Die Chance auf eine österreichische Premiere, auf fünf Klubs in einer Gruppenphase des europäischen Bewerbs lebt. Meister Red Bull Salzburg spielt fix in der Champions League, Vizemeister Sturm Graz in der Europa League, der Dritte Austria nach der 0:2 (0:1)-Heimniederlage gegen Fenerbahce Istanbul „nur“ in der Conference League. Für die können sich auch Wolfsberg nach dem überraschenden, wenn auch glücklichen 1:0 (1:0) bei Norwegens Tabellenführer Molde und Rapid nach dem schmeichelhaften 1:1 (0:1) beim FC Vaduz in Liechtenstein, bei dem die Leistung einer Blamage gleichkam, qualifizieren. Für Wolfsberg muss man anders als vor Rapid den Hut ziehen.
Weil die Kärntner auf Kunstrasen das schafften, woran Rapid vor zwei Jahren gescheitert war. Nämlich in Molde zu gewinnen. Das gelingt durch ein Goldtor des Israels Tai Baribo nach 22 Minuten, an dem der Vater des Sieges, der deutsche Tormann Hendrik Bonmann in seinem bisher besten Spiel für Wolfsberg seinen Anteil hatte. Sein weiter Ausschuss in Richtung Thorsten Röcher und in den feien Raum kam perfekt, Röcher nützte den Platz, flanke präzis auf den Kopf von Daribo. Das war der Sieg, den Bonmann mit Topreaktionen und mit Glück (Molde traf einmal die Stange) festhielt. Jetzt spricht nächsten Donnerstag in der Klagenfurter Wörthersee-Arena fast alles für Wolfsberg. Trainer Robin Dutt: „Wir haben super verteidigt!“
Das Wort super konnte man in Zusammenhang mit Rapid Donnerstag Abend nicht in den Mund nehmen. Nach dem schnellen Führungstor des Vorletzten der zweiten Schweizer Liga, das nach zehn Minuten fiel. hörte man auf Ö 3 die entsetzte Stimme von Adi Niederkorn, der vor Ort alles miterlebte: „Die Zwerge kommen hier aus Hütteldorf!“ Der Pechvogel bei Vaduz war ein Österreicher, der Bregenzer Manuel Sutter. Als er nach 45 Sekunden traf, soll er im Abseits gestanden sein. Bei seinem Lattenpendler, der kurz vor der Pause auf einen Fehler von Rapids Tormann Niklas Hedl folgte und das 2:0 bedeutet hätte, sahen viele den Ball hinter der Linie. Aber in der Conference League gibt´s erst ab dem Semifinale einen Video Assistant Referee, nicht schon in der Qualifikation. Als Vaduz nach 65 Minuten das vermeintliche 2:1 erzielte, soll Sutter in Abseitsposition Hedl behindert haben. Ganz klar war das nicht zu erkennen.
Rapids Retter war wieder der Holländer Ferdi Druijf (Bild oben): Der Schütze des entscheidenden Tors zum Aufstieg gegen Neftci Baku erzielte den wichtigen Ausgleich. Er wurde zur Pause für Marco Grüll eingewechselt, Yusuf Demir kam für Ante Bajic, Linksverteidiger Jonas Auer für Martin Koscelnik, der als Rechtsfuß auf der falschen Seite spielen musste. Ein gelungenes Dribbling von Demir bedeutete die Vorarbeit zum Tor von Druijf, der nachher zugab: „Das war das schlimmste Spiel, das ich je gesehen habe. So darf sich Rapid nie präsentieren, vor so vielen Fans, die uns unterstützen!“ Unter den 4000 Zuschauern im Rheinpark stand sicher die Hälfte im Lager von Grün-Weiß. Guido Burgstaller machte die Leistung der ersten Hälfte sprachlos, Trainer Ferdinand Feldhofer gab zu: „So etwas will ich nie wieder sehen. Es fehlten alle Basics, wir wurden von Minute zu Minute schwächer!“ Und zur Frage, was sich für das Rückspiel ändern muss, fiel ihm sofort ein Wort ein: „Alles!“ Vaduz wird sich nicht geschlagen geben. Schließlich wurden der Aufstieg gegen Koper und Konyaspor durch Auswärtssiege fixiert, im Rheinpark gab es jeweils nur ein Unentschieden.
Einen Tiefschlag gab es auch für Ex-Rapidler: Florian Kainz und Dejan Ljubicic verloren in der Qualifikation zur Conference League mit dem1. FC Köln daheim gegen Fehervar aus Ungarn 1:2. 70 Kilometer von Vaduz entfernt schöpfte hingegen Österreichs Ex-Teamchef Franco Foda in St. Gallen mit dem FC Zürich etwas Hoffnung: Nach dem 2:1 gegen Hearts of Midlothian kann die Qualifikation für die Europa League gelingen. Der Schweizer Meister musste ins „St.Gallen-Exil“ ausweichen, da der Letzigrund durch Konzerte besetzt ist.
Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.