Fußball

Baumgartlinger bei den unterschätztesten Spielern der Liga

Überraschend viel Neid und Missgunst, weit mehr als bisher in Österreich, begleiten in  Deutschland die Bemühungen, die Saison der ersten und zweiten Bundesliga mit Geisterspielen zu Ende zu bringen. In fast jeder TV-Talkshow äußert ein Politiker Bedenken gegen das Konzept der deutschen Liga. Der Chef der Polizeigewerkschaft warnt, weil er Arbeit für die Exekutive durch Fans vor dem Stadion fürchtet. Dazu die absurde Diskussion durch das Arbeitsministerium über die Maskenpflicht für die Bundesliga, ehe Arbeitsminister Hubertus Heil Samstag erklärte, Spiele mit Gesichtsmasken seien nicht vorstellbar. Was ohnehin jeder wusste, der sich mit Fußball beschäftigt. Aber am gleichen Tag kam eine Umfrage in die Öffentlichkeit, wonach 61 Prozent der Bevölkerung gegen ein Weiterspielen der Bundesliga sind. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der zuvor selbst einen Start am 9.Mai ins Gespräch gebracht hatte, prophezeite, dass anders als erwartet Donnerstag noch keine Entscheidung der Politik fallen werde, ob und wann die Bundesliga beginnen darf. Erst am 6. Mai werde über weitere Lockerungen entschieden. Der 9.Mai scheint damit als Termin für den Neustadt gefallen zu sein.

Je länger die Pause dauert, desto mehr tuen sich auch die Medien schwer, sportlich interessante und relevante Themen ihren Sehern und Lesern zu bieten. Das Fachblatt „Kicker“ kam auf die Idee einer Serie über die meist unterschätztesten Spieler der Liga. Von jedem der 18 Klubs  wurde einer ausgesucht. Beim Tabellenfünften Bayer Leverkusen, der in Schlagdistanz zu den Champions League-Plätzen ist, mit einem Bein im Viertelfinale der Europa League steht, fiel die Wahl auf Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger (Bild oben), der bei Trainer Peter Bosz  viel höher im Kurs stehe als bei Journalisten der  Fans. Man kann durchaus darüber nachdenken, ob dies bei Österreichs Team nicht im Ansatz auch der Fall sein könnte. Für Bosz sorgt Baumgartlinger für die richtige Chemie in der Mannschaft, für die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive. Weil er laufstark ist und viele Zweikämpfe gewinnt. Mit 60,8 Prozent hat der 32 jährige Salzburger sogar den besten Wert der ganzen Liga. Und trotzdem wird er unterschätzt.

Die Konkurrenz des „Kicker“ bietet einen Report über die Fan.Kultur in Europa. Letzten Mittwoch war bei „SportBild“ Österreich an der Reihe. Wo es aktive Fans, also die Ultras, schon länger gibt als in Deutschland. Der Tenor des Berichts: Wien, wo keines der letzten fünf Derbys zwischen Rapid und Austria ohne Ausschreitungen verlief, und Graz haben die größten Fangruppen, den größten Zoff  gibt es bei Salzburg. Da wird auf die alteingesessenen Fans von Austria Salzburg angespielt, die beim Einstieg von Red Bull vor 15 Jahren aus Protest gegen die Änderung von Logo und Vereinsfarben  bei der neu gegründeten Austria blieben, ihr in die Drittklassigkeit folgten.

Dass dies aber nicht mehr der Realität entspricht, weil mit den Erfolgen des Salzburger Serienmeisters auch die Zustimmung durch die Fans  ständig wuchs, verschwieg der Bericht. In dem auch der  Aufschwung des LASK keine Beachtung fand. Obwohl die Fans des Tabellenführers inzwischen nicht mehr zu übersehen oder überhören sind.

Foto: Bayer Leverkusen.

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