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Belgisches Mega-Comeback übertraf die doppelte Neymar-Show

Die Weltmeisterschaft erlebt Freitag Abend in Kasan ihr Traumviertelfinale zwischen Brasilien und der belgischen Torfabrik. Aber das hätte fast der krasse Aussenseiter Japan verhindert:  Der in Rostow gegen Belgien 17 Minuten lang unerwartet 2:0 führte und erst nach 93:49 Minuten das Tor zum 2:3 kassierte. Das nicht mehr möglich gehaltene Mega-Comeback Belgiens drängte sogar die Diskussionen um Brasiliens Topstar Neymar in den Hintergrund. Der hatte am Nachmittag bei 33 Grad in Samara eine Doppelshow abgeliefert: Eine sportliche, weil er der  entscheidende Mann beim eigentlich souveränen 2:0 gegen Mexiko war. Das 1:0 nach idealer Vorlage von Willian selbst erzielt, das 2:0 durch Joker Firmino im Finish perfekt vorbereitet. Er ließ die mexikanischen Verteidiger mitunter so schlecht aussehen wie die österreichischen zweieinhalb Wochen zuvor beim 3:0 in Wien (Bild oben). Aber statt nur Lob gab es fast noch mehr  Kritik. Weil er auch wieder eine Show als Schauspieler lieferte, die wesentlich schlechter war. Als er mit provozierender Theatralik schwere Verletzungen vortäuschte, bei der leichtesten Berührung zu Boden ging. Frankreichs Ex-Star Eric Cantona bezeichnete Neymar als Rollkoffer, Mexikos Teamchef Juan Osario nannte ihn sogar als Schande, ohne den Namen in den Mund zu nehmen.. Aber alle wussten, wen er meinte: Neymar, der einfach nervt. Egal mit welcher Frisur er spielt. Im Achtelfinale waren erstmals keine Blondtöne dabei.

Aber vier Stunden später war das Thema Neymar nur Nebensache. Denn da schien die Japan die Fußballwelt auf den Kopf zu stellen. Ein Team, das eine schlechte Vorrunde spielte, brachte eines, das zuvor dreimal überzeugte, die meisten Tore erzielte an den Rand des peinlichen Ausscheidens. Ein Team mit gesamt 73,40 Millionen Marktwert, von denen 13 Millionen auf das Konto des Dortmunder Shinji Kagawa gehen gegen eines mit 754,00 Millionen Marktwert dank klingender Namen von Manchester City und United, Chelsea und Tottenham. Der Marktwert von Kevin den Bruyne ist mit 150 Millionen  um 76,6 Millionen höher als des ganzen japanischen Kaders. Und dann gelingt dem krassen Aussenseiter kurz nach der Pause innerhalb von vier Minuten der Doppelschlag zur 2:0-Führung.  Die hielt von der 52. bis zur 69. Minute. Belgien wirkte schwer angeschlagen, da musste der  Teamchef aus Spanien, Roberto Martinez, mit zwei Jokern reagieren. Und die sollten den Umschwung bringen. Innerhalb von fünf Minuten kam Belgien  mit Kopftoren zum Ausgleich. Zunächst durch einen Kunst-Kopfball mit Effet von Innenverteidiger Jan Vertonghen, der beim 0:1  gepatzt hatte, dann durch den  eingewechselten Wuschelkopf  Marouiane Fellaini zum. Und mit der letzten Aktionen gelang sogar noch das Happy End: Auswurf von Tormann Thibaut Curtois zu de Bruyne, der mit einem Sprint in die gegnerische Hälfte, den Ball in den Lauf des vorstürmenden Laurent Meunier, bei dessen Pass in den Strafraum Torjäger Romelu Lukaku zwei japanische Verteidiger mitnahm, den Ball aber durchließ. Dadurch stand hinter ihm der zweite Joker,  Nacer Chadli vom englischen Absteiger West Bromwich völlig frei, verhinderte das dritte Nachspiel im Achtelfinale. Mir vier Stationen vom eigenen Tormann weg in die Glückseligkeit, ohne dass ein Japaner den Ball berührte. Das nennt man perfektes Umschalten. Martinez bezeichnete den gelungenen Kraftakt auch als Charaktertest: „Dieses Match noch zu drehen ist unglaublich.“ Die Japaner konnten ihr Unglück gar nicht fassen.

Belgien ist jetzt 23  Spiele ungeschlagen, hat in vier Speilen zwölf Tore erzielt. Fünf mehr als die Brasilianer, die dreimal hintereinander 2:0 gewannen, also bisher nur ein Tor kassierten.  Kommt die belgische Torfabrik auch gegen die kompakte Brasilianer-Defensive auf Touren, kriegt die Abwehr Neymar und Philippe Coutinho, der gegen Mexiko erstmals in einem WM-Spiel an keinem Tor beteiligt war, in den Griff? Freitag Abend wird´s richtig spannend. de Bruynes Kampfansage: „Wir wollen diese WM gewinnen!“

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