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Beim Wiener Sportclub gab es den Präsidenten als Interimstrainer schon vor 52 Jahren

Österreichs Teamtormann Heinz Lindner hat bei Sion Mittwoch im Schweizer Cupviertelfinale und Sonntag in der Meisterschaft als Interimstrainer seinen Präsidenten Christian Constantin (Bild oben). Beide Male heißt der Gegner Lugano, der regierende Cupsieger. Das sorgte nicht nur in der Schweiz für Schlagzeilen, sondern quer durch Europa.  In der Schweiz fanden es die Medien zudem beachtenswert, dass Constantin nach den zwei Heimpleiten seinen Trainer entließ. Bei St. Gallen ist nämlich der Trainer im Amt, den Constantin 2017 trotz eines Punkteschnitts von 1,93, den keiner seiner Nachfolger erreichte, auch nicht der aktuelle Schweizer Teamchef Murat Yakin, vor die Tür gesetzt hatte. Das ist Peter Zeidler, der bei Österreichs Meister Red Bull Salzburg nach sechs Monaten im Dezember 2015 gehen musste. Als einziger Trainer, bei dem dies in der Ära von Sportdirektor Christoph Freund passierte.

Sion-Besitzer und Präsident Constantin hat das Modell, sich als Interimstrainer einzusetzen, nicht „erfunden“. Ähnlich passierte in Österreich bereits vor 52 Jahren in der höchsten Spielklasse, damals die Nationalliga mit 16 Klubs, beim Wiener Sportclub. Im März 1971 musste Erich Hof, seit Spielerzeiten ein Idol des Klubs, gehen. Nach einem Krach mit dem eigenwilligen Präsidenten, dem Geflügel-Großhändler Josef Draxler. In den 16 Runden mit Hof hatte es sechs Siege, sieben Unentschieden und drei Niederlagen gegeben, in den 14 mit dem „Hendlbaron“ als Trainer vier Siege, zwei Unentschieden und acht Niederlagen. Das pikante an der Konstellation: Hofs jüngerer Bruder Norbert war damals Sportklub-Spieler. Fünf Niederlagen unter Draxler passierten hintereinander in den letzten Runden, als bekannt geworden war, dass er den Traditionsklub mit Rapid fusionieren wollte. Als dies auf der Generalversammlung des Sportclubs abgelehnt wurde, war auch Draxler  Geschichte, wechselte im Juli die Fronten  zu Grün-Weiß nach Hütteldorf. Bei Rapid war Draxler nie Interimstrainer.

In Deutschland gab es 18 Jahre später einen Präsidenten, der sich als Interimstrainer einsetzte. Jean Löring, der Präsident des Zweitligisten Fortuna Köln, sorgte im Dezember 1999 für Riesenaufregung. als er in der Pause des Spiels gegen Waldhof Mannheim beim Stand von 0:2 den Trainer in der Kabine entließ. Das war der ehemalige deutsche Teamtorhüter Toni Schumacher, eine Legende des Lokalrivalen 1. FC Köln (damals auch in der zweiten Liga), zweimal Vize-Weltmeister, einmal Europameister.  Als Nachfolger von Schumacher engagierte Löring einen Österreicher: Hans Krankl! Der gab deswegen in der Winterpause seinen Job bei Austria Salzburg auf, bei dem unter anderem Adi Hütter, Rene Aufhauser und Robert Ibertsberger seine Spieler waren, nahm Assistent Slavko Kovacic mit in die Domstadt. Er übernahm Fortuna Köln auf Rang 16. Bei dem blieb es, als Krankls Ära nach nur 13 Spielen mit einem Punkteschnitt von 0,85 beendet war. Auch zwischen Löring und Krankl krachte es. In den letzten Runden war aber nicht wieder Löring, sondern Kovacic der Interimstrainer.

Foto: FC Sion.

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