große Triumph. Mit Frankreich haben die Kroaten seit 1998 noch eine Rechnung offen: Beim WM-Semifinale in Pariser Stade de France führte Kroatien 1:0 verlor dann aber 1:2. Die Stars von damals, angefangen von Torjäger Davor Suker, jetzt Verbandspräsident, Zvonimir Boban, Robert Prosinecki, Slaven Bilic, Alojsa Asanovic, Zvonimir Soldo und Robert Jarni haben Kapitän Luka Modric, Ivan Rakitic, Mandzukic, Perisic & Co seit Mittwoch Abend in den Schatten gestellt. Olic kündigte im ZDF schon an an: „Unser Traum geht weiter, wir haben das verdient. Im Finale wird Müdigkeit keine Rolle spielen.“