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Bei Hütter ging die Post ab: Adi kann es Happel nachmachen!

Rapids Sportchef Fredy Bickel wird sich in Hütteldorf wahrscheinlich öfters dazu gratulieren, in seiner Zeit bei Young Boys Bern den von Manager Christian Sand angebotenen Adi Hütter nach dessen Rücktritt trotz Doublegewinn mit  Red  Bull Salzburg im September 2015 als Nachfolger für Uli Forte engagiert zu haben. Damals krebste der Traditionsklub am Tabellenende herum. Mit Hütter wurde  Young Boys bisher zweimal Vizemeister hinter dem FC Basel, kam zweimal in die Gruppenphase der Europa League und steht nunmehr vielleicht vor dem größten Triumph der Vereinsgeschichte, Denn die Young Boys holten noch nie ein Double! Seit Dienstag Abend stehen sie erstmals seit 2009 wieder im Cupfinale.  Als Cupsieger hatte  sich Young Boys zuletzt vor 31 Jahren feiern lassen können, als Meister vor 32 Jahren. In Wien hofft Bickel, dass sich seine Trainerentscheidung bei Rapid für Goran Djuricin mit der Zeit auch noch in ähnliche Erfolgsbahnen entwickelt.

Dienstag Abend ging nach 22.30 Uhr im Kabinengang des Stade de Suisse in Bern so richtig die Post ab, gratulierte Hütter lachend seinen Siegern: Young Boys hatte mit dem FC Basel den regierenden Double-Gewinner und damit den Titelverteidiger verdient mit 2:0 (0:0) eliminiert. 23.519 Zuschauere beim Eisduell und Temperaturen um minus zehn Grad, bei dem Marco Walker und Nico Zaugg, Konditionstrainer und Zeugwart bei Young Boys, trotzdem wie gewohnt in kurzen Hosen (!) auf der Bank sassen. Der Kunstrasen wurde vor Anpfiff noch einmal mit Salz gestreut, damit die Spieler einen besseren Halt hatten. Ins Rutschen kamen Hütters Spieler nie: „Wir haben wenig zugelassen, waren immer gefährlich, haben taktisch alles richtig gemacht. Sowohl vorne attackiert als auch dann tiefer gestanden.“ Als dies Hütter oben im Pressekonferenzraum unter anderem vor Vorarlberger Journalisten sagte, die für den Schlager mit ihrem engeren Landsmann aus Altach hin und zurück 500 Kilometer mit dem Auto gefahren waren, hörte man dort die Jubelchoräle der  Young Boys-Fans. Im Kabinengang tanzten und schrien Hütters Spieler, stimmten „Finale ole“ an.

Zwei Tore innerhalb von zehn Minuten entscheiden zwischen der 55.und 65. Minuten. Zunächst ein vom Ex-Salzburger Dimitri Oberlin verschuldeter Handselfmeter, den nicht jeder Referee pfeift, den Torjäger Guillaume Hoarau verwandelte, dann ein Eigentor von Basels Kapitän Marek Suchy: „Das passiert eben im Fussball. Aber wir sind ein verdienter Sieger“, behauotete Hütter. Was auch Verlierer Raphael Wicky eingestand. Die Young Boys haben sich als zweite Kraft im Schweizer Fussball profiliert. Wäre auch in Österreich gut, sollte sich ein Herausforderer für Salzburg auf Dauer herauskristallisieren würde. Etwa Bickel mit Rapid.

Im Cupfinale am 27.Mai gegen den FC Zürich, der den Stadtrivalen Grasshoppers mit Österreichs Teamkeeper Marco Lindner in letzter Minute 2:1 bezwang, dazu elf Punkte Vorsprung in der Meisterschaft nach 23 von 36 Runden, wenn auch mit einem Speil mehr. Was soll da die Young Boys noch bremsen?  Hütter bat seine Finalisten zwölf Stunden nach dem Schlusspfiff wieder zum Training: „Wir müssen weiter in jedem Match an unsere Leistungsgrenze gehen, gemeinsam verteidigen und angreifen. Dann sind wir schwer zu knacken.“ Auch  am kommenden Sonntag in Lugano, wo vielleicht Hütters Landsmann Marc Janko als Gefahr wartet. Und Hütter gibt auch noch die zwei direkten Duelle gegen Basel um Punkte zu bedenken, die noch für einen Umschwung sorgen könnten. Die Transfergerüchte um seien Offensivspieler, wonach deutsche Bundesligaklubs Jagd auf die Afrikaner Roger Assale und Jean Pierre Nsame machen, sorgen nicht für größere Aufregung. Schließlich verkrafteten die Young Boys  letzten Sommer den Abgang von Torhüter Yvon Mvogo zu RB Leipzig und Mittelfeldmotor Denis Zakaria zu Mönchengladbach sehr gut.

Bisher gab es nur einen österreichischen Trainer, der im Ausland das Double gewann: Ernst Happel. Ihm gelang das 1969 in Holland mit Feyenoord Rotterdam, ein Jahr bevor er den Europacup der Meister und Weltpokal gewann. Und 1977 in Belgien mit dem FC Brügge. Jetzt kann es Hütter seinem berühmten Landsmann nachmachen auf dessen Spuren wandeln: „Das wäre eine tolle Geschichte. Ich werde weiterhin hart dran arbeiten!“

 

 

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