Fußball

Bayerns Rekordkauf Tolisso: Kein Topstar für 41,5 Millionen

In Österreich erregt die  übertriebene  Zweimillionen-Ablöseforderung  von Admira für ihren Stürmer Christoph Monschein die Gemüter. Die Austria bot bei der ersten Verhandlung  250.000 Euro. Das ist wiederum fast provokant untertrieben. Bei internationalen Spitzenklubs sind sechsstellige Summen kein Thema, geht´s um andere Wahnsinns-Beträge: Bayern München zahlte für seinen neuen Rekordkauf  Corentin Tolisso an Olympique Lyon 41,5 Millionen Euro. Aber dafür kriegt man heutzutage keinen Weltstar. Sondern einen 22jährigen vielseitig verwendbaren Mittelfeldspieler mit guten Anlagen, der bisher zwölf Spiele in der Champions League bestritt, einmal in Frankreichs Nationalteam zum Einsatz kam. Den muss Bayerns Trainer Carlo Ancelotti erst zum Weltklassespieler formen.

Der Spanier Javi Martinez war bis Tolisso  der teuerste  Spieler, den Bayern kaufte. Auf Drängen des damaligen Trainers Jupp Heynckes zahlte der deutsche Rekordmeister 2012 40 Millionen. Aber Martinez war damals schon Welt- und Europameister. Auch Arturo Vidal und  Mario Götze hatten mehr als Tolisso aufzuweisen, als Bayern für sie jeweils 37 Millionen ausgab. Dass es selbst um 35 Millionen einen Flop geben kann, zeigte sich bisher am 19jährigen portugiesischen Jungstar Renato Sanches. Bayern kann den neuen Rekordkauf Tolisso finanziell locker stemmen. Auch ohne den bevorstehenden Wechsel des Brasilianer Douglas Costa zu Italiens Meister Juventus, für den 45 Millionen  kassiert werden.

Da ist der neue Flügelflitzer für RB Leipzig und Ralph Hasenhüttl, der portugiesische Flügelflitzer Brouma, ein U 21-Teamspieler, fast ein Schnäppchen. Galatasaray Istanbul kann inklusive Bonuszahlungen „nur“ 15 Millionen kassieren. Aber der absolut unüberbietbare Wahnsinn ist, für einen englischen Torhüter 34 Millionen Euro zu bezahlen. Das ist der bisherige Rekordtransfer eines Keepers auf der Insel. Everton zahlte  so viel für den 23jährigen, bisher so gut wie unbekannten Jordan Pickford vom Letzten Sunderland. Sein Qualitätsnachweis: Bei 29 Einsätzen spielte er viermal zu null. Kassierte aber auch 50 Treffer.

In Wien verfolgte Urlauber Peter Stöger, wie sein 1.FC Köln auch tief in die Tasche greifen musste, um von Wolfsburg das Verteidigertalent Jannes Horn, der vergangene Saison auf 13 Bundesligaeinsätze kam, zu holen. „Günstig  kriegst du heute keinen guten Spieler mehr“, kommentierte Stöger den Siebenmillionen-Kauf. Bringt  er den U20-Teamspieler so wie vor drei Jahren Jonas Hector zu Jogi Löw ins Nationalteam, wird eine Nachzahlung von 2,5  Millionen fällig. Geradezu täglich verfolgt der Erfolgstrainer über Telefonate mit Sportvorstand Jörg Schmadtke oder via Internet den Millionenpoker  um seinen Torjäger Anthony Modeste, der Schmadtke trotz Vertrag bis 2021 um ein Gespräch bat. Montag öffnet in Chinas Super-League das Transferfenster, der Tabellensechste Tianjin Quanjiou baggert wie im Winter an Modeste. Klubboss Shu, ein Milliardär, der mit Metall-Möbel sein Vermögen verdiente, stellte 200 Millionen Euro für Einkäufe zur Verfügung. Im Jänner lehnte Köln ab, Modeste zu verkaufen. Jetzt nach seinen 25 Saisontoren und Kölns erster Qualifikation für den Europacup seit 25 Jahren, würde Schmadtke den Wunsch des Franzosen, in China rund 10 Millionen Euro netto pro Saison zu verdienen, erfüllen. Wenn Köln mindestens 30 Millionen bekommt. Der zweite Torjäger, den Tianjiu holen will,  ist Dortmund Schützenkönig Pierre Emerick Aubameyang, dem Paris St. Germain offenbar abgesagt hat. Das Gesamtpaket für den Afrikaner wird 75 Millionen teuer sein.

Stöger, der Anfang Juli nach Köln zurückkehren wird, ist vor der Zukunft ohne Modeste nicht bange: „Uns trifft ja das ganze nicht unvorbereitet. Also haben wir Alternativen in der Hinterhand, mit denen wir auch gut leben könnten.“ Günstig werden auch die nicht zu haben sein.

 

 

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