Es sollte eigentlich nur die normale Rapid-Pressekonferenz für das nächste Spiel sein. Aber dann war nicht das Duell gegen Wacker Innsbruck am Tivoli das Thema, sondern der offizielle Rückzug von Sportchef Fredy Bickel (Bild oben). Am 30. Juni ist die Ära des Schweizers nach zweieinhalb Jahren vorbei. Das machte Rapid Freitag um 11.23 Uhr in einer Aussendung offiziell. Nach dem gelungenen Start in die Qualifikationsrunde und dem glücklichen Aufstieg ins Finale des Uniqa-Cups sah Bickel den richtigen Zeitpunkt, an die Öffentlichkeit zu gehen.
Mit 17.März, mit dem grün-weißen Scheitern um die Qualifikationsrunde galt es eigentlich als Konsequenz, dass Bickel in der Saison 2019/20 nicht mehr im Amt sein wird. Nur die Art des Abschieds stand in Frage. Der vollzog sich gesteren mit Stil, Ganz wie es die Art des durchaus sympathischen Bickel ist. Der zugab, dass es nicht die beste Lösung für alle Beteiligten wäre, soll er über den 30.Juni in Amt bleiben. Die letzten Monate gingen auch an seine Substanz, weil er das Gefühl hatte, für jeden Misserfolg alleine verantwortlich gemacht zu werden. Er räumte ein, dass die erforderliche Konstanz in Rapids Leistungen gefehlt habe, es zu viele Wechsel auf der Trainerposition gegeben habe, er von der Lösung mit Didi Kühbauer aber jetzt voll überzeugt sei. Sicher trug zur fehlenden Konstanz dabei, dass zu wenige Einkäufe das brachten, was sich Bickel und Rapid davon versprachen. Wie der inzwischen wieder verkaufte Lucas Galvao, Marvin Potzmann oder auf Grund seiner Tore und Assists bei alle seinen Schwächen auch Christoph Knasmüllner. Aber es gab zu viele, die Rapid nicht weiter halfen, daher in der Relation zu teuer eingekauft wurden. Von Veton Berisha bis zu Mateo Barac, auch wenn der Kroate Mittwoch den entscheidenden Penalty zum Aufstieg ins Cupfinale souveränst verwandelte. Aber dank guter Verkäufe wie Max Wöber und Louis Schaub, die allerdings keine „Kunst“ waren, gab es in jeder Sommertransferzeit ein finanzielles Plus.
Bickel meint, er habe ein gutes Fundament in Sachen Sportmanagement geschaffen, in Sachen Scouting, Athletik, medizinischer Bereich und Nachwuchs wäre etwas weiter gegangen. Wenn es Rapid wünscht, würde er auch durchaus seinen Nachfolger einarbeiten Mit Bickels Rückzug steht außer Diskussion: Sein Nachfolger muss fünf Monate, bevor der Nachfolger von Michael Krammer als Rapid-Präsident von der Generalversammlung gewählt wird, feststehen. Ob intern dann die Präsidentenfrage schon geklärt sein wird?
Auch der Name des Favorits auf den Job des Sportchefs nach Bickel fiel seit 17.März. Es ist Zoran „Zoki“ Barisic. Für den erfolgreichen Ex-Trainer, dessen Entlassung Krammer als größten Fehler seiner Ära eingestand, wäre es eine Premiere auf diesen Posten. Aber sein Vorteil: Er kennt den Verein von A bis Z, weiß um die Probleme vom Nachwuchs bis zur Kampfmannschaft, die ja trotz Cupfinale nicht zu übersehen sind. Zuletzt brachten sich auch ehemalige Rapid-Spieler wie Michael Konsel und Heimo Pfeifenberger medial in Stellung, da stehen die Barisic-Chancen garantiert günstiger.
Aber wenige Stunden nach Bickels Rückzugserklärung tauchte zwei neue Namen mit Rapid-Vergangenheit als Nachfolgekandidaten auf: Einerseits Helmut Schulte, der hoch geschätzte erste Sportchef der Barisic-Trainerära, in Verbindung mit „Zoki“. Dann hätte Rapid einen Sportvorstand und einen Sportchef. Auch ein Revival mit Alfred Hörtnagl soll ein Thema sein. In die erste Ära des Hütteldorfers in Tirol von 2007 bis 2011 fiel der bisher letzte Meistertitel. Nach seinem Rückzug war er beim deutschen Zweitligisten Fürth und bei RW Erfurt, ohne bleibenden Spuren zu hinterlassen. 2015 stieg der 52jährige wieder in seiner Heimat Tirol bei Wacker Innsbruck ein. 2018 gelang der Aufstieg. Folgt ein Jahr später sein“Revival“ in Hütteldorf? Das wäre eine Überraschung. Schon das Gerücht macht das Samstag-Duell am Tivoli zwischen Wacker Innsbruck und Rapid etwas brisanter. Rapids Trainer Didi Kühbauer hat wieder den zuletzt erkrankten Boli Bolingboli und den verletzt gewesenen Christopher Dibon zur Verfügung.
Am Tag von Bickels „Outing“ bewiesen einige Fans wieder einmal, nicht einmal annähernd so wie viel Stil wie der Noch-Sportchef zu haben. Im Zuge des Diskussionen um den Austragungsort des Cupfinales, in denen der grün-weiße Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek offenbar nichts mehr von Vertragstreue hält, die er in Sachen TV-Gelder, als es gegen Rapids Interessen ging, eingefordert hatte, auch wenn die grün-weiße Chefetage betonte, Austria stünde bei einer Verlegung jene Vergütung zu wie der Austragung ein Favoriten, hing Freitag ein Transparent auf der Brücke über die Tangente zur Generali-Arena, die am 1. Mai Viola Park heißen wird. Dort, wo die Polizei im Dezember 1300 Rapid-Fans eingekesselt hatte standen schlimme Schmähungen für Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer zu lesen. Tiefer geht´s nicht mehr. Die Übeltäter dürften zum violetten Fanlager gehören, das gegen ein Cupfinale mit Rapid im Austria- Stadion auf miese Art protestiert. „Experten“ behaupten, grün-weiße Protestierer hätten das Transparent sicher mit einem Kürzel gekennzeichnet. Auf jeden Fall ist so etwas indiskutabel.