Fußball

Aus Brasilien, Afrika und der Steiermark: Die Jungbullen auf Höhenflug

Manchester City zu eliminieren, Paris St. Germain zu dominieren und auszuschalten, das würde in der Champions League kein österreichischer Meister schaffen. Da wäre schon die Qualifikation für die Gruppenphase ein Erfolg, geschweige denn die zu überleben. Bei den Jungbullen  ist das anderes. Die sorgen in der European Youth League mit dem Sprung unter die letzten acht für einen sensationellen, noch nie dagewesenen Erfolg. Bisher war das Achtelfinale das höchste der Gefühle, in dem die Austria vor drei Jahren an Benfica Lissabon gescheitert war. Gegen Manchester City setzten sich die Jungbullen nach einem 1:1 via Elfmeterschießen durch, gegen Paris St. Germain folgte sogar eine 5:0-Gala. Allerdings unter etwas erleichterten Bedingungen: Ab der 36. Minute spielten die Franzosen nur mit zehn Mann. Aber da führten die Salzburger Hoffnungen schon 2:0. Auch bei der nächsten Hürde Atletico Madrid haben sie Heimvorteil. Gelingt der Sprung ins Semifinale, wartet auswärts der Sieger aus FC Barcelona-Porto. Unglaublich, in welchen Sphären sich da ein österreichischer Klub bewegt.

Auf der Tribüne zeigten sich Red Bull-Boss Didi Mateschitz, Leipzig-Sportchef Ralf Rangnick und  Salzburg-Trainer Oscar Garcia  begeistert und geradezu entzückt. Der Spanier hatte schon die Pressekonferenz vor dem Saisonstart gegen St. Pölten dazu benützt, um zuerst den U19-Erfolg über Manchester City dementsprechend herauszustreichen. Der nächste Schritt beeindruckte alle noch mehr.  Hinter allem steht die von Mateschitz initiierte und finanzierte Nachwuchsakademie für Fussball und Eishockey in Liefering, die Heimat für 400 Talente mit Superbedingungen. Sieben Fußballfelder, sowohl Naturrasen als auch Kunstrasen, eines auch Indoor. Alleine dafür gehört Mateschitz ein Denkmal gebaut. Etwas ähnliches, noch einen Schritt größer, ließ er auch in Leipzig  bauen. Den Akademieleiter in Salzburg, den Deutschen Ernst Tanner, setzte noch Rangnick ein, als er für Leipzig und Salzburg verantwortlich war. Dass er Dienstag zum 5:0 nach Salzburg  kam, nährte natürlich wieder die Behauptungen, dass er dies zwar offiziell nicht mehr ist, hinter den Kulissen aber schon. Und das ist derzeit nicht günstig, weil die UEFA diesbezüglich Nachforschungen anstellt, in der Zentrale am Genfer See diskutiert wird , ob man Salzburg und Leipzig zum Europacup zulässt, sofern sich beide von Red Bull gelenkten Klubs qualifizieren, was sicher passieren wird.

Die Jungbullen sind eine Multi Kulti-Truppe mit  Hoffnungen aus Brasilien (Abwehrchef Igor), Ghana (Lirnksverteidiger  Mensah), Mali (Mittelfeldspieler Haidara), Deutschland (der knapp hinter der Grenze in Freilassing geborene Mittelfeldmotor Gorzel),  dem Kosovo (der in Deutschland geborene Stürmer Mergim Berisha). Polen (Tormann Zynel) sowie aus Österreich. Die Abwehrspieler Ingolitsch und Meisl sind gebürtige Salzburger, Kapitän Xaver Schlager  stammt aus Linz, ist aber bereits seit 2012 in Salzburg, die Offensivkracher Hannes Wolf und Oliver Filip sind Steirer mit Sturm-Vergangenheit. Die Zusammensetzung spricht auch für das noch von Rangnick initiierte Nachwuchs-Scouting, das offenbar sehr gut funktionieren muss. Igor kam aus der brasilianischen Red Bull-Akademie an die Salzach. Die Mannschaft hat  ein sehr großes Offensivpotenzial: 23 Tore in fünf Spielen der Youth League bedeuten einen Schnitt von 3,9 pro Partie. Filip  sorgte schon dreimal für zwei oder mehr Treffer. Klar, dass die rot-weiß-roten Talente in Österreichs Nachwuchsteams spielen.

Der Trainer dieser Himmelsstürmer kommt aus Deutschland: Marco Rose war bei Lok Leipzig, ehe er 2013 in der Salzburger Akademie anheuerte. Dort trainiert er die Unter 18-Mannschaft, diese Saison  coacht er erstmals auch die für die  Youth League zusammengestellte Truppe. Alle aus der Startelf gegen Paris St.Germain kamen bereits für Liefering in der Ersten Liga zum Zug, zwei durften schon Bundesligaluft atmen:  Schlager letzte Saison zweimal, in dieser bereits siebenmal. Der 17jährige Hannes Wolf avancierte  beim 3:0 gegen Wolfsberg im Dezember zum jüngsten Spieler, der in dieser Bundesligasaison zum Einsatz kam. Zuvor durfte er auch in der Europa League gegen Schalke als Joker ran. Wenn man das alles so betrachtet und mit dem Umfeld der Konkurrenz in Österreich  vergleicht, kann man nur feststellen: Salzburg wird auf Jahre hinaus voran bleiben, kann sich eigentlich nur selbst stoppen!

 

 

 

Meist gelesen

Nach oben