Platz sechs und die Qualifikation für die Meisterrunde noch nicht fixiert, dazu noch das Fragezeichen um die Lizenz in erster Instanz wegen der finanziellen Schieflage. So sieht die Situation der Wiener Austria aus. Sie könnte besser sein. Donnerstag, drei Tage vor dem wichtigen Derby gegen Rapid, sah sich der Aufsichtsrat der Austria AG zu einer Stellungnahme genötigt. Wegen verschiedenen Medienberichte um AG-Vorstand Gerhard Krisch (Bild oben), die von einer vorzeitigen Auflösung des Vertrags mit ihm sprachen. Der lauft laut sportbusiness.at noch bis Juni 2024. Der Aufsichtsrat wollte klar stehen, dass es weder einen Beschluss noch einen vorbereiteten Antrag betreffend einer Auflösung gibt. Weil aktuell viele herausfordernde Aufgaben auf dem Tisch des Vorstands liegen. Eine Verlängerung des Vertrag sei kein aktuelles Thema innerhalb der AG. Die Entscheidung werde wie bei allen Management-Verträgen intern zu gegebener Zeit getroffen.
Wie ein Bekenntnis zu Krisch wirkt das Statement allerdings wirklich nicht. Ist daher auch alles andere als überzeugend. Warum sollte eineinhalb Jahres vor Vertragsende eine Verlängerung ein Thema sein?Das wäre nur der Fall, sollte Krisch herausragende Arbeit geleistet haben. In Wahrheit gibt es Zweifel, ob Krisch seit seinem Amtsantritt am 1. Mai 2021 positiv bilanzieren kann. Nicht erst seit Wochen, sondern seit die Austria vor einem Jahr die Lizenz nicht in erster Instanz, sondern erst in zweiter erhielt und dazu wegen verspäteter Abgabe der Unterlagen zu einem Abzug von drei Punkten verurteilt wurde, fragen sich nicht wenige, ob Krisch der richtige Mann als AG-Vorstand ist. Allerdings kann man sich nur schwer vorstellen, dass der einflussreiche Vorsitzendes des Austria-Verwaltungsrats, Robert Zadrazil, Krisch fallen lässt: Der Chef der Bank Austria, des Hauptkreditgebers der Traditionsklubs, war Arbeitgeber von Krisch, bevor sich der ab Jänner 2017 in der Fußballszene versuchte. Zweieinhalb Jahre als Geschäftsführer der Vienna. Auf der Hohen Warte weinte ihm nach dem Abschied niemand eine Träne nach. Zwei Jahre später „erfand“ Zadrazil Krisch für die Austria.
Die Vorwürfe aus Austria-Kreisen gegen Krisch: Er sei nicht schuldlos an den Lizenzproblemen vor einem Jahr, weil er Aufforderungen aus dem Ligasenat, Unterlagen zu liefern, nicht nachgekommen sei. Um fair zu bleiben, war das vielleicht auch gar nicht möglich. Zudem wird kritisiert, dass die „Betreuung“ der Sponsoren durch den AG-Vorstand zu wünsch übrig gelassen, er auch keine neuen Finanzquellen erschlossen habe. Was in Zeiten wie diesen aber keine Selbstverständlichkeit ist. Sonntag beim 338. Derby wird auf den violetten Trikots mit Steelcon ein neuer Namen stehen. Aber das ist das jüngste Tochterunternehmen von Hauptsponsor Frankstahl, dessen Eigentümer Marcel Javor ein deklarierter Austria-Fan ist. Eine stählerne Verteidigung für Krisch gibt es aber sicher nicht.
Vor der Entscheidung um die Lizenz soll es keinen Wechsel geben. Das ist die Realität. Aber selbst, wenn Austria die am 13. April in erster Instanz bekommen sollte, bedeutet dies nicht, dass Krisch auch in der kommenden Saison der für Wirtschaft zuständige AG-Vorstand ist. Nach dem angekündigten Rückzug von Präsident Frank Hensel eine weiterer „Unruhefaktor“. Der Vorsitzende im Aufsichtsrat ist Peter Kroha, der zur Investorengruppe um Sportvorstand Jürgen Werner gehört, sein Stellvertreter Kurt Gollowitzer, den viele gerne als Nachfolger Hensels sehen würden. Zu den sieben Mitgliedern gehört auch Ex-Teamspieler Sebastian Prödl als Vertreter der Investoren.
Foto: FK Austria.