PETERLINDEN.LIVE

Darf ein Klub mit mehr als 60 Millionen Schulden die Lizenz bekommen?

AUSTRIA-FAN (FK AUSTRIA WIEN - SK RAPID WIEN); © FOTObyHOFER/Christian Hofer, 19.03.23

Am 13. Juni 2022 hatte der Senat fünf der Bundesliga unter Vorsitz des renommierten Wirtschaftsanwalt Thomas Hofer-Zeni der Wiener Austria aus finanziellen und rechtlichen Gründen die Lizenz in erster Instanz verweigert. Aus finanziellen und rechtlichen Gründen. Im zweiten Anlauf bekam der Traditionsklub die Lizenz, musste allerdings mit dem Abzug von zunächst vier, später „nur“ drei Punkten leben. Genau ein Jahr später wird Donnerstag der Senat fünf erneut bekannt geben, welchem Verein die Lizenz erteilt oder verweigert wurde, ob es für einen oder mehrere Klubs Auflagen gibt. Natürlich interessiert vor allem das Thema Austria. Gibt es mitten in die sportliche Aufbruchstimmung bei den Fans nach dem 3:3 bei Meister Red Bull Salzburg, einen Tiefschlag? Der Senat fünf befindet, ob ein Klub wirtschaftlich und organisatorisch gemäß den Lizenzbedingungen leistungsfähig ist oder nicht. Je ein Jurist und Wirtschaftstreuhänder müssen dem Gremium, das die Urteile fällt, angehören.

Kann ein Klub die Lizenzbedingungen erfüllen, der wie die Austria zugibt, mehr als 60 Millionen Euro Verbindlichkeiten zu haben, offen darüber redet, weiter ein Patient auf der finanziellen Intensivstation zu sein? Dazu gibt es geteilte Meinungen. Manche glauben, es komme nur darauf an, ob man die Schulden entsprechend „bedienen“ kann. Ob man sich mit Kreditgebern über die Rückzahlung in Raten einigen kann, die der Klub nicht überfordert. Hauptkreditgeber ist die Bank Austria. Sicher kein Zufall, dass der Österreich-Boss des Unternehmens, Gerhard Zadrazil, Chef des Verwaltungsrats der Austria ist.  Und dass er sich dafür starkmachte, dass sein Vertrauter Gerhard Krisch Wirtschaftsvorstand der Austria AG wurde. Sollte die Austria erneut die Lizenz nicht im ersten Anlauf erhalten, dann würde Krisch noch umstrittener sein als er es ohnehin schon ist. Ohne Einstieg der Investorengruppe um Sportvorstand Jürgen Werner würde es die Austria wahrscheinlich nicht mehr geben. Das sagte nicht nur Werner, sondern unlängst auch Ex-Kapitän Markus Suttner im „Talk und Tore“ bei Sky. Er gehört jetzt zur violetten Marketingabteilung. Der deutsche Vorsitzende des AG-Aufsichtsrats, der Deutsche Peter Kroha, kommt aus Werners Investorengruppe. Schon vor drei Jahren hatte Peter Stöger, damals Sportvorstand, prophezeit, ohne Investor werde es keine Chance geben, zu überleben.

Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner behauptete letzten Sonntag in Salzburg, dass Violett der Verein ist, der mit Abstand am meisten beäugt wird. Auch heuer gab es einige „Rückfragen“. Daran ist die Austria auf Grund der Vorkommnisse in den letzten zehn Jahren selbst schuld, was Ortlechner zugab. Aber die Hoffnung lebt, dass es Donnerstag mit er Lizenz schon im ersten Wurf klappt. Abwarten. Auf jeden Fall wird Austria im Endeffekt die Lizenz wieder bekommen. Weil die Chefetage der Liga genau weiß, dass es nicht gut wäre, wenn Wien nur mit einem Verein, sprich Rapid, in der obersten Spielklasse vertreten wäre.

 

 

 

 

 

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

Die mobile Version verlassen