Fußball

Austrias Gazprom-Deal wirklich nur für den Nachwuchs?

Vizekanzler Heinz Christian Strache hat vor eineinhalb Monaten in Moskau  bei der WM-Eröffnung doch richtig gehört, als er nachher den bevorstehenden Einstieg des russischen Erdgasgiganten Gazprom bei einem Wiener Großklub ankündigte.  Die Spuren wiesen vom ersten Moment an in Richtung Austria. Manche behaupten sogar, der für den Sport zuständige Vizekanzler habe bei der Fixierung seine Hände im Spiel gehabt. Wenn´s stimmt, hätte Strache einem Klub, bei dem ein politischer Gegner, nämlich  der ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian der Boss ist, zu einem Millionendeal verholfen.

Der Freitag Vormittag im dritten Stock der neuen Nordtribüne der Generali-Arena präsentiert wurde. Von Katzian, Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Alexander Iwanowitsch  Medwedew, dem stellvertretender Vorstandsdirektor von Gazprom. In Anwesenheit des ehemaligen Bundesligachefs Gerhard Skoff, der wie Katzian ein violettes Hemd trug. Offiziell ist es ein Fünfjahresvertrag mit Gazprom Export zur Unterstützung der Nachwuchsteams, angefangen von den Young Violets, die bereits Freitag Abend in der zweien Liga beim 4:3-Heimsieg gegen Horn mit der Gazprom-Aufschrift auf den violetten Dressen spielten, bis zur U7. Anlässlich des 50jährigen Bestehens des Vertrag von Erdgaslieferungen von der damaligen UdSSR nach Österreich: „Ein guter Zeitpunkt“, behauptete Direktor Medwedew via Dolmetsch.

Alles schön und gut. Nur bleiben Zweifel, ob das wirklich so alles stimmt. Denn nur in der zweien Reihe zu stehen, das widerspricht den bisherigen Gepflogenheiten von Gazprom in der Champions League, bei Zenit St. Petersburg, Schalke und Roter Stern Belgrad. Katzian meine, Austrias jahrelange hervorragende Nachwuchsarbeit habe sich in Europa eben herumgesprochen. Die Ausbildung in der violetten Akademie von Bayern Münchens Star David Alaba sei die beste Reklame dafür. Ein nettes Argument. Auf den Dressen der Kampfmannschaft steht der Name Gazprom nicht.  Man begnügt sich mit dem Nachwuchs. „Man kann zu den Sternen am Himmel schauen oder sie auch selbst zünden“, meinte Medwedev. Das soll in Wien passieren.

Demnach wäre Austria in Sachen Fußball ein Gazprom-Pilotprojekt, um die Tradition großer österreichischer Fußballer fortzusetzen. Als Medwedew die Namen nannte, gab´s die einzige „Panne“ bei der Präsentation. Denn zuerst nannte er die Rapid.Ikone Hans Krankl, erst dann die Austrianer Toni Polster und Herbert Prohaska. Stimmt das oder ist das doch nur der „Deckmantel“ für den verdeckten Einstieg in die Austria-AG? Wäre er offiziell, hätte es die UEFA auf den Plan gerufen, weil Zenit St. Petersburg der offizielle Gazprom-Klub ist. Wo bisher fast nur zu den Sternen am Himmel geblickt wurde. Sowohl bei Trainern (Luciano Spalletti, Andras Villas-Boas, Roberto Mancini) als auch bei Spielern (der Belgier Axel Witsel,der  Brasilianer Hulk, die Portugiesen Danny und Neto, russische Stars wie Andrej Arshavin, den Zenit aus Englands Premier League zurückholte oder Alexander Kokorin).

Aber angesichts der vielen Millionen wird Austria  solche Spekulationen  ebenso verkraften wie den möglichen Protest von Umweltschützern. Ebenso wie Spekulationen, dass Gazprom in absehbarer Zeit auch einen „Vertreter“ in den Bereich der Kampfmannschaft schicken wird. Stichwort Sportchef zum neuen technischen Direktor Ralf Muhr dazu. Angeblich musste ja Franz Wohlfahrt auch auf Druck eines Sponsors gehen. Egal: Die Austria hat punkto Top-Sponsoren das getan, was Trainer Thomas Letsch Sonntag in Wolfsberg verlangt, nämlich noch eine Schippe draufzulegen. Mit der Finanzspritze aus Russland wird es möglich sein, punkto Budget Rapid zu überholen, Platz zwei hinter Red Bull Salzburg zu erobern. Oder doch nicht? Kaum ist der Gazprom-Deal perfekt, gibt es schon Prognosen, dass Strache auch seine Hände im Spiel haben wird, dass der österreichische Gazprom-Partner ÖMV nach drei Jahren ein Comeback als Rapid-Sponsor feiern wird. Sicher nichts mit Gazprom hat es zu tun, dass die Austria für Mohammed Khadiri in Russland einen Abnehmer fand: Den Erstligisten Arsenal Tula.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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