Fußball

Bei Austria zählt die Entwicklung, bei Rapid der kurzfristige Erfolg!

Nach einem Derbysieg kann einem schon mal ein Eigenlob über die Lippen kommen. Speziell, wenn es der erste seit Dezember 2018 ist, der noch dazu im Stadion des Erzrivalen gelingt. Also lobte sich Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner nach dem 2:1 bei Rapid im Sky-Interview für seinen strategischen Weitblick: „Was uns auszeichnet, dass wir uns von dieser kurzfristigen Denkweise abgelöst haben. Wir haben eine Idee, die sich über mehrere Semester erstreckt. Das ist für mich einiges wichtiger als ein negatives Ergebnis. Die Entwicklung zählt. Langsam fängt diese Idee zu greifen an!“ Die Austria traf in fünf Auswärtsspielen der Bundesliga hintereinander mindestens doppelt wie zuletzt 1989. Als Ortlechner nicht davon träumen konnte, 33 Jahre später violetter Sportdirektor zu sein,

Bei Rapid könnte er höchstwahrscheinlich so nicht reden. Dort braucht es kurzfristige Erfolge, um die Lage zu beruhigen. Von einer Idee, die zu greifen anfängt, ist auf dem grünen Rasen wenig zu merken. Da reicht es nur zu Durchschnitt, nicht mehr. Das sind Feststellungen und zugleich Vorwürfe in Richtung des Trainers. Weil Ferdinand Feldhofer an Ideen festhält, die nicht zu greifen beginnen, sondern sich bisher nicht bewährten. Etwa im zentralen Mittelfeld mit seinem Wunschspieler Aleksa Pejic und Roman Kerschbaum. Oder mit Guido Burgstaller (Bild oben), der sich im 4-2-3-1 hinter Ferdy Druijf aufreiben muss. Besser wäre es, den Kapitän, der seine Stärken im Strafraum hat, vorne neben Druijf aufzubieten. So komisch es klingt, laut Statistik hätte Rapid eigentlich das Derby gewinnen müssen: 14:10 Torschüsse, mehr Ballbesitz (55 Prozent), die bessere Zweikampfquote (55 %). Die höhere Passquote (73:66 %), mehr Flanken aus dem Spiel (17:7). Rapids Innenverteidiger Leopold Querfeld war der Spieler im Derby mit den meisten Ballaktionen (84) und der besten Zweikampfquote (75 Prozent). Sieger Austria beging mehr Fouls (24:16), war also giftiger, in der ersten Hälfte klar besser. „Wir schießen uns die Tore selbst“, klagte Rapids Kapitän Burgstaller.

„Ich kann es herumreißen, wenn man mich es lässt“, sagte Feldhofer am Tag vor dem Derby in einem Interview mit dem „Standard“. Ob das nach der Niederlage noch viele andere glauben werden? Er lehnt es ab, nach jedem Match schon eine verfrühte Saisonanalyse zu machen, verwies auf die sieben Spiele in diesem Jahr, in denen Rapid noch punkten könnte. Auch das kam nicht gut an. Von seinem Ziel, eine Kultur der Freude zu schaffen, kann keine Rede sein. Rapids letzter Meistertrainer Peter Pacult schaffte mit Austria Klagenfurt erstmals drei Siege hintereinander, liegt drei Punkte vor Rapid. Mit einem Kader, der sicher nicht mehr Qualität hat. Das darf nicht sein. Der Hinweis, dass Grün-Weiß ein Spiel weniger hat, sagt eigentlich gar nichts. Denn der Sieg im Nachtrag gegen Hartberg am 26. Oktober wird bei der miesen Heimbilanz dieser Saison alles andere als ein Selbstläufer.

Im „Präsidenten-Wahlkampf“ dürfte überdies eine Kultur der Zwietracht herrschen. Das Präsidium, das durch seinen Rücktritt den Klub praktisch führungslos machte, soll über seinen Einfluss im Wahlkomitee versuchen, die Liste von Steffen Hofmann zu bekämpfen. Ähnliche Aktionen gab es bereits vor neun Jahren. Das drang trotz „Nachrichtensperre“ über verschiedene Medien nach außen. Und auch, dass deshalb Ex-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bereit sein soll, sich für Hofmanns Liste einer Kampfabstimmung auf der Generalversammlung am 26. Oktober zu stellen.

 

Foto: Gepa/Admiral.

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