Fußball

Buffalo Soldier auf Baric-Spuren: Pacult

Wer die österreichische Handynummer von Peter Pacult wählt, hört nach dem Klingelton den Megahit von Bob Marley über den Buffalo Soldier. Ganz unerschrockener Buffalo Soldier  ist Rapids inzwischen 57jähriger letzter Meistertrainer auch bei seinem Comeback nach  14 joblosen Monaten seit dem  Zweiwochenengagement beim slowenischen Klub NK Zavrc, das endete, weil der Präsident plötzlich feststellte, mit Pacult doch nicht zusammenzupassen: Dienstag trainiert  der Wiener erstmals den Tabellenletzten von Kroatien, HNK Cibalia Vinkovici, der in 20 Runden nur zweimal gewann, acht Punkte holte.  Vinkovci, eine 35.000 Einwohner-Stadt an der Grenze zu Serbien, ist von Wien per Auto am besten über Ungarn zu erreichen. Entfernung: Etwa 460 Kilometer. Die Mission heisst Rettung. Zum Thema  Himmelfahrtskommando fiel Pacult nur die Frage ein, welcher Trainerjob heutzutage eigentlich kein Himmelfahrtskommando bedeutet.

Seit Pacult vor nunmehr 14 Jahren bei 1860 München noch in der ersten Bundesliga gehen musste, kam bei den „Löwen“ kein Trainer annähernd an seine Erfolge heran. Auch die fünf Jahre bei Rapid können sich sehen lassen, bis Präsident  Rudi Edlinger im Frühjahr 2011 den Vertrag wegen „Vertrauensbruchs“ über Nacht aufkündigte. Weil Kontakte zwischen Red Bull-Boss Didi Mateschitz und Pacult ruchbar wurden. Drei Monate später übernahm Pacult RB Leipzig in der dritten Liga. Der Aufstieg scheiterte an einem Umfaller gegen einen Klub namens Meuselwitz. Als Ralf Rangnick im Juni 2012 Sportchef bei Salzburg und Leipzig wurde, rasierte er Pacult für seinen Vertrauten Alexander Zorniger. Wegen unüberbrückbarer Differenzen in der Spielphilosophie.  Eigenartig, weil es ein Gespräch darüber nie gab. Pacult übernahm 2013  den vom Abstieg bedrohten Zweiligisten Dynamo Dresden, schaffte via Relegation gegen Osnabrück die Rettung, womit sich der Vertrag verlängerte. Nach vier Runden der nächsten Saison wurde er entlassen. Dresden stieg danach ab.

Im Frühjahr 2015 siegte bei ihm die Verbundenheit zu seinem Stammklub Floridsdorfer AC, obwohl jeder wusste, das Pacults Profidenken mit den Strukturen des Klubs nicht zusammenpasste. Einen Tag nach seiner Zusage, um den Verbleib in der zweiten Liga zu kämpfen, meldete sich bei ihm der kroatische Spitzenklub Hajduk Split. Seine Ehre verbat es Pacult, nach einem Tag wieder beim FAC wieder  auszusteigen. Er  verabredete sich mit Hajduk für kommende Saison. Pacult gelang mit dem FAC in letzter Minute die Rettung. Aber  die Zeit nützte Hajduks Sportdirektor, der frühere Barceona-Spieler Goran Vucevic, um den jetzigen neuen Admira-Trainer Damir Buric in Split zu installieren. Also blieb Pacult in Floridsdorf, zog aber aus einem total verpatzten Start in die nächste Saison selbst die Konsequenzen.

Seither  kam er bei keinem österreichischen Klub zum Zug, wenn ein Trainerjob zu vergeben war. Als letzten Sommer Rieds Manager Stefan Reiter meint, kein österreichischer Kandidat hätte dem von ihm aus der vierten Liga geholten Deutschen Christian Benbennek das Wasser reichen können, schrieb ihm Pacult verärgert ein SMS, auf das er  bis heute keine Antwort bekam. Jetzt kann er seine Qualitäten in Kroatien unter schwierigen Bedingungen zeigen. Bei einem Klub, aus dem ehemalige Trainer und Mitspieler Pacults stammen, als noch Dinamo statt Sponsor Cibalia im Klubnamen stand.  Kroatiens verstorbener  Verbandsboss Vlatko Markovic, in Österreich Legionär bei Sportclub und Austria sowie Trainer bei Rapid mit Pacult, stammt von dort. Otto Baric arbeitete in Vinkovci von 1976 bis 1979 als Trainer, bevor er seine zweite Karriere in Österreich bei Sturm Graz und Rapid (mit Pacult) startete. Die Ex-Rapidler Petar Brucic (stammt aus dieser Stadt) und Sulejman Halilovic spielten bei Vinkovci, ebenso Tomislav Ivkovic, der ehemalige Klassetormann des FC Tirol.

Vinkovci gilt in Kroatien nicht als Klub mit solider finanzieller Basis. Die sagt man derzeit nur Winterkönig NK Rijeka mit Ex-GAK-Legionär Matjez Kek als Trainer und dem Ex-Austrianer Alex  Gorgon (acht Tore im Herbst) , Meister Dinamo Zagreb und Osijek nach. 20 Spiele bleiben Pacult, um die Rettung zu schaffen. Verstärkungen soll er im Jänner bekommen. Pacults Antwort auf die Frage, ob da ein Österreicher dabei sein könnte: „Warum eigentlich nicht?“

 

 

Meist gelesen

Nach oben