Fußball

Bundesliga entscheidet über die Zukunft von Milletich

Zum ersten Mal wird die Bundesliga praktisch über die Zukunft des ÖFB-Präsidenten entscheiden. Das ist der Ergebnis einer viereinhalbstündigen Sitzung des ÖFB-Präsidiums zu den Vorwürfen gegen Gerhard Milletich, bei der Vorarlbergs Präsident Horst Lumper wegen einer Lebensmittelvergiftung fehlte und der Wiener Anwalt Gerald Ganzger zu Beginn im Namen Milletichs erklärte, warum nicht, wie vom Präsident angekündigt, die Medien geklagt wurden, die über die Vorwürfe an ihn detailliert berichteten. Ganzger nannte prozesstaktische Gründe, was nicht sehr überzeugend klang, sondern mehr nach heißer Luft. Der Vorschlag, das Ethikkomitee der Bundesliga entscheiden zu lassen, kam von der Bundesliga, die durch Aufsichtsratschef Philip Thonhauser, Sturm Graz-Präsident Christian Jauk als dessen Stellvertreter, Vorstandchef Christian Ebenbauer (Bild oben), einem Juristen, und den für den Spielbetrieb zuständigen Vorstand David Rosenauer, der kein Stimmrecht hat, vertreten war.

Oberösterreichs Landesverbandspräsident Gerhard Götschhofer brachte neue Vorwürfe gegen Milletich in der „Inseraten-Affäre“ zur Sprache, die ein ÖFB-Sponsor (Geomix) schriftlich bestätigte. Die aber den Landesverbandspräsidenten, die bisher loyal zu Milletich standen, offenbar nicht reichten, um ihre Haltung zu überdenken. Nach kurzer Sitzungspause kam der durchaus vernünftige Vorschlag der Bundesliga, ihr Ethikkomitee einzuschalten. Der Götschhofer in seinem Kampf um eine ordentliche Führung des ÖFB zufriedenstellte, über den sich Milletich zumindest in einer offiziellen Aussendung sehr froh zeigte. Er kündigte, er werde so wie bisher auch gegenüber dem Ethikkomitee transparent auftreten.

Damit landete die Causa auf einer neutralen Ebene. Denn in dem Komitee sitzen honorige, über alle Zweifel erhabene Juristen. Etwa Wolfgang Pöschl, der ehemalige Vizepräsident des Oberlandesgerichts Wien, der Vorsitzender des Ibiza-U.Ausschusses im Parlament war, jetzt auch im U-Ausschuss zur ÖVP vertreten ist. Oder Hans Rzeszut, von 2003 bis 2006 Präsident des obersten Gerichtshofes oder Universitäts-Professor Gerhard Luf vom Institut für Rechts. Bis Ende Jänner werden sie entscheiden, ob Milletichs Vorgangsweise korrekt war oder nicht zu tolerieren ist, danach dem ÖFB-Präsidium ihren Standpunkt übermitteln.

Was das für die nächste Sitzung des ÖFB-Präsidiums am kommenden Freitag, bei dem eine Entscheidung über den geplanten Bau des Trainingszentrums in Aspern fallen soll, bedeutet? Zu einem einstimmigen Beschluss wird es sicher nicht kommen. Die Bedenken der Landesverbandspräsidenten aus Oberösterreich (Götschhofer), Salzburg (Herbert Hübel) und Tirol (Sepp Geisler) bezüglich Standort, Finanzierung und Betriebskosten, werden nicht beseitigt werden können. Ihre Pläne, rund um das Happel-Stadion im Prater Initiativen zu setzen, aber nicht in Aspern, werden sich allein schon wegen des Körner-Trainingszentrums von Rapid nicht mehr umsetzen lassen. Das heißt: Entweder gibt´s drei Nein-Stimmen oder drei Enthaltungen.

 

Foto: Servus TV/Neumayr Leo.

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