Fußball

Aussenseiter Lienhart oder Favorit Laimer? „Euphorie kann Berge versetzen“

Ein Österreicher wird Samstag Abend im ausverkauften Berliner Olympiastadion nach dem deutschen Pokalfinale zwischen dem SC Freiburg und RB Leipzig jubeln. Ist es Philipp Lienhart nach seinem ersten Endspiel oder Konrad Laimer im dritten Anlauf? 2019 und 2021 gehörte er zu den Verlierern. Vor drei Jahren gegen Bayern München und David Alaba (0:3), vor einem gegen Borussia Dortmund (1:4). Beide Male wechselten ihn die Trainer erst ein. gegen Bayern war es Ralf Rangnick, den er in einer Woche als neuen österreichischen Teamchef wieder sehen wird, gegen Dortmund Julian Nagelsmann. Bei Domenico Tedesco ist der Mittelfeldmotor diesmal gesetzt. So wie Lienhart im Freiburger Abwehrzentrum. Für beide Klub wäre es der erste Titel der Vereinsgeschichte, ebenso für Lienhart. Für Laimer hingegen bereits der siebente. Von 2015 bis 2017 hatte er mit Red Bull Salzburg dreimal das Double gewonnen. Logisch, dass Lienhart daher vom Spiel seines bisherigen Fußballerlebens spricht: „Euphorie kann Berge versetzen!“

Freiburg schaffte eigentlich wider allen Erwartungen zu Saisonbeginn mit Rang sechs die Qualifikation zur Europa League, verspielte erst in der vorletzten Runde die Chance auf die Königsklasse. Leipzig nützte Freiburgs Heimniederlage gegen Union Berlin, eroberte daher noch Rang vier. Der Pokalsieg wäre Freiburgs Revanche: „In Freiburg gratulieren mir unsere Fans auf der Straße zu unserer Saison. Alle sind zufrieden. Aber wir wollen das noch krönen! Irgendwie wäre der Pokalsieg mehr wert als die Champions League“.“ Als „kleiner“ Klub mit Tradition gegen einen „neureichen“, bei dem dank Red Bull-Boss Didi Mateschtz Geld keine Rolle spielt. Kein Zufall das es vor dem Finale der Kontraste den Logo-Streit gab, Freiburg Leipzig verbot, das Klublogo für Fanartikel zum Finale zu verwenden.

Freiburg gewann am Weg nach Berlin fünfmal auswärts, einmal nach Elfmeterschießen, einmal nach Verlängerung: „Wir sind Außenseiter“, sagt Lienhart, „haben große Lust auf einen Außenseitersieg, nicht den Druck, zweimal das Endspiel schon verloren zu haben. Dem Gefühl nach wünsche sich viele Leute in Deutschland unseren Sieg!“ Die würden gerne sehen, wenn  Freiburgs 56 jähriger Langzeit-Kulttrainer Christian Streich den Pokal hochreißt.

Leipzig kassierte vor dem Finale nur ein Gegentor, beim 2:1 im Semifinale gegen Union Berlin, das ein Last Minute-Treffer entschied. Für Laimer wäre der Pokalsieg nach dem bitteren Aus im Semifinale der Europa League bei den Glasgow Rangers wahrscheinlich noch wichtiger als für Lienhart: „Durch unsere erneute Qualifikation zur Champions League kann man von der besten Saison der Klubgeschichte reden“, vermutet Laimer, „für mich persönlich müsse für die Super-Saison noch unser erster Titel dazukommen. So ehrlich bin ich schon.“ Bei Laimer steht noch in Raum, dass es sein letztes Spiel für Leipzig sein wird. Auch wenn Boss Oliver Mintzlaff betont, ihn halten zu wollen. Der Vertrag läuft noch ein Jahr.

In dieser Saison gab es zwischen Freiburg und Leipzig keinen Sieger, sondern zweimal ein 1:1. In der Hinrunde wurde mit dieser Partie das neue Europa Park-Stadion in Freiburg eröffnet, Lienhart verschuldete gegen Leipzigs französischen Torjäger Christopher Nkunku den Elfmeter zur Führung der Bullen: „Darf nicht noch einmal passieren“ weiß Lienhart. Leipzig hat aber noch andere Waffen als Nkunku, etwa den Portugiesen Andre Silva, den schwedischen Routinier Emil Forsberg oder Dani Olmo: „Das wird schon eine große Herausforderung!“ Im März führte Freiburg in Leipzig bis zur 92. Minute, dann glich der spanische Linksverteidiger Angelino aus. Seit damals hatten Lienhart und Laimer keinen Kontakt.  Das Pokalfinale war kein Thema für ein Telefonat. Wird vielleicht eines sein, wenn sie sie in einer Woche bei Österreichs Team treffen.

Zu sehen ist das Österreicher-Duell live bei Sky und bei ServusTV. Mit den Ex-Teamspielern Sebastian Prödl und Martin Harnik als Experten. Vor 13 Jahren gewann Prödl mit Werder Bremen das Finale gegen Leverkusen 1:0. Da saß Harnik auf der Bank. Vier Jahre später spielte er mit dem VfB Stuttgart im Olympiastadion gegen Bayern München mit David Alaba, schoss zwei Tore. Aber Bayern gewann nach 3:0-Führung noch 3:2.

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