Fußball

Bei Dovedan riecht es ein bisschen nach Bundesliga: „Es ist ein Hammer“

Der 1.FC Köln wird noch zwei Wochen auf das Comeback von Louis Schaub wegen des Knochenmarködems warten müssen. Bekam aber als Verstärkung im Kampf um den Aufstieg die Spielgenehmigung für China-Heimkehrer Anthony Modeste, den Torjäger aus der Kölner Erfolgsära unter Peter Stöger. Modeste bestritt Freitag Abend in Paderborn sein erstes Match für Köln nach 637 Tagen, sorgte vier Minuten nach der Einwechslung auf Assist des  Steirrs Florian Kainz, der auch die Aktion zur Führung mit einem starken Dribbling einleitete, für das Kölner 2:0. Modeste brach in Tränen aus, Emotionen pur. Nach 73 Minuten schien alles für Favorit klar zu sein aber bis zur 86.Minute schaffte Paderborn den Ausgleich. Zwei Minuten musste Kainz mit Gelb-Rot in die Kabine. In der Nachspielzeit schaffte Paderborn noch das 3:2 und den sensationellen Sprung auf Rang drei.

Auch 100 Kilometer von Stuttgart entfernt, in einem 48.000 Einwohner-Städtchen der schwäbischen Ostalb, riecht es  ein bisschen nach Bundesliga, wenn dort Samstag  erstmals der Spitzenreiter Hamburger SV gastiert. Denn Heidenheim ist momentan das Team der Stunde in der zweiten Liga: Aktuell am längsten ungeschlagen, fünf Siege und zwei Unentschieden in den letzten sieben Partien. Hinzu kam die Pokalsensation gegen Leverkusen. Seither bezeichnet sich Heidenheim als Bayern-Besieger-Besieger. Weil Leverkusen drei Tage zuvor Bayern 3:1 geschlagen hatte.Mittendrin in der Begeisterungswelle ein Österreicher, auf den sie setzen: Ihr „Niko“. Das ist Nikola Dovedan. Zum Höhenflug fällt ihn nur ein Satz ein: „Für den Verein und mich ist es ein Hammer, mit drei Siegen im Rücken den HSV zu fordern“. Letzte Saison Abstiegskampf, jetzt unerwartet Aufstiegshoffnungen mit Vereinsrekorden. Zu diesem Zeitpunkt der Saison hatte Heidenheim zuvor nie 37 Punkte geholt und dabei 35 Tore erzielt. Klar, dass Samstag die 15.000 Zuschauer fassende Voith-Arena rappelvoll und ein „kleiner Hexenkessel“ sein wird, wie Dovedan prophezeit: „Daheim sind wir stabil genug, um etwas zu holen. Wir werden unseren Plan durchziehen. Der Trainer hat uns den Glauben und die Begeisterung eingeimpft, dass wir immer gewinnen können, wenn wir an unsere Grenzen gehen“. Der 45jährige Frank Schmidt ist mit ein Grund, warum sich Dovedan in Heidenheim, wo nicht viel los ist, die Beschaulichkeit ihn an seinen Geburtsort Tulln erinnert, so gut zurecht findet. Auf Grund seiner 18 Monate in Wien als Libero beim Sportclub und der Vienna Mitte der Neunzigerjahre ist Schmidt etwas mit der österreichischen Seele vertraut: „Er hat noch den einen oder anderen Wiener Schmäh und Spruch drauf“. Dovedan hört also hin und wieder vertraute Töne.

Mit einem Sieg käme Samstag Heidenheim bis auf drei Punkte an die Hamburger, für die der Aufstieg ein Muss ist, heran. Dann würde es schon mehr nach Bundesliga riechen. Die sein Ziel war, als sich Dovedan im Sommer 2017 zum Wechsel von Altach nach Heidenheim entschloss. Dort hat er schon  ein professionelleres Umfeld als in Vorarlberg. Wegen dieses großen Ziels störte ihn auch nicht, dass sein Wechsel zu Rapid vor acht Monaten nicht zu Stande kam. Er will hinauf. Am liebsten mit Heidenheim. Oder wenn das nicht klappt, vielleicht durch einen Transfer. Werbung in eigener Sache hat der Stürmer ja zuletzt gemacht. Werbung wäre auch eine erste Chance bei Österreichs Teamchef Franco Foda. In drei Wochen weiß man mehr. Immens freuen würde es ihn versichert Dovedan. Um doch Realist zu sein: „Herr Foda hat genug gute Spieler zur Auswahl, die aus der ersten Liga kommen.“ Diesen „Rückstand“ will er  unbedingt aufholen. Bei einem Wechsel würde  Heidenheim ein gutes Geschäft machen, da der 24jährige einen Vertrag bis 2023 hat. Ein gutes Geschäft wird für Heidenheim am 3. April auch das übernächste große Highlight der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des Pokals in München gegen Bayern. Alleine die Einnahmenbeteiligung macht 1,3 Millionen Euro aus. Und dort will der Bayern-Besieger-Besieger doch zeigen, mehr als die graue Maus oder das Freilos zu sein, als das deutschen Medien Heidenheim nach der Auslosung am letzten Sonntag  bezeichneten. Laut „Süddeutscher Zeitung“ kommt die Sensationstruppe aus dem schwäbischen Teil Sibiriens.

Foto: © FC Heidenheim Media.

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