Rund eineinhalb Stunden dauerte die erste große p.r.-Show von Jürgen Klopp als „Head of Global Soccer“ von Red Bull im Salzburger Hangar sieben, die er danach als bisher längste Pressekonferenz in Österreich bezeichnete. Mit der Vermutung, dass Red Bull bisher noch keinen unter Vertrag hatte, der so prominent ist wie er, lag er durchaus richtig. Zuerst stelltee ein Moderator 60 Minuten abgesprochene Fragen an Klopp und Red Bull-Boss Oliver Mintzlaff, danach einige der 300 akkreditierten Journalisten aus 17 Ländern. Etwas Neues oder gar ein konkretes Ziel verriet Klopp aber nicht. Dass er nach mehr als 1000 Spielen als Trainer bei Mainz Borussia Dortmund und dem FC Liverpool den Stress nicht mehr wollt, eine andere Aufgabe suchte, war bekannt. Nach sechs Monaten Pause, die auf achteinhalb Jahre in der Premier League folgten, hat er eine ohne Stress bei einem Weltkonzern.
Klopp schloss aus, bei einem der Klubs aus dem Red Bull-Globus, im Tagesgeschäft mitzumischen. Weder bei RB Leipzig noch in Salzburg oder bei den Klubs in Frankreich, den USA, Brasilien oder Japan. Er schloss aus, von oben herab einem Trainer Vorschriften zu machen. Schon alleine deshalb, weil er keine Entscheidungsgewalt hat. Er will aber viel zuhören, um sich eine Meinung zu bilden, wie man die Klubs vielleicht besser machen könne. In England bei Leeds wegen seiner Liverpool-Verbundenheit nicht einmal das. Eine Rückkehr in die Coaching-Zone schloss er kategorisch aus: „Wir haben großartige Trainer. Von mir aus können wir noch zehn Jahre mit ihnen zusammenarbeiten!“ Ein Satz, mit dem Klopp vor allem Marco Rose, den Kapitän in seiner Mainzer Trainerzeit, stärken wollte. Weil der bei Red Bull in der Kritik stand, weil Leipzig in der Champions League bisher nur Niederlagen kassierte und vor Weihnachten in München gegen Bayern ein 1:5-Debakel erlitt.
Klopp dachte auch an Österreichs Teamchef Ralf Rangnick. Der habe in seiner Red Bull-Zeit Grundlagen geschaffen, auf denen man gut aufbauen könnte: „Aber die Zeiten haben sich geändert. Jetzt geht es nicht darum, Schritt zu halten, sondern richtige Schritte vor allen anderen zu setzen. Wir müssen erkennbar sein!“ Natürlich hofft Klopp, dass die Red Bull-Klubs Meistertitel holen: „Ich werde Visionen entwickeln, um einen Beitrag zu liefern. Ich kann von Nutzen sein!“ Mintzlaff ist überzeugt davon: „So einen Mann hatten wir bisher nicht!“
Zu den Salzburger Bullen hat Klopp noch keine Meinung. Die treffen Mittwoch im portugiesischen Trainingslager, das laut Trainer Thomas Letsch richtig gut läuft, auf den dänischen Sitzenklubs FC Midtjylland. Sportchef Rouven Schröder sieht darin eine Woche vor dem Champions League-Spiel bei Real Madrid eine Standortbestimmung: „Wir werden uns den einen oder anderen unserer Burschen genau anschauen!“ Tormann Alexander Schlager konnte nach einem grippalen Infekt Dienstag erstmals individuell trainieren, Innenverteidiger Kamil Piatkowski wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Foto: Red Bull/Jörg Mitter.
