Die Entscheidung im Titelkampf fällt erst kommenden Samstag zwischen Titelverteidiger Sturm Graz, der Wiener Austria, die mit dem 2:1 (0:0) bei Wolfsberg seine Mini-Chance am Leben hielt und der Wolfsberger AC. Die besten Karten hat trotz 1:3 (0:2) bei Rapid im mit 26.000 Zuschauern ausverkauften Allianz-Stadion Sturm: Ein Unentschieden gegen Wolfsberg vor den eigenen Fans reicht im Live-Spiel von ORF 1 zur Titelverteidigung. Darum sagte Sturms Trainer Jürgen Säumel: „Eigentlich ist nichts passiert!“ Nur Sturm kann es aus eigener Kraft schaffen. Die Austria wird mit einem Heimsieg gegen Blau-Weiß Linz nur Meister, wenn Wolfsberg in Graz gewinnt. Dann wäre Austria, Sturm und Wolfsberg punktgleich, die direkten Duelle würden den ersten violetten Meistertitel seit zwölf Jahren bedeuten. Wolfsberg holt nach der ersten Niederlage in der Meistergruppe nur dann das Double, wenn ein Sieg in Graz gelingt und die Austria daheim gegen Blau Weiß Linz nicht gewinnt. Das ist seit Sonntag die unwahrscheinlichste Variante.
Der Sonntag in Hütteldorf stand eindeutig im Zeichen von Guido Burgstaller. Beeindruckend schon die erste Vor-Verabschiedung fünf Minuten vor dem Anpfiff zu seinem vorletzten Heimspiel im Rapid-Dress. Durch ein Spalier von Mitspielern und Betreuerteam kam er auf den Rasen, begrüßte jeden von ihnen mit Handschlag, wurde von Präsident Alexander Wrabetz, Geschäftsführer Steffen Hofmann und Sportvorstand Markus Katzer, dessen Vertragsverlängerung bis Dezember 2027 um 35 Minuten vor Spielbeginn offiziell wurde, geehrt. Über die ganze Fantribüne waren Transparente mit Dank an Burgstaller zu sehen. Und dann traf der 36 jährige noch vier Minuten vor der Pause nach einem Kopfbabwehr von Gregory Wüthrich mit links perfekt ins Eck zum 2:0. Das war die Vorentscheidung 20 Minuten nach dem ersten Bundesligator von Bendegüz Bolla zum 1:0. Der ungarische Rechtsverteidiger traf aus 27 Metern mit 100 km/h mit rechts. Ein Kracher, der via Innenlatte ins Tor flog. Zwischen 1:0 und 2:0 verhinderte Tormann Niklas Hedl gegen Leon Grgic und Tomi Horvat zweimal den Ausgleich.
Rapid begann mit einer gegenüber dem Derbysieg gegen Austria veränderten Mannschaft. Serge Raux-Yao kehrte ins Abwehrzentrum zurück, spielt dort mit Koaudio Ahoussou. Dominic Vincze begann erstmals in der Bundesliga als linker Verteidiger. Im Mittelfeld fehlten Mamadou Sangare wegen einer Muskelverletzung und Lukas Grgic, das zentrale Duo hieß Romeo Amane und Moritz Oswald, der mit Laufpensum und Zweikampfstärke überzeugte, in der Form eigentlich auf dieser Position Stammspieler sein müsste. An der rechten Flanke feierte Nikolaus Wurmbrand nach zwei Monaten ein Comeback, in der zweiten Hälfte setzte ihn Andrija Radulovic. Nach einer Stunde stellte Säumel von Viererabwehr auf Dreierkette um, riskierte mehr. Grgic schaffte das Anschlusstor, aber Rapid schlug zwölf Minuten später nochmals zurück. Wieder durch Bolla im zweiten Versuch nach Vorarbeit von Radulovic. „Es hat Riesenspaß gemacht“, gab Burgstaller zu, „so aufzuhören ist sicher leichtere und besser als mit einer Niederlage“.
Mit dem Sieg sicherte Rapid endgültig Platz fünf, da Bau Weiß Linz gegen Red Bull Salzburg zwar durch ein Tor von Simon Seidl, des jüngeren Bruders des Rapid-Kapitäns, führte, aber durch späte Treffer der Salzburg-Joker Petar Ratkov und Edmund Baidoo noch 1:2 (1:0) verlor, wodurch Salzburgs Chancen auf Rang zwei intakt blieben. „Nach dieser Leistung ist mir vor den letzten drei Spielen nicht bang“ meinte Rapids Trainer Stefan Kulovits vor der letzten Runde in Salzburg und dem Play-off-Finale um den Europacupplatz gegen LASK oder Hartberg. Steffen Hofmann brachte am Abend bei „Talk & Tore“ von Sky aber alles in die richtige Relation: „Platz fünf ist nichts, worauf wir stolz sind, mit dem wir zufrieden sind!“ Dennoch wurde Katzers Vertrag verlängert.
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