Fußball

Burgstallers Rückkehr an die Stätte des Schreckens

Mittwoch Abend betrat  Guido Burgstaller  wieder  das  Toumba-Stadion von Saloniki. Zum Training von Schalke für das Europa League-Spiel gegen Paok 24 Stunden später. Was der Kärntner dort  am 23.August 2012 noch als Rapidler erlebte, wird er sein Leben lang nicht vergessen, erzählte er nicht nur  Landsmann Alessandro Schöpf, sondern allen Mitspielern Trainer Markus Weinzierl: „Ich hoffe schon, dass es  diesmal viel ruhiger abgeht“, meinte  der normalerweise unerschrockene Burgstaller, den nicht so schnell erschüttern kann, „damals war schon ein bisserl Angst dabei.“

Die Rapidler brachen damals das Aufwärmen ab, denn zwischen den Fans von Paok und Rapid tobte eine Bengalo-Schlacht. Die Paok-Ultras haben einen schlechten Ruf, die „Kollegen“ von Panathinaikos  sind für sie ein rotes Tuch. Zu den Grün-weißen aus Athen hatten aber die aus Hütteldorf gute Kontakte, was in Saloniki  kein großes Geheimnis war. So kam es bereits  vor dem Stadion zu Ausschreitungen, bei denen die Polizei Tränengas einsetzte. Im Stadion ging es dann beim Aufwärmen los, als die Rapid-Fans  provokante Panathinaikos-Sprechchöre anstimmten, was nicht gerade clever war,  und Leuchtstifte in Richtung Paok-Sektor abschossen, was in der Fanszene als absolutes „No Go“ gilt. Die Paok-Fans stürmten über den Rasen Richtung Rapid-Sektor, der hinter dem Tor lag, vor dem sich die Rapidler gerade aufwärmten, warfen Bengalos hinein. Die Antwort: Bengalo-Würfe  aus dem Rapid-Sektor in Richtung der teilweise vermummten Griechen.  Und das alles bei über 30 Grad. Schliesslich kamen auch die Polizisten mit Schlagstöcken auf den Rasen, um die Paok-Fans in ihren Sektor zurückzudrängen. Einer hatte davor einen Rapidler (Harald Pichler) angespuckt, ein anderer wollte  Steffen Hofmann attackieren, was Torhüterriese Jan Novota verhinderte.

Der total erschrockene und entsetzte  slowenische UEFA-Delegierte mit englischem Namen, David McDowell, wollte  Englands Starreferee Andre Mariner das Match gar nicht anpfeifen lassen. Mit sieben Minuten Verspätung begann es dann doch. Burgstaller war nach 24 Minuten der erste Spieler, dem Mariner die gelbe Karte  zeigte. Rapid führte von der 25. bis zur 69. Minute , verlor noch 1:2, musste nachher bis lange nach Mitternacht in der Kabine bleiben. Alle waren froh, als sie nach ein Uhr früh im Charterflugzeug nach Wien sassen. „Es hatte schon ein bisschen etwas von Krieg“, stellte Terrence Boyd, jetzt Darmstadts neue Hoffnung um den Klassenerhalt, fest. Das Retourspiel im restlos ausverkauften Hanappi-Stadion verlief ohne Zwischenfälle, Rapid stieg mit  3:0 in die Gruppenphase auf, musste jedoch das erste Heimspiel gegen Rosenborg Trondheim vor leeren Tribünen bestreiten. Die UEFA urteilte rigoros – Rapid stand noch drei Jahre unter Beobachtung, wäre beim nächsten Vorfall mit Fans vom Europacup ausgeschlossen worden.

So wie damals mit Rapid aufsteigen, ist fast fünf Jahre später  Burgstallers Ziel mit Schalke. Aber wer weiß, vielleicht schont ihn Weinzierl in Saloniki wegen des Sonntag-Spiels in Köln. „Als wir im Herbst in Bundesliga und Europa League  12 Spiele lang ungeschlagen blieben, machte auch die Rotation den Erfolg aus“ , erinnert sich Weinzierl. Die Alternative zu Burgstaller wäre der Holländer Klaas Jan Huntelaar.

 

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