Fußball

Das 3:0 tut gut, aber Euphorie wäre fehl am Platz!

Alle, die im neuen Teamchef Ralf Rangnick einen Heilsbringer sehen, sein Engagement als alternativlos bejubelten, müssen sich bestätigt fühlen: Denn besser hätte seine Ära gar nicht beginnen können. Österreichs 3:0 (1:0) beim Vizeweltmeister Kroatien zum Start der Nations League bedeutete nicht nur den ersten Sieg im sechsten Duell gegen die Kroaten, sondern auch den ersten seit 14 Jahren gegen eine Mannschaft, die in der Weltrangliste besser platziert ist. Kroatien verlor erstmals seit dem k.o. im Achtelfinale der Europameisterschaft gegen Spanien im Juni 2021 oder nach neun Spielen, bezog die erste Niederlage im Stadion Gradski vat von Osijek. Damit geht Österreich Montag als Tabellenführer ins Heimspiel gegen Dänemark im Happel-Stadion. Aber die Dänen bezwangen Freitagabend Weltmeister und Nations League-Titelverteidiger Frankreich im Stade de France von Paris 2:1 (0:0). Weil Joker Andreas Cornelius vom türkischen Meister Trabzonspor nach der französischen Führung durch ein Supertor von Karim Benzema zweimal traf. Salzburg-Verteidiger Rasmus Kristensen spielte ab der 60. Minute. Die Franzosen waren zuvor eineinhalb Jahre in Heimspielen ungeschlagen. Teamchef Didier Deschamps ließ sich nach dem Tod seines Vaters durch Assistent Guy Stephan vertreten.

Alles wartete gespannt auf Rangnicks erste Aufstellung. Er entschied sich für drei Innenverteidiger, für Lens-Legionär Kevin Danso (erster Einsatz seit 2018), Gernot Trauner und Salzburgs Max Wöber, für ein Fünfer-Mittelfeld (Stefan Lainer, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer, Xaver Schlager und Andreas Weimann, der sich im Training aufdrängte) und für die Spitzen Marko Arnautovic und Karim Onisiwo, den Rangnick als besten Partner für Arnautovic sah. Kein Platz für Christoph Baumgartner, der im Finish für Weimann eingewechselt wurde, und für Sasa Kalajdzic, der gar nicht zum Zug kam. Aber trotz des überragenden Resultats war nicht alles Gold, was glänzt.

„Erst nach einer halben Stunde sah es nach Fußball aus“, gab auch Rangnick zu. Bis dahin gab es bei 28 Grad nichts Neues, nichts Positives zu sehen. Erinnerte einiges an die schwache WM-Qualifikation. Die Kroaten beherrschten das Spiel, die Österreicher hatten keinen Zugriff. Tormann Heinz Lindner verhinderte dreimal den Rückstand. Rangnick reagierte rasch, stellte von 3-5-2 auf 4-2-2-2 um, auf Viererkette mit Linksverteidiger Wöber um. Da klappte es in den letzten Minuten vor der Pause schon besser, dennoch kam der Führungstreffer überraschend. Ein Sprint von Onisiwo schuf Raum für Arnautovic, der so zum Strafraum kam, vom Ex-Salzburger Duje Caleta Car nicht attackiert wurde und genau ins Eck traf. Sein 33. Tor für Österreich. Bis zur Pause spielten die Kroaten doppelt so viele Passes wie Österreich, obwohl ihr Topstar und Kapitn Luka Modric auf der Bank saß.

Trotz Führung tauschte Rangnick in der Pause dreimal. Sowohl der Torschütze als auch Sturmpartner Onisiwo blieben in der Kabine, ebenso Lainer. Für sie kamen Christopher Trimmel, Nicolas Seiwald und Michael Gregoritsch. Mit einem Doppelschlag innerhalb von vier Minuten war bereits nach 58 alles gelaufen. Zuerst traf Gregoritsch mit links nach perfektem Wöber-Assist bei seiner zweiten Chance. Sein Jubel bedeutete ein kleines Trostpflaster für seinen Vater Werner nach dessen Scheitern mit dem U 21-Team.  Nach ihm bezwang Sabitzer, der auf Arnautovic als Kapitän folgte, Kroatiens Tormann Ivan Ivusic, mit einem Distanzschuss. Sein zwölfter Treffer im Teamdress, Österreich war sehr effizient. Danach kam zwar Modric, aber Österreich hätte sogar noch höher gewinnen können.

Nach dem großen Prestigeerfolg, bei dem wenig vom Angriffspressing, über das so viel geredet wurde, zu sehen war, in Euphorie zu verfallen, wäre der falsche Weg. Das sah auch Rangnick so. Auch Sabitzer warnte: „Man sollte jetzt besser nicht gleich alles hochjubeln!“ Auf jeden Fall wird es Montag und Freitag gegen Frankreich eine große Kulisse geben, gegen die Dänen auch eine positive Stimmung. Das tut allen gut. Rangnick kündigt trotz 3:0 einige Umstellungen an. David Alaba wird sicher beginnen, Samstag stößt auch Philipp Lienhart zum Kader.

Einen vielleicht noch größeren Paukenschlag als Österreich schaffte Holland unter Louis van Gaal. Nach 25 Jahren gelang wieder ein Sieg im Nachbarsduell gegen Belgien. Der fiel mit 4:1 (1:0) in Brüssel noch deutlicher aus als der von Österreich in Kroatien. Belgiens Tor fiel erst in der 93. Minute.

 

Foto: UEFA.

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